Entwarnung auf Mallorca, „harte Tage“ in Griechenland: die Lage in den Topurlaubsländern
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Die Lage in den Lieblingsurlaubsregionen der Deutschen ist sehr unterschiedlich.
© Quelle: imago images/Eibner Europa/Givaga/Azumendi/Limbach/RND-Montage: Behrens
Die Sehnsucht der Deutschen nach einem Urlaub ist groß, die Reisebuchungen ziehen langsam an. Von alten Rekordständen sind sie aber noch weit entfernt, die Buchungen erreichten bislang nur 26 Prozent des von der Pandemie noch unbeeinflussten Niveaus des Vorjahreszeitraumes. Doch die Tourismusbranche in Deutschland glaubt: Die Deutschen sitzen quasi auf gepackten Koffern und warten nur auf das „Go“ der Regierung, so wie es in Großbritannien der Fall war.
Nachdem Premierminister Boris Johnson den Juni als Termin für das Ende des Corona-Lockdowns in Großbritannien verkündet hatte, begann ein Run auf Urlaubsangebote im Sommer: Die Zahl der Buchungen sei in den Stunden danach um 630 Prozent gestiegen, teilte die Airline Easyjet mit.
Was erwartet Urlauber in diesem Jahr in Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei? Auf Einschränkungen müssen sie sich auch im zweiten Jahr mit der Corona-Pandemie einstellen. Wann gelockert wird, ob es weniger Einschränkungen für Geimpfte oder Negativgetestete geben soll: Die Einstellungen dazu unterscheiden sich von Land zu Land ebenso wie die Infektionslage. Ein Überblick.
Spanien: Das ganze Land vermisst die Touristen
Aus Madrid berichtet Martin Dahms
Das Robert-Koch-Institut in Berlin stuft die Balearen – Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera – nicht mehr als Corona-Risikogebiet ein. Das erleichtert das Reisen: Nach einer Rückkehr von den Mittelmeerinseln muss man in Deutschland ab Sonntag nicht mehr die ansonsten vorgeschriebene Zehn-Tage-Quarantäne beachten. Spanien verlangt von allen Einreisenden allerdings weiterhin einen negativen PCR-Test und die Vorlage eines ausgefüllten Gesundheitsformulars, das man sich über die App „Spain Travel Health“ aufs Telefon laden kann. Außer den Balearen gelten nun auch die Festlandregionen Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, La Rioja und Murcia nicht mehr als Risikogebiete.
Schon am Mittwoch hatte die Regionalpräsidentin der Balearen, Francina Armengol, optimistisch verkündet: „Wir sind dabei, das Ende des Tunnels zu erreichen.“ Ganz Spanien gehört zurzeit zu den europäischen Ländern mit vergleichsweise niedriger Corona-Inzidenz, etwa auf selber Höhe wie Deutschland. Auf den Balearen sieht es besonders gut aus: Hier liegt die Sieben-Tage-Inzidenz seit gut zwei Wochen unter 35; am Donnerstag war der Wert 21,23 – deutlich unter dem spanischen Durchschnitt von 60,1.
Die Balearen sind eine der Weltgegenden, die von der Corona-Krise wirtschaftlich ausgesprochen hart getroffen wurden: Das Bruttoinlandsprodukt brach hier im vergangenen Jahr nach Zahlen der spanischen Zentralbank um 27 Prozent ein. Ein katastrophaler Wert. Die Mittelmeerinseln leben vom Tourismus, und der blieb im vergangenen Jahr weg. Der wirtschaftliche Niedergang traf ganz Spanien – mit einem Minus von 11 Prozent –, aber keine Region so hart wie die Balearen. Und noch eine Zahl: Das Gastgewerbe im ganzen Land verlor 2020 fast 60 Prozent seines Geschäftes. Man kann sich vorstellen, wie sehnsüchtig die Touristen erwartet werden: die Engländer, die Deutschen, die Franzosen und alle anderen.
Reisen wieder möglich: Mallorca ab Sonntag kein Corona-Risikogebiet mehr
Was lange Zeit für viele nur ein Wunschtraum war, wird jetzt möglich. Für das beliebteste Urlaubsziel Mallorca fällt die Quarantänepflicht bei Rückkehr weg.
© Quelle: dpa
Wie schnell wieder Urlaub wie früher möglich sein wird, hängt vom Virus ab. Noch bis Anfang Mai gilt in ganz Spanien der Alarmzustand, der unter anderem nächtliche Ausgangssperren und das Verbot, von einer Region in die andere zu reisen, beinhaltet. Ausländische Touristen haben den Vorzug, dass sie (mit negativem Testergebnis) kommen dürfen, aber einmal im Lande, müssen sie sich an die Regeln halten wie alle anderen. Das bedeutet: Maskenpflicht und keine Partys, auch nicht am Strand. Mehr als sechs Leute dürfen sich grundsätzlich nirgendwo zusammentun. Ob die Regeln bis zum Sommer gelockert oder verschärft werden – wer weiß das schon?
Die spanische Regierung versucht gerade bei den europäischen Partnern Druck zu machen, um sich auf einen Corona-Impfpass zu verständigen, der das Reisen vereinfachen soll: Wer geimpft ist oder schon eine Infektion überstanden hat, soll von der Testpflicht befreit werden. Ob sich die spanische Haltung in der EU durchsetzt, steht dahin. So oder so: Die Balearen-Präsidentin Armengol verspricht „Vorsicht“ bei der Öffnung der Inseln für den Tourismus. So wie im vergangenen Jahr: In der kurzen Sommersaison habe es keine Covid-Ausbrüche in den Hotels gegeben. „Mallorca wartet schon“, ist jetzt das Motto der Regionalregierung. Vielleicht kommen ja bereits Leute zu Ostern. Oder im Mai. Aber hoffentlich ganz bestimmt im Juni.
Urlaub trotz Corona: Der Reisereporter auf der Urlaubsinsel Mallorca
10.900 Touristen sind im Rahmen eines Pilotprojekts auf die Balearen geflogen, um Urlaub unter Corona-Regeln zu testen. Darunter auch Maike Geißler.
© Quelle: Maike Geißler/RND
Italien: Nach dem Mittag gehen die Pizzaöfen aus
Aus Rom berichtet Dominik Straub
Zu einem rundum erfreulichen Italien-Urlaub gehört der abendliche Gang in eine Pizzeria oder eine Trattoria – doch im Moment ist dies nur in Sardinien möglich. Aufgrund der tiefen Covid-Fallzahlen ist die Insel derzeit als einzige Region Italiens als „weiße Zone“ eingestuft. Und das bedeutet, dass die Restaurants bis abends um 23 Uhr geöffnet bleiben dürfen. In allen anderen Regionen ist um 18 Uhr Schluss, und weil in Italien niemand auf die Idee kommt, um diese Zeit essen zu gehen, schließen die Pizzerien und Trattorien bereits nach dem Mittagessen.
Sardinien ist auch fast die einzige italienische Destination, die bereits für Ostern gebucht wird – in deutlich geringerem Umfang zwar als in normalen Jahren, „aber wir verzeichnen ein steigendes Interesse der Deutschen, der Schweizer und vor allem der Engländer“, bestätigt der Hotelmanager Nicola Palomba, Verantwortlicher des sardischen Tourismusverbands. Für die Hochsaison im Sommer liegt der Stand der Buchungen bei 65 Prozent des Jahres 2019. „Es handelt sich freilich um Buchungen, die noch bestätigt werden müssen.“ Anfragen von Gästen haben auch andere Inseln, insbesondere Elba und Sizilien.
Grundsätzlich kann aber bereits jetzt in jeder italienischen Region Urlaub gemacht werden: Die Hotels dürfen, zumindest theoretisch, selbst in den „roten Zonen“ geöffnet bleiben und ihre Gäste auch abends bedienen. Zur Einreise aus Deutschland (und den allermeisten EU-Ländern) reicht ein negativer Covid-Test, der nicht älter ist als 48 Stunden. Wer ohne Test anreist, muss sich umgehend vor Ort testen lassen und sich bis zum Vorliegen des Resultats in Quarantäne begeben.
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Sardinien hat einige schöne Strände. Deutsche buchen bereits wieder Reisen für Ostern.
Sardiniens Regionalpräsident Christian Solinas hat angekündigt, dass Geimpfte ab Montag auch ohne Test einreisen können – dieses Modell wird auch von den Hoteliers in den anderen Regionen angestrebt. Natürlich hofft die ganze Branche auf den europäischen Impfpass, der am 17. März in Brüssel diskutiert werden soll. So oder so wollen die Hotels ihren Gästen mit größtmöglicher Flexibilität entgegenkommen: Buchungen müssen in der Regel nicht im Voraus bezahlt werden; Stornierungen sind bis kurz vor der Anreise möglich. „Wir werden dafür sorgen, dass immer eine Lösung gefunden wird“, verspricht Palumbo.
Wegen der Pandemie war das Jahr 2020 für den italienischen Tourismus eine einzige Katastrophe: Die Branche, die rund 13 Prozent zum Bruttosozialprodukt des Landes beiträgt, hat Einbußen von rund 60 Prozent verzeichnet. Wie die Situation in einigen Wochen und Monaten aussehen wird, vermag derzeit niemand zu vorauszusagen. Außer in Sardinien steigen in ganz Italien die Fallzahlen wieder bedrohlich an. Premier Mario Draghi setzt alles auf die Impfkampagne – in der Hoffnung, dass Italien spätestens bis zum Beginn der Hauptsaison im Sommer bereit für die Gäste ist.
Die Deutschen sind für Italien zahlenmäßig die mit Abstand wichtigsten Touristen: Fast 60 Millionen der 218 Millionen Übernachtungen von Ausländern entfielen im Jahr 2019 auf deutsche Gäste.
Griechenland: Geimpfte vor!
Aus Athen berichtet Gerd Höhler
Mehr denn je steht jetzt bei den Deutschen Griechenland als Urlaubsziel im Fokus: Nach einer Statistik des Marktforschungsunternehmens Travel Data + Analytics liegt Hellas bei den Buchungen mit 23,6 Prozent erstmals vor Spanien mit 21,2 Prozent. Besonders gefragt sind die Inselziele Kreta, Rhodos und Kos. Für die griechische Tourismuswirtschaft ist der deutsche Markt besonders wichtig. Die Deutschen stellten 2019 mit vier Millionen Gästen das größte Kontingent der ausländischen Besucher. Auch im Corona-Krisenjahr 2020 blieben sie Griechenland treu: Während die Zahl der ausländischen Touristen insgesamt um 76,5 Prozent zurückging, fiel die der deutschen Urlauber nur um 62 Prozent.
Die Hellas-Liebhaber müssen sich allerdings noch gedulden. Denn die Pandemie wütet in Griechenland jetzt heftiger als je zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die noch Ende Januar bei 30 lag, beträgt aktuell 142. Seit vergangener Woche gilt beim Robert-Koch-Institut ganz Griechenland als Risikogebiet. Noch ist das Land im Lockdown. Dennoch hofft Tourismusminister Charis Theocharis, am 14. Mai die diesjährige Saison einläuten zu können. In einem Vorlauf will man sogar ab April Reisen aus einigen Staaten ermöglichen, die bei den Impfungen besonders gute Fortschritte machen, wie Israel und Großbritannien. Einreisen darf allerdings nur, wer entweder eine Impfung gegen Covid-19 absolviert hat, Antikörper nachweisen kann oder bei der Ankunft ein aktuelles negatives Testergebnis mitbringt. Außerdem soll es bei der Einreise stichprobenartige Schnelltests geben. „Damit wollen wir sicherstellen, dass jeder Tourist absolut sicher ist“, sagt Minister Theocharis.
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Ein Tuifly-Flugzeug im Landeflug auf Korfu.
© Quelle: imago images/CHROMORANGE
Wie im vergangenen Sommer werben griechische Hotels auch in diesem Jahr mit besonderen Hygienekonzepten um Gäste. Die Beschäftigten in der Tourismusbranche sollen in den nächsten Monaten bevorzugt geimpft werden. Bei den Impfungen liegt Griechenland über dem europäischen Durchschnitt. Ende März könnte der Einzelhandel wieder öffnen, ab April möglicherweise auch zunächst die Außengastronomie. Alles hängt aber davon ab, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Vergangenen Dienstag erreichte die Zahl der neu festgestellten Infektionen einen neuen Rekord für dieses Jahr und den dritthöchsten Wert seit Beginn der Pandemie. „Wir haben noch harte Tage vor uns“, sagt Regierungssprecherin Aristotelia Peloni, „aber wir laufen jetzt die letzte Meile dieses Marathons.“
Türkei will ab Ende April Urlauber empfangen
Es berichtet Gerd Höhler
600.000 Betten warten in Antalya auf die Gäste. 15 Millionen Urlauber besuchten 2019 die türkische Touristenhochburg, davon 2,5 Millionen aus Deutschland. Dann kam Corona. 2020 brach die Zahl der Besucher in Antalya auf 3,3 Millionen ein. Landesweit fielen die Urlauberzahlen von 45 auf 12,7 Millionen, ein Rückgang um 72 Prozent. In diesem Jahr hofft die Türkei auf ein Comeback. Das Ziel sind 25 Millionen Besucher.
Ob die Marke erreicht wird, hängt nicht zuletzt von den Deutschen ab: Sie stellten 2019 nach den Russen die zweitgrößte Urlaubernation in der Türkei. Ende April will das Land in die diesjährige Urlaubssaison starten, kündigte Tourismusminister Nuri Ersoy jetzt an. Ein ambitionierter Plan, denn noch sind die Infektionszahlen hoch. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell mit 106,5 deutlich über dem kritischen Wert von 50.
Das türkische Gesundheitsministerium hat das Land in vier Risikozonen eingeteilt, von „gering“ bis „sehr hoch“. Die Touristengebiete an der türkischen Riviera und Istanbul fallen in die zweithöchste Risikoklasse. Je nach Zone gelten unterschiedliche Beschränkungen, wie allgemeine Ausgangssperren an Wochenenden und Ausgehverbote für Menschen über 65 und unter 20 Jahren. Touristen sind davon ausgenommen. Die Regierung hat überdies einige Beschränkungen seit Anfang März gelockert. So dürfen Gastronomiebetriebe zwischen 7 und 19 Uhr wieder öffnen, allerdings nur mit 50-prozentiger Auslastung. Weitere schrittweise Lockerungen sind geplant. Das Ziel sei eine „kontrollierte Normalisierung“ des öffentlichen Lebens, heißt es bei den Behörden.
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Ein Mann mit einem Besen geht an einem leeren Strand in Antalya entlang.
© Quelle: Marius Becker/dpa
Das Robert-Koch-Institut führt derzeit noch die ganze Türkei als Risikogebiet. Das Auswärtige Amt warnt vor touristischen Reisen in die Türkei. Wer trotzdem hinfliegt, muss schon beim Check-in und erneut bei der Ankunft einen negativen PCR-Test vorlegen, der nicht älter sein darf als 72 Stunden. Corona-Selbsttests werden nicht anerkannt. Außerdem muss man vor Antritt der Reise eine elektronische Anmeldung ausfüllen. Über Reiseerleichterungen für Geimpfte ist noch nicht entschieden. Bei der Rückkehr nach Deutschland gelten die für alle Risikogebiete vorgesehenen Bestimmungen, also eine digitale Einreiseanmeldung, eine Test- und Quarantänepflicht.
Wie bereits im vergangenen Sommer wirbt die Türkei auch jetzt mit Sicherheitszertifikaten um ausländische Urlauber. Die Beglaubigung erhalten Tourismusbetriebe, die besondere Hygienevorschriften gegen Covid-19 erfüllen und so „sicheres Reisen“ ermöglichen sollen. Wie in den meisten anderen Urlaubsländern rechnet man auch in der Türkei damit, dass angesichts der Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie in diesem Jahr die Last-Minute-Buchungen eine große Rolle spielen werden.