Nenas neue Freunde: Sängerin feiert im Kreise von Verschwörungsideologen

Sängerin Nena ist in die Verschwörungsszene abgedriftet.

Sängerin Nena ist in die Verschwörungsszene abgedriftet.

Zaberfeld. Dass Nena ganz offen Sympathien für die radikale „Querdenken“-Bewegung hegt, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte sich die Sängerin in einem Instagram-Post mit dem Verschwörungsideologen Xavier Naidoo solidarisiert sowie mit Demonstrierenden einer „Querdenken“-Demo in Kassel. Zuletzt sorgte die NDW-Ikone mit fragwürdigen Aussagen auf ihren Konzerten für Aufsehen – unter anderem hatte sie das Publikum dazu animiert, die Corona-Schutzmaßnahmen zu missachten.

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Jetzt wagt die Sängerin offenbar den nächsten Schritt: Sie nimmt an den Veranstaltungen der radikalen Corona-Leugner-Szene teil. Am Wochenende feierte Nena offenbar bei einer Party am Katzenbachsee in Baden-Württemberg mit – zusammen mit zahlreichen Verschwörungsideologen, einigen „Reichsbürgern“ und Anhängern der sogenannten Qanon-Verschwörung.

Corona-Leugner umjubeln Nena

Videos, die unter anderem vom Bündnis „Filderstadt Nazifrei“ auf Twitter geteilt wurden, belegen die Teilnahme. Auf einem Video ist zu sehen, wie Nena bei der Party mit einem Tusch empfangen wird und dann ins Mikro ruft: „Hallo, ihr Süßen!“ Das Publikum jubelt der Sängerin zu. „Schön, bei euch zu sein“, fährt sie fort. Dann gibt Nena das Mikrofon wieder ab und winkt in die Menge.

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Es tritt ein Mann mit Käppi ins Bild: „Wir begrüßen die liebe Nena. Aber sie ist bei uns, um mit uns zu feiern, deshalb lasst sie jetzt erst mal ankommen. Sie kommt nicht zum Singen, sondern einfach nur, um mit uns glücklich zu sein. Die neue Welt genießen“, sagt er. Nena winkt von hinten, aus dem Publikum ist ein lautes „Whooo“ zu hören.

Der Mann fährt fort: Die Sängerin habe auch ihr Zelt dabei, sie werde hier übernachten. Auch ein gemeinsames Frühstück mit den Teilnehmenden sei angedacht – stilecht auf einem Klappstuhl. Währenddessen ist im Hintergrund zu sehen, wie Nena eine Teilnehmerin der Veranstaltung umarmt.

Der Mann im Vordergrund endet: „Lasst uns dankbar sein, dass uns auch eine Nena auf dem richtigen Weg in eine neue Welt unterstützt. Und es wird megageil, das sag ich euch.“

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Veranstalter betreibt Fanshop für Qanon-Anhänger

Was genau diese „neue Welt“ sein soll, von der der Mann spricht, wird nicht klar. Die Party, auf der die Sängerin so überschwänglich begrüßt wird, trägt aber den Titel „Q-Sommernachtstraum“ – beworben wurde sie vorab offenbar auch als „Party für Ungeimpfte“. Allein das „Q“ im Namen sollte stutzig machen: Es deutet auf den rechtsextremen Verschwörungskult „Qanon“ hin, der insbesondere seit der Corona-Pandemie enormen Aufwind erfährt.

Dass der Name nicht zufällig gewählt ist, wird deutlich beim Blick auf den Veranstalter des Events. Der Mann am Mikrofon heißt Friedemann Mack. Er betreibt einen Telegram-Kanal mit 55.000 Followern und bewirbt dort in seiner Biografie auch einen gleichnamigen Fanshop für die Verschwörungsszene. Hier werden etwa T‑Shirts verkauft, auf denen das Wort „Ungeimpft“ steht, aber auch zahlreiche Kleidungsstücke mit dem Aufdruck „Q-Anon“. Ebenfalls neuerdings im Sortiment: ein Shirt mit der Aufschrift „Danke, Nena“.

Auf seinem Telegram-Kanal hatte Mack im Vorfeld mehrfach für den „Q-Sommernachtstraum“ geworben. In einem Video, veröffentlicht am Tag nach der Veranstaltung, erklärt Mack seine Motivation: „Wenn wir Ungeimpften nicht mehr auf Konzerte dürften, dann steckt euch eure Konzerte in den Arsch. Wir Ungeimpfte brauchen euch nicht mehr. Wir machen das Ding selber.“ Auf einem Foto ist zu sehen, wie Nena einen Arm um Macks Schulter legt, offenbar um ihn zu umarmen.

„Reichsbürger“ und Pegida-Aktivisten

Auch andere einschlägig bekannte Gäste feierten mit Mack und Nena am See. Bodo Schiffmann beispielsweise, bekannter Kopf der Szene der Corona-Leugner und gern gesehener Gast bei „Querdenken“-Veranstaltungen. Seine Teilnahme ist in einem Youtube-Video dokumentiert. In den sozialen Netzwerken verbreitet Schiffmann seit Beginn der Pandemie Verschwörungsmythen und erfundene Geschichten. Eine davon ist die von angeblich verstorbenen Kindern, weil diese eine Maske getragen hätten. Keiner dieser angeblichen Fälle ist wahr.

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Laut dem Bündnis „Filderstadt Nazifrei“ sind Mack und Schiffmann nicht die einzigen problematischen Teilnehmer auf der Party. Auch ein bekanntes Mitglied der sogenannten „Reichsbürger“-Szene feierte offenbar mit. Ein Foto zeigt den Mann am Klapptisch zusammen mit einem Pegida-Aktivisten.

Nena veröffentlicht Statement

Nena selbst äußerte sich erst am Montag auf ihrer Facebook-Seite zu der Veranstaltung, ohne jedoch konkret auf die problematische Gästeliste einzugehen. „Ich folge keiner Ideologie und lehne alles ab, was Hass, Angst und Spaltung bringt. Ich bleibe offen für Begegnungen mit Menschen, unvoreingenommen, aus dem Herzen heraus. Und auch weiterhin werde ich nicht in die Abspaltung gehen und Menschen ausgrenzen, nur weil sie vielleicht anders sind, anders denken oder anders fühlen als ich“, heißt es in dem Statement.

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Und weiter: „Wir haben nie gelernt, uns an der Andersartigkeit eines Jeden zu erfreuen. Das können wir in diesem Moment ändern und uns genau jetzt für die LIEBE entscheiden. Mögen wir wieder zueinander finden und unser Miteinander als Menschenfamilie ganz neu gestalten. Das wünsche ich mir. Und ich weiß, wir können das.“

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Nenas Management ließ eine Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) am Montag zunächst unbeantwortet.

Ein schleichender Prozess

Das Abdriften der Sängerin in die Szene der Verschwörungsideologen war in den vergangenen Monaten ein schleichender, aber öffentlich wahrnehmbarer Prozess. Erstmals im Oktober postete die Sängerin auf Instagram einen mysteriösen Text, um ihre neue Single „Licht“ zu promoten. Darin hieß es: „Ich habe meinen tiefen Glauben an Gott. Daher kommt mein Vertrauen ins Leben. Und ich habe meinen gesunden Menschenverstand, der die Informationen und die Panikmache, die von außen auf uns einströmen, in alle Einzelteile zerlegt.“ In den Kommentarspalten zu dem Beitrag lieferte sich die Sängerin eine Herzchen-Emoji-Schlacht mit dem Verschwörungsideologen Xavier Naidoo.

Seinerzeit versuchte das Management der Sängerin noch die Wogen zu glätten. Nena sehe nur „einige Maßnahmen kritisch – zum Beispiel Maskenpflicht für Kinder und dass Familienmitglieder Sterbende nicht besuchen und begleiten dürfen“, hieß es damals in einer Stellungnahme. Eine Corona-Leugnerin sei die Sängerin aber nicht: „Sie stellt sich auf keine Seite, sondern hat eine Meinung und Gefühle, denen sie in erster Linie in ihrer Musik Ausdruck verleiht.“

Später solidarisierte sich Nena dann auf Instagram mit Impfgegnern. „Ihr Lieben, auf meinen Konzerten wird es auch weiterhin keine Zweiklassengesellschaft geben. Ihr seid immer alle willkommen! Ob du dich impfen lässt oder nicht, ist ganz allein DEINE Entscheidung und muss von jedem respektiert werden“, schrieb sie.

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Das Ende einer Liebe: Wie Youtube gegen Verschwörungsideologen vorgeht

Die Videoplattform Youtube hat den Account der Stuttgarter „Querdenken“-Bewegung gelöscht. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.

Mehrere Konzerte abgesagt

Im März drückte die NDW-Ikone dann ihre Zustimmung für Demonstrantinnen und –Demonstranten der „Querdenken“-Bewegung aus. In ihrer Story postete sie ein Zeitraffervideo von Demonstrierenden, die sich durch Kassel bewegen. Dieses überschrieb sie mit den Worten „Danke Kassel“. Unterlegt wurde das Video mit dem neuen Verschwörungssong von Xavier Naidoo.

Im Sommer sorgte die Sängerin für Diskussionen bei ihren Konzerten. Bei einem Auftritt nahe Berlin rief die Sängerin: „Holt euch eure Freiheit zurück“ und bat die Fans, zu ihr zum Feiern nach vorn zu kommen – entgegen aller Vorschriften. „Die Frage ist nicht, was wir dürfen, sondern die Frage ist, was wir mit uns machen lassen“, sagte sie außerdem.

Bei einem Auftritt Anfang August auf Rügen legt sie dann noch einmal nach. „Sagt mal, Leute, hab ich irgendwie gesagt, dass ihr hier alle ganz nah und eng beieinanderstehen sollt?“, fragte sie beim Blick aufs Publikum. „Ich hab’s nicht gesagt, aber ich freu mich, dass ihr es tut. Ja, jeder macht, was er will.“ Mehrere Konzerte der Sängerin wurden daraufhin vom Veranstalter abgesagt.

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