Barcelona führt Maßnahmen gegen Massentourismus ein
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Ein Anblick, der bald der Vergangenheit angehören soll: Eine große Touristengruppe blockiert einen Weg in Barcelona.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Barcelona ächzt seit Jahren unter dem Massentourismus. Jetzt ergreift die Stadt strenge Maßnahmen dagegen: Reisegruppen dürfen in Zukunft nur noch mit einer Größe von 30 Menschen durch die Stadt flanieren. Wenn sie dabei die engen Straßen des Altstadtviertels Vella erkunden, dürfen nur noch 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitlaufen.
Einige historische Sehenswürdigkeiten gehen noch einen Schritt weiter: Sie erlauben den Zutritt nur noch für Kleingruppen mit bis zu acht Teilnehmenden. Wer dagegen verstößt, muss bis zu 3000 Euro zahlen, berichtet die spanische Zeitung „El Mundo“.
Barcelona führt Einbahnstraßenregelung für Touristengruppen ein
Darüber hinaus dürfen die Gruppen im Stadtzentrum nur noch 24 Straßen und Plätze besichtigen, zudem gibt es in bestimmten Zonen eine Einbahnstraßenregelung für Reisegruppen. Außerdem streicht die Stadt Megafone bei geführten Touren, Reiseleiterinnen und Reiseleiter müssen stattdessen auf Gesprächslautstärke oder über Kopfhörer mit ihrer Gruppe kommunizieren. Die Tourguides sind zudem dazu angehalten, nur an solchen Orten mit ihren Gruppen anzuhalten, an denen sie weiteren Passantinnen und Passanten nicht den Durchgang versperren.
Ende Juli sollen die Regeln in Kraft treten und zunächst für sechs Monate gelten. Sie dürften vor allem Tagestouristinnen und Tagestouristen treffen. Viele von ihnen reisen mit dem Kreuzfahrtschiff an und buchen ihre Gruppentouren durch die Stadt an Bord. Wer Barcelona individuell und ohne Gruppe erkundet, muss aktuell keine Beschränkungen fürchten.
Angespanntes Verhältnis zwischen Einheimischen und Reisenden
Die neuen Regeln sollen dabei helfen, ein besseres Miteinander zwischen den rund 1,6 Millionen Einheimischen und den etwa 19 Millionen Reisenden pro Jahr zu schaffen, die vor allem in den Sommermonaten in die Stadt einfallen. Das Verhältnis ist aktuell extrem angespannt: Plakate und Graffiti in den beliebten Vierteln fordern Touristinnen und Touristen auf, nach Hause zu gehen („Tourist go home“).
2017 hatten Protestierende zudem einen Tourbus angegriffen, dessen Reifen zerschnitten und die Worte „Tourismus tötet Nachbarschaften“ auf die Windschutzscheibe geschmiert. Tourismuskritische Bewohnerinnen und Bewohner bezeichnen ihre Stadt darüber hinaus als „Carcelona“, wobei „Carcel“ auf Spanisch „Gefängnis“ bedeutet.
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Volle Straßen wie hier in Barcelona gehören für Städteurlauberinnen und ‑urlauber längst zum Alltag. Die Bewohnerinnen und Bewohner vieler Metropolen würden sich über weniger Interesse von Touristinnen und Touristen allerdings freuen.
© Quelle: Andrea Warnecke/dpa-tmn
Bislang hatte Barcelona versucht, dem Overtourism mit einer Regulation der Übernachtungsmöglichkeiten etwas entgegenzusetzen. Die lokale Regierung vergibt aktuell keine Lizenzen mehr für Hotels im Zentrum und hat die Vermietung von Privatwohnungen an Touristinnen und Touristen stark eingeschränkt.
Zudem hat die Stadt im Parc Güell, einem der Touristen-Hotspots, bereits Zugangsbeschränkungen eingeführt. In bestimmten Abschnitten dürfen sich demnach noch bis zu 400 Menschen gleichzeitig aufhalten. Die Markthalle La Boquería dürfen große Touristengruppen in den Spitzenzeiten gar nicht mehr betreten, weil sie in der Vergangenheit immer wieder die Gänge verstopften.
RND/vh
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