Corona: Kommt die Testpflicht bei Reisen aus China zurück?
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In Südkorea müssen Reisende aus China ab Montag einen PCR-Test machen.
© Quelle: Uncredited/Yonhap/AP/dpa
Berlin. China galt als eines der restriktivsten Länder in Sachen Corona-Regeln. Lockdowns, Maskenpflicht, Isolierung, geschlossene Grenzen prägten das gesellschaftliche Leben seit Ausbruch der Pandemie. Bis vor drei Wochen, als im bevölkerungsreichste Land der Welt plötzlich alle Restriktionen abgeschafft wurden. 248 Millionen Chinesinnen und Chinesen, 18 Prozent der Bevölkerung, sollen sich seither mit Covid-19 infiziert haben.
Nun werden Stimmen in Europa und Deutschland lauter, sich vor einer neuen Ausbreitung des Virus zu schützen - und wieder Einreiseregeln für Menschen, die aus China einreisen, einzuführen. Der SPD-Gesundheitspolitiker Christos Pantazis sieht Vorteile einer möglichen Testpflicht für Flugreisende aus China mit anschließender Sequenzierung. Er halte eine Testpflicht wegen möglicher neuer Varianten für sinnvoll, sagte der Mediziner am Freitag im RBB-Inforadio.
Italien, Spanien, USA, Indien, Südkorea: Testpflicht für Reisende aus China kehrt zurück
Andere Staaten haben bereits reagiert. In Italien müssen Flugreisende seit Donnerstag nach ihrer Landung noch am Flughafen einen verpflichtenden Corona-Test machen. Auch Spanien kündigte an, dass bei China-Einreisen ein Corona-Test oder eine vollständige Impfung nachgewiesen werden müsse. In den USA (ab 5. Januar) und Indien (ab Sonntag) müssen Einreisende vor Abflug ein negatives Resultat vorweisen. Auch Südkorea hat an diesem Freitag angekündigt, ab kommenden Montag eine PCR-Testpflicht binnen 24 Stunden nach Einreise einzuführen.
Deutschland konnte sich noch nicht zu einer Regelung durchringen, diskutiert aber. Die Bundesregierung hatte sich bisher dagegen ausgesprochen. „Wir behalten die Situation sehr aufmerksam im Blick“, hatte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Donnerstag auf Anfrage dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mitgeteilt. Bislang gebe es keine Hinweise auf eine neue Variante des Virus, die gefährlicher sei als die aktuell in Deutschland verbreitete.
248 Millionen Menschen in China mit Corona infiziert
248 Millionen Chinesinnen und Chinesen sollen sich in den vergangenen drei Wochen mit dem Coronavirus infiziert haben.
© Quelle: Reuters
Weltärztebund rät zu Vorsicht bei China-Reisenden
Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, hatte dagegen für neue Einreiseregeln für Reisende aus China plädiert. Es sei sinnvoll, vorsichtig zu sein, um bisher erzielte Erfolge im Kampf gegen die Pandemie und damit die Freiheit und Bewegungsmöglichkeiten nicht zu gefährden. Daher forderte er auch eine Sequenzierung positiv gefundenen Fälle aus China, um neue Varianten frühzeitig zu entdecken.
Pantazis hofft noch auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen. Andernfalls wolle er sich für einen deutschen Alleingang einsetzen, so der SPD-Mann. Er betonte aber: „Einreiseverbote auszusprechen, schießt weit über das Ziel hinaus.“ Es gehe bei den Tests auch darum, neue Varianten zu erkennen: So werde in Italien nicht nur getestet, sondern auch sequenziert. Pantazis erklärte: Chinas Bevölkerung sei „immunologisch noch sehr naiv“, weil sie kaum geimpft sei und entsprechend keine hohe Grundimmunität herrsche. Es sei nicht klar, ob China bei Genanalysen neuer Virenstämme die Daten weiterleiteten. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Suche nach EU-weiter Lösung
Zuvor hatte der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller, eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China gefordert. „Mit der aufgehobenen chinesischen Quarantänepflicht strömen die Chinesen ins Ausland. Bei den explodierenden Corona-Zahlen vor Ort wäre die Bundesregierung gut beraten, eine Testpflicht für Einreisen aus China sofort zu erlassen“, sagte der CDU-Politiker dem RND. „Unseren Erfolg bei der Bekämpfung der Pandemie möchte ich nicht durch chinesisches Missmanagement kaputt machen lassen.“
Der Geschäftsführer der Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, forderte hingegen ein gemeinsames Vorgehen der EU. „Fast drei Jahre Erfahrungen mit Corona haben bewiesen: Nationale Alleingänge sind für den Binnenmarkt und die EU gefährlich.“
China hebt Corona-Maßnahmen auf - 18 Prozent der Bevölkerung infiziert
Nach fast drei Jahren strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner umstrittenen Null-Corona-Politik verkündet. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen mit Corona infiziert. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.
RND/msk/rnd