Mallorca-Urlauber nach Einstufung als Hochinzidenzgebiet: „Quarantäne ist für uns keine Option“
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Die Playa de Palma auf Mallorca.
© Quelle: imago images/Chris Emil Janßen
„Malle ist meine Insel“, sagt Jennifer Oberhoff aus Nordrhein-Westfalen. Am vergangenen Sonntag hatte sie mit ihrer Familie und einem Freund ihres Sohnes eigentlich ins Flugzeug steigen und auf die Urlaubsinsel fliegen wollen. Doch aus dem Wiedersehen wird erst einmal nichts. Ganz Spanien, und damit auch Mallorca, gilt ab Dienstag als Hochinzidenzgebiet. Und für die Oberhoffs heißt es deshalb: Bulgarien statt Bierkönig.
Denn die Einstufung bringt verschärfte Regeln für die Rückreise nach Deutschland mit sich – vor allem für Urlauber und Urlauberinnen, die weder geimpft noch genesen sind. Sie erwartet eine zehntägige Quarantäne, die durch einen negativen Corona-Test auf fünf Tage verkürzt werden kann. Geimpfte und Genesene sind von der Quarantänepflicht befreit. „Wir drei sind vollständig geimpft. Aber der Kumpel meines Sohnes hatte bisher nur eine Impfung“, erzählt Jennifer Oberhoff. „Mit 18 in den Ferien in Quarantäne – das war für uns keine Option.“
Mitten im Urlaub: Spanien wird Hochinzidenzgebiet
Das kann problematisch werden für ungeimpfte Touristen: Spanien und die Niederlande werden kommende Woche zu Corona-Hochinzidenzgebieten hochgestuft.
© Quelle: dpa
„Man kann nicht nur nach dem Inzidenzwert gehen“
Auch Patrick Hieber aus Memmingen in Bayern hat seinen geplanten Mallorca-Urlaub wieder gecancelt. Aus privaten, vor allem aber beruflichen Gründen könne er nicht in Quarantäne, sagt der 31-Jährige, der in einer Metzgerei arbeitet: „Ich musste stornieren.“ Für die Hochstufung habe er allerdings kein Verständnis: „Man kann nicht nur nach dem Inzidenzwert gehen, sondern sollte auch auf andere Faktoren schauen. Die Belegung der Krankenhäuser zum Beispiel.“
Die Sieben-Tage-Inzidenz auf den Balearen gab das spanische Gesundheitsministerium zuletzt mit 340,9 an (Stand: 26. Juli). Angesichts stark gestiegener Infektionszahlen meldeten die Behörden in dieser Woche, sie hätten nicht ausreichend Personal für die Kontaktnachverfolgung. Auch die Krankenhäuser geraten zunehmend unter Druck.
„Die Balearen-Regierung hat zu lange zugeguckt“, sagt eine deutsche Urlauberin, die nicht namentlich genannt werden möchte. An Tourismushotspots wie der Playa del Palma säßen die Menschen ohne Maske in Frühstücksräumen, einige Hotels nähmen es mit der Maskenpflicht nicht so genau. „Und da verbreitet sich das Virus eben rasend“, erzählt die Reisende.
Sie selbst verbringe ihren Mallorca-Urlaub „weit ab vom Schuss“, sei zudem geimpft und sogar froh, dass durch die Hochstufung „auf dem Rückflug kein ungeimpftes Partyanimal mit halb runterhängender Maske bei mir im Flieger sitzt.“ Für Familien, die jetzt stornieren müssen, tue es ihr aber leid.
Urlaub im Hochinzidenzgebiet: Auch für Kinder gilt die Quarantänepflicht
Denn Familien mit Kindern trifft die Einstufung Mallorcas als Hochinzidenzgebiet besonders hart. „Bei der Quarantäne gibt es kein Mindestalter“, teilt das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland mit. „Für unter Zwölfjährige gelten dieselben Vorschriften wie für Erwachsene. Sie können sich bei der Rückkehr aus einem Hochinzidenzgebiet frühestens ab dem fünften Tag nach Einreise freitesten. Ob die Eltern geimpft sind, macht keinen Unterschied.“
Aus diesem Grund wird wohl auch Daniela Assmann ihren für Mitte August geplanten Mallorca-Urlaub mit der Familie absagen. „Für meine Tochter wäre es sicher am schlimmsten“, sagt sie. Ab dem 3. September werde das Mädchen in Niedersachsen die weiterführende Schule besuchen. Zwar ließe sich der Urlaub auch so umbuchen, dass die Quarantäne pünktlich beendet wäre – aber sie „fünf Tage ohne Freunde einzusperren“, sei auch so schon hart genug, sagt die Mutter. „Die Angst ist ein ständiger Begleiter. Ich hoffe, wir können den Urlaub nächstes Jahr nachholen.“
RND/cs