Baustelle statt Hotel: wie eine Urlauberin auf Fake-Unterkünfte hereinfiel
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Statt des versprochenen Hotels traf Romana Vlcek nur auf eine Baustelle.
© Quelle: Privat
Als Romana Vlcek Anfang 2023 nach ihrer Fahrt durch die staubige Wüste Marokkos vor ihrer Unterkunft anhielt, freute sie sich darauf, endlich entspannen zu können. Daraus sollte jedoch nichts werden, denn statt der versprochenen luxuriösen Unterkunft mit Pool und Klimaanlage habe sie plötzlich vor einer Baustelle gestanden. Mitten im Nirgendwo des Atlasgebirges. So erzählt es die Urlauberin. Sie hatte zuvor online Zimmer in zwei kleineren Hotels gebucht – einmal im Hotel Dar El Mouhit in Temara und einmal im Hotel Resturant Arij.
Der bei der Buchung angekündigte freundliche Empfang durch das Personal in letzterem Hotel fiel allerdings aus. Es sei nur ein alter Mann aus seiner Hütte gekommen und habe „gebettelt, ob ich ihm etwas von meinem Essen abgeben könne“, erzählt die Touristin. Im Endeffekt sei ihr nichts anderes übrig geblieben, als in ihrem Auto in der Wüste zu schlafen.
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Am Hotel wurde Romana Vlcek nur von einem alten Mann empfangen, der dort in einem Turm lebt.
© Quelle: Privat
Doch an ruhigen Schlaf sei nicht zu denken gewesen. Der Mann habe wohl den Besitzer des Hotels kontaktiert. „Mitten in der Nacht klopfte er plötzlich an meine Tür und jagte mir einen Riesenschrecken ein“, berichtet Vlcek von ihrer Tortur. Der Besitzer habe sie dann mit einer Taschenlampe durch die verlassene Baustelle geführt und gezeigt, wo ursprünglich mal Gästezimmer geplant waren. Doch was die Urlauberin vorfand, waren kaputte Scheiben und Fliesen. Strom gab es nicht, Möbelstücke standen wahllos gestapelt in den Räumen, die halb fertige Lobby diente als Abstellkammer.
Es war nicht die einzige Fake-Unterkunft, vor der die Reisende in Marokko stand. Einige Tage zuvor kam sie am angeblichen Hotel Dar El Mouhit in Temara an. Doch hier habe sie noch nicht einmal eine Baustelle vorgefunden. Unter der angegebenen Telefonnummer des Hotels sei nur eine Bandansage zu hören gewesen: Der Besitzer sei verstorben.
Gebucht hatte Vlcek beide Unterkünfte über das Portal Hotels.com, ein Tochterunternehmen der Expedia-Gruppe. Über das Buchungsportal von Expedia waren beide Hotels ebenfalls buchbar. Versprochen wurden für beide Unterkünfte luxuriöse Zimmer, WLAN, eine Klimaanlage und ein Wäschereiservice. Eine Übernachtung kostete mehr als 50 Euro pro Nacht.
Hotels auf mehreren Buchungsportalen zu finden
Wer die Namen der Hotels im Internet sucht, findet sie auf unterschiedlichen Buchungsportalen als Angebot. Teilweise existieren auf den Portalen Reviews von Reisenden, die darauf hinweisen, dass die Hotels in der versprochenen Form gar nicht existieren.
Wie kann es sein, dass die Hotels weiterhin angeboten werden?
Ein Sprecher von Expedia erklärte auf eine Anfrage des RedaktionsNetzwerk Deutschlands (RND), „dass es sich bei den Hotels nicht um betrügerische Angebote handelt.“ Die Hotels seien jedoch vonseiten der Betreiber geschlossen worden – ohne, dass Expedia darüber informiert worden wäre. Mittlerweile sind die Unterkünfte dort und über Hotels.com nicht mehr buchbar.
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Das Angebot wurde auf der Website von Expedia deaktiviert.
© Quelle: expedia.de (Screenshot)
Wer sein Hotel auf den Portalen der Expedia-Gruppe anbieten will, muss einer Standardprozedur folgen. Dabei werden Informationen zur Unterkunft sowie Kontaktdaten und steuerliche Informationen der Besitzerin oder des Besitzers verlangt. Wer alle nötigen Informationen liefern kann, bekommt ein Konto als Hotelpartner von Expedia.
Damit es dabei nicht zu betrügerischen Angeboten kommt, habe Expedia „ein Team, das nach betrügerischen oder verdächtigen Objekten sucht. Einträge, die Expedia nach der Überprüfung als betrügerisch einstuft, können blockiert und von unserer Website entfernt werden“, erklärt das Unternehmen auf RND-Nachfrage. Falls Reisende auf verdächtige Angebote stoßen, sollten diese möglichst direkt an den Kundensupport gemeldet werden.
Bestehende Hotelpartner können in einem vereinfachten Verfahren weitere Unterkünfte zu ihrem Konto auf den Expedia-Portalen hinzufügen, erläuterte ein Sprecher von Expedia den Ablauf.
Kundenservice ignoriert Probleme zuerst
Vlcek erzählt, sie habe ihr Geld für die Buchungen inzwischen zurückbekommen – inklusive Gutschein und Entschuldigung. Bis dahin war es jedoch ein längerer Prozess. „Meine Kosten werden mir erstattet, nach einem Monat Kampf und rund 20 Kontaktanfragen wegen lächerlicher 90 Euro. Die meisten Geprellten geben wohl nach zwei oder drei Versuchen auf“, vermutet sie.
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Den versprochenen Luxus dürfen Urlauberinnen und Urlauber hier nicht erwarten.
© Quelle: Privat
Verbraucherzentrale warnt vor nicht existierenden Unterkünften
Was Romana Vlcek erlebt hat, ist kein Einzelfall: Die Verbraucherzentrale warnte erst kürzlich davor, dass Betrüger versuchen, mit falschen Angeboten Reisende um ihr Geld zu bringen.
Teilweise werden falsche Websites erstellt, die denen von seriöseren Anbietern sehr ähnlich sehen, oder die Fake-Angebote werden über Social-Media-Portale verbreitet. Manchmal seien die Angebote aber auch, wie in Vlceks Fall, tatsächlich auf den Websites bekannter Buchungsportale zu finden.
Damit Reisende nicht in solche Situation geraten, gibt die Verbraucherzentrale einige Tipps:
- Reisende sollten die Bewertungen des Angebotes kontrollieren, auch auf anderen Portalen.
- Per Satellitenaufnahme prüfen, ob das Hotel tatsächlich am versprochenen Ort zu finden ist, genauso wie angekündigte Annehmlichkeiten (zum Beispiel Pools).
- Keiner Werbeanzeige in den sozialen Medien folgen, sondern direkt über die Websites der Anbieter zum Angebot gelangen.
- Reisende sollten das Impressum des Anbieters auf Vollständigkeit prüfen und den vermeintlichen Firmensitz googeln.
- Falls Gütesiegel angegeben sind, sollten diese angeklickt werden, um zu prüfen, ob man beim Aussteller des Siegels landet.
- Bei Preisen, die deutlich günstiger als auf allen anderen Portalen ausfallen, sollten Reisende skeptisch sein.
Was Reisende tun sollten, falls sie eine nicht existente Unterkunft gebucht haben
Wer Opfer eines Betruges geworden ist, sollte sofort versuchen, seine Bezahlung zu stoppen oder das Geld zurückzufordern. Außerdem sollte die Buchungsplattform kontaktiert werden. Wichtig ist, dass Reisende alle Belege und Nachrichten über die Buchung aufbewahren.
Zusätzlich rät die Verbraucherzentrale dazu, eine Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten – das geht auch online über online-strafanzeige.de.
Auch Vlcek empfiehlt anderen Reisenden wegen ihrer jüngsten Erfahrungen, bei Onlinebuchungen vorsichtig zu sein. „Vergewissert euch lieber immer über andere Quellen, dass es ein Hotel wirklich gibt, bevor ihr bucht und online vorbezahlt.“