Erste Reedereien erheben Treibstoffzuschlag für Kreuzfahrten
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Plantours erhebt wegen der hohen Treibstoffpreise einen Zuschlag.
© Quelle: Plantours
Hannover. Der Kreuzfahrtanbieter Plantours berechnet einen Treibstoffzuschlag. Das gilt nicht nur für neue, sondern auch für bereits bestehende Buchungen, berichtet das Magazin „Reise vor 9“ unter Berufung auf Konzernangaben.
In einem Schreiben an die Kundinnen und Kunden heiße es demnach, nach Abschluss des Reisevertrages hätten „bedauerlicherweise der Krieg in der Ukraine und die weltpolitische Lage dazu geführt, dass sich die Preise für die Beförderung von Personen aufgrund höherer Kosten für Treibstoff und andere Energieträger nicht unerheblich erhöht“ hätten.
Bezugspreis verdoppelt
Plantours erklärte die Kostensteigerung am Beispiel des Hochseeschiffes „Hamburg“: Der durchschnittliche Verbrauch von Marinediesel betrage rund 24 Tonnen pro Tag. Als man die Reisepreise im letzten Jahr kalkuliert habe, sei man von einem Bezugspreis in Höhe von 550 US-Dollar pro Tonne ausgegangen. Dieser Bezugspreis sei zwischenzeitlich auf 1100 US-Dollar je Tonne angestiegen.
Die Kundinnen und Kunden sollen von der Preissteigerung gut ein Drittel übernehmen, so die offiziellen Angaben. Die weitere Differenz zur tatsächlichen Kostensteigerung trage Plantours. Konkret bedeutet das: Auf dem Hochseeschiff „Hamburg“ sind 11 Euro pro Person und Nacht fällig, bei den vier Flussschiffen 5 Euro. Reisebüros erhalten auf den Zuschlag 5 Prozent Provision.
Bleibt Plantours der einzige Kreuzfahrtveranstalter, der seine Kundschaft wegen der hohen Treibstoffpreise zusätzlich zur Kasse bittet?
Tui Cruises und Hapag-Lloyd schließen Treibstoffzuschläge aktuell aus
Die großen Reedereien planen derzeit keine solchen Schritte. Friederike Grönemeyer, Sprecherin von Tui Cruises, sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Wir werden für Reisen mit der Mein-Schiff-Flotte keine Treibstoffzuschläge einführen. Wir haben langfristige Verträge abgeschlossen. Deshalb werden wir im ersten Jahr, das sich nach der Pandemie normal anfühlt, unsere Kunden nicht mit Preissteigerungen verunsichern.“
Ähnlich verhält es sich bei Hapag-Lloyd Cruises. Man kalkuliere die Reisen sehr früh im Voraus, sagt Pressesprecherin Karen Schmidt dem RND. „Unsere Kataloge für die Luxusschiffe ‚Europa‘ und ‚Europa 2‘ sowie unsere neue Expeditionsklasse inklusive der Preise für die Saison 2023/2024 haben wir kürzlich veröffentlicht.“
Als Teil der Touristik und des Reiseverkehrs bleibe das Kreuzfahrtunternehmen zwar von steigenden Treibstoffpreisen sowie der allgemeinen Inflation nicht verschont. „Trotz dieser Herausforderungen ist eine Anpassung unserer Katalogpreise aktuell nicht vorgesehen“, so Schmidt.
„Im Gegenteil: Wir möchten unseren Gästen vor dem Hintergrund der nach wie vor unbeständigen Lage eine noch größere Sicherheit bei ihrer Seereise bieten. So können sie diese zum Beispiel bis Anfang kommenden Jahres bis zu 90 Tage vor Abreise kostenfrei umbuchen.“
Auch MSC plant „aktuell keine Zuschläge oder anderweitige Erhöhungen“. Eine RND-Anfrage bei Aida blieb bislang unbeantwortet.
Fährtickets teurer
Die Reederei Tallink & Silja hat bereits seit dem 14. März einen vorübergehenden Treibstoffzuschlag auf die Ticketpreise der Fährstrecken Tallinn–Stockholm, Helsinki–Stockholm und Turku–Stockholm (via Mariehamn/Aland) eingeführt. Für eine einfache Abfahrt beträgt er 2,90 Euro, für eine Hin- und Rückfahrt 5,80 Euro.
„Viele Fährreedereien handeln auch mit Fracht. Damit können Treibstoff-Preisänderungen zwar abgefedert werden, aber nur bis zu einem gewissen Punkt“, erklärt Rebecca Giger vom Cruise & Ferry Center gegenüber dem Internetportal „About Travel“. Zudem hatten viele Fährgesellschaften in den vergangenen zwei Jahren mit Einbußen bei den Passagierzahlen und mit staatlich vorgeschriebenen Kapazitätsbeschränkungen zu kämpfen.
Andere Fährreedereien wie Finnlines, Stena Line oder GNV seien noch zurückhaltend, sie hätten im Moment noch keine derartigen Maßnahmen beschlossen, beobachten die Lage aber genau. „Je nachdem, wie sich die Situation in der Ukraine und die Treibstoffpreise entwickeln, könnten in nächster Zeit weitere Anbieter folgen“, sagt Rebecca Giger.
RND/kas