Klage gegen Boulevardzeitungen

Royal im Zeugenstand – kritische Fragen an Prinz Harry

Prinz Harry, Herzog von Sussex, verlässt den High Court in London nach seiner Zeugenaussage.

Prinz Harry, Herzog von Sussex, verlässt den High Court in London nach seiner Zeugenaussage.

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London. Als Prinz Harry beim Obersten Gericht im Zentrum Londons ankam, wirkte er entspannt, lächelte sogar. Auf dem Weg Richtung Gerichtssaal 15 ignorierte er die Zurufe der Reporterinnen und Reporter, ließ sie links liegen. Schließlich will der Prinz die britische Presse zur Verantwortung ziehen. Gemeinsam mit weiteren Klägern wirft er den Boulevard­zeitungen „The Mirror“, dem „Sunday Mirror“ und der „Sunday People“ vor, dass diese sich seit 1999 und 2011 regelmäßig für Storys über ihn in sein Telefon gehackt, Sprachnachrichten abgehört und ihn beschattet haben.

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Sein Anwalt David Sherborne, der schon Stars wie den US-Schauspieler Johnny Depp und Hugh Grant verteidigt hat, sprach am Montag von einem Netz, das die Journalistinnen und Journalisten immer enger um ihn gespannt hätten, um an Informationen zu kommen. Hierzu hätten die Mirror Group Newspapers (MGN) unter anderem Privat­ermittler angeheuert. In diesem Zusammenhang führte er unter anderem Rechnungen an, die an diese ausgestellt worden seien.

Der Verteidiger von MGN, Andrew Green, stritt die Vorwürfe, die Sherborne im Namen des Prinzen vortrug, am Montag in seinem Eröffnungs­plädoyer vehement ab. Die Rechnungen allein belegten kein rechtswidriges Verhalten von Journalistinnen und Journalisten. Zudem gebe es keinerlei Beweise dafür, dass „irgendein Mobil­telefon des Herzogs von Sussex auch nur einmal und schon gar nicht 16 Jahre lang regelmäßig gehackt wurde“.

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MGN-Verteidiger reagiert auf Vorwürfe

Um diese Behauptung zu untermauern, verschonte Green Harry im Rahmen der Befragung am Dienstag nicht. Während dieser die Journalistinnen und Journalisten morgens noch ignorierte, konnte er sich den kritischen Nachfragen des Anwaltes nicht entziehen. Green ging, über Ordner gefüllt mit Beweis­material gebeugt, nach und nach jene Zeitungs­artikel durch, die auf illegale Weise beschaffte Informationen enthalten sollen.

Während Green stehend seine Fragen stellte und sich mit seinen Akten ausbreiten konnte, hatte Harry deutlich weniger Platz. Der Prinz tat sich angesichts der Fülle der Beweismittel oft schwer, die richtigen Ordner zu finden. Der „Mirror“-Anwalt schlug ihm schließlich vor, ihm einen Gerichtshelfer zur Verfügung zu stellen.

Auf einem Bildschirm vor ihm standen in großen Lettern jene Schlagzeilen, die Teil seiner Anklage sind und welche der 38-Jährige schon vor Jahren nicht sehen wollte, weil sie ihn sehr „gestresst“ hätten. Es geht um seinen Drogen­konsum, die Scheidung seiner Eltern, Partys mit Freunden.

Streit um Veröffentlichung „verdächtiger“ Informationen

Green wollte immer wieder von ihm wissen, ob er sich daran erinnern könne, einige der Artikel damals gelesen zu haben. Der Royal verneinte dies meist. Die Summe der Zeitungs­berichte habe sein Leben aber in jedem Fall negativ beeinflusst. Im Verlauf der Aussage wirkte er manchmal etwas angestrengt, antwortete aber immer höflich.

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Der Anwalt versuchte, die Mirror Group zu entlasten, indem er argumentierte, dass andere Medien die angeblich „verdächtigen“ Informationen bereits früher, teils Tage zuvor, veröffentlicht hatten. Überdies seien diese oft durch den Palast bestätigt worden. Der 38-Jährige wird am heutigen Mittwoch wohl erneut befragt werden.

Harry geht mit Klage hohes Risiko ein

Harry begibt sich mit der Klage gegen die Mirror Group auf einen Kreuzzug gegen jene Medien, die er für den Tod seiner Mutter und sein angespanntes Verhältnis zu seiner Familie verantwortlich macht. Ob der Gerichtssaal dafür der richtige Ort ist? In jedem Fall geht er damit ein hohes Risiko ein. Auch, weil er sich nun wohl bestimmte Zeitungen und Journalistinnen und Journalisten erst recht zum Feind machen wird.

In dem Fall, der an der Türe des Gerichtssaales in London mit „Various vs. MGN Limited“ beschrieben wird, ist der Royal zwar der bekannteste, jedoch nicht der einzige Kläger. Mehr als 100 weitere Personen verklagen die Mirror Group, darunter der ehemalige Fußballer und Fernseh­moderator Ian Wright sowie die britische Popsängerin Cheryl Cole. Die Mirror Group hatte die Vorwürfe der Kläger jedoch immer wieder zurück­gewiesen und überdies betont, dass diese zu lange damit gewartet hätten, sie zu verklagen.

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