Chaos am BER: Passagiere sollten zwischenzeitlich vier Stunden vor Abflug am Flughafen sein
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Zahlreiche Passagiere stehen am Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) im Terminal 1 vor der Sicherheitskontrolle Schlange.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Zum Beginn der Herbstferien herrschte am BER Chaos, der neue Hauptstadtflughafen war völlig überlastet. Im Terminal bildeten sich teilweise mehrere Hundert Meter lange Schlangen, Passagiere warteten mitunter mehrere Stunden auf den Check-in, einige verpassten ihren Flug. Die Lufthansa verbreitete zwischenzeitlich nicht gerade Hoffnung, dass sich die Situation in den kommenden Tagen verbesseren würde: Sie bat ihre Kundinnen und Kunden darum, künftig vier Stunden vor Abflug am BER zu sein – selbst bei einem Inlandsflug.
Am Dienstagnachmittag nahm die Fluggesellschaft diese Empfehlung aber wieder zurück. „Wir haben unsere Kundenkommunikation in diesem Punkt korrigiert“, hieß es. „Nach wie vor bitten wir unsere Gäste, frühzeitig zum BER anzureisen, insbesondere bei Abflügen am Vormittag, da in dieser Zeit das Passagieraufkommen besonders hoch ist.“
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Zuvor hatte die „Berliner Morgenpost“ über einen konkreten Fall berichtet. Demnach erhielt ein Passagier, der einen Flug von Berlin nach Frankfurt gebucht hatte, eine E-Mail der Lufthansa. Darin heißt es: „Aufgrund des erhöhten Passagieraufkommens zum Ferienbeginn kann es zu längeren Wartezeiten an den Check-in-Schaltern und an den Sicherheitskontrollen am Flughafen Berlin kommen. Aus diesem Grunde möchten wir Sie bitten, mindestens 240 Minuten vor Abflug am Flughafen einzutreffen.“ Gleichzeitig bat sie darum, auch den Online- und Vorabend-Check-in sowie den digitalen Vorabcheck von Reisedokumenten zu nutzen.
„Make Bahn great again“: Spott im Netz
Auf Twitter gab es zahlreiche Reaktionen – sie reichten von Wut über Ungläubigkeit bis hin zu Häme und Spott. So wurde beispielsweise darauf hingewiesen, dass es sich innerhalb Deutschlands bei einer Check-in-Zeit von vier Stunden durchaus lohnen würde, auf die Deutsche Bahn umzusteigen. „Da könnte die @DB_Bahn sogar noch mal in Brandenburg zur Zigarettenpause halten“, heißt es da, oder: „Make Bahn great again.“
In der Tat braucht der ICE-Sprinter von Berlin nach Frankfurt nur 3:52 Stunden, bis nach München sind es planmäßig 4:34 Stunden.
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Wieso warten Passagiere am Flughafen BER so lange?
Die Lufthansa wich mit ihrer vorübergehenden Aufforderung von der Empfehlung der Flughafengesellschaft FBB ab. Diese hatte noch am Montag bekräftigt, „mindestens zwei Stunden“ Vorlauf seien im Normalfall ausreichend. Ein Flughafensprecher verwies allerdings auf den Ferienbeginn in Berlin und Brandenburg, demnach reisten allein am Freitag erstmals in der Pandemie wieder rund 67.000 Passagiere über den BER. Am Samstag waren es demnach 55.000 und am Sonntag 66.000 Passagiere.
Wann Passagiere mit einer Entspannung der Lage rechnen können? Die Lufthansa teilte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) diesbezüglich wenig konkret mit: „Wir prüfen kontinuierlich gemeinsam mit dem Flughafen und unseren Dienstleistern, wie wir die Situation verbessern können, um unseren Kunden so schnell wie möglich wieder den gewohnten Service bieten zu können.“
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Die Schuld für das Wartechaos hatten alle Beteiligten beim jeweils anderen gesucht. So verwies die Lufthansa am Montag auf mangelnde Abfertigungskapazitäten am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) hin. Man habe beim Check-in die maximal mögliche Zahl von zwölf Schaltern geöffnet und zudem zusätzliches Personal im Wartebereich eingesetzt. Derzeit ist der Check-in besonders aufwendig, weil aufgrund der Pandemie die meisten Reisenden dort Corona-Tests oder Impfnachweise vorlegen müssten, um ihre Reise antreten zu können.
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg hatte die Probleme am Wochenende deshalb vor allem auf Personalengpässe an den Schaltern, die am BER von den Fluggesellschaften besetzt werden, geschoben. Vor allem wegen Krankmeldungen habe die Personaldecke dort „unter den Planungen“ gelegen. So sei es vor allem am Samstag zu deutlich verlängerten Wartezeiten gekommen, obwohl an dem Tag weniger Menschen als am Freitag und Sonntag unterwegs waren. Auch bei den Bodenverkehrsdienstleistern fehlte es aufgrund von Krankheit demnach an Personal.
Am BER ist derzeit aus Kostengründen nur eines von drei Passagierterminals geöffnet: das Hauptterminal T1. Nach wie vor gehen die Verantwortlichen aber davon aus, dass die Kapazitäten dort ausreichen, solange die Personaldecke nicht zu dünn wird. Eine kurzfristige Öffnung des im vergangenen Jahr fertiggestellten Terminals T2 sei derzeit nicht geplant.
Mehr BER-Personal am Wochenende
Die Flughafengesellschaft FBB kündigte derweil gegenüber der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ an, am kommenden Wochenende zwei Eingreiftruppen mit bis zu 40 Mitarbeitern und Mitarbieterinnen einzusetzen, um die Lage im Terminal und auf dem Rollfeld zu entspannen. 20 Personen sollen demnach vor den Check-in-Schaltern ordnend eingreifen und helfen, die Warteschlangen zu sortieren.
So werde zum Beispiel sichergestellt, „dass Passagiere, die auf Inlandsflüge gebucht sind und deshalb keine Impfnachweise vorlegen müssen, direkt zu den Gepäckautomaten geführt werden“, erklärte Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann gegenüber der Zeitung.
RND/gei/dpa