Dunja Hayali nach Spuckattacke: „Bin wiederholt angepöbelt und beleidigt worden“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZRID7AHYPVEHXBOGY3HEIFZXRI.jpeg)
Dunja Hayali wurde wiederholt in der Öffentlichkeit angefeindet.
© Quelle: Gregor Fischer/dpa
Eigentlich war Dunja Hayali in die Sendung gekommen, um über ein Dokuporträt zu sprechen, das der Pay-TV-Anbieter Sky ihr gewidmet hat. Doch die Aktualität der Ereignisse brachte im WDR-Talk „Kölner Treff“ noch ein weit weniger erfreuliches Thema zur Sprache.
Hayali wurde am Freitag vergangener Woche Opfer einer Spuckattacke in Berlin. Am Sonntag machte sie den Vorfall über ihren Twitter-Account öffentlich. Talkmoderatorin Bettina Böttinger verlas den Tweet am Dienstagabend im Ersten: „Über Freiheit und Eigenverantwortung sprechen und dann einem geimpften Menschen, in diesem Falle mir, beim Einkaufen ins Gesicht spucken und mich als Impf-Nazi bezeichnen. Danke für nichts. Hab heute mal die Schnauze voll.“
Dunja Hayali wird öfter beleidigt und geschubst
Darauf angesprochen gab Hayali zu Protokoll, solche und ähnliche Übergriffe erleide sie in den letzten Wochen und Monaten gehäuft. Sie sei wiederholt „angepöbelt, beleidigt, geschubst, angerempelt“ worden, auch habe man ihr „vor die Füße gespuckt oder auch im Sommer schon mal ins Gesicht“.
Über diese Vorkommnisse, erklärte die als haltungsstark bekannte ZDF-„Morgenmagazin“-Moderatorin weiter, habe sie zuletzt nicht mehr gesprochen, „weder mit Freunden noch der Familie, weil man denen auch nicht alles zumuten möchte“. Dann jedoch habe ihr am Sonntag in Berlin ein Mann auf die Schulter getippt, „um was Nettes zu sagen“. Bevor ihr das bewusst wurde, habe sie bereits „tausend Gedanken“ auf einmal gehabt: „Frust, Angst, Wut“. Hayali: „Ich habe gedacht, das ist so ungesund, dass ich mich entschieden habe, das zu veröffentlichen. In dem Wissen, dass du natürlich die triggerst, die dich sowieso hassen.“
Stimmung im Land sei „ins Extreme getriggert“
Einerseits habe sie durch ihren Post „Solidarität erzeugen“ wollen, erläuterte die TV-Journalistin ihre Beweggründe. Zugleich habe sie das Bewusstsein in der Gesellschaft dafür schärfen wollen, „was hier eigentlich abgeht“. Durch Corona sei die Stimmung im Land „ins Extreme getriggert“.
Hayali redete sich in einen langen Ragemonolog: „Wenn es nur mir passieren würde oder nur einmal passiert wäre – geschenkt. Aber es passiert so vielen anderen Menschen auch, die nicht hier sitzen und kein Sprachrohr haben“, gab die 47-Jährige zu bedenken: „PolizistInnen, SanitäterInnen, Feuerwehrleute, LehrerInnen. Es geht einfach quer durch unsere Gesellschaft.“
Daher ihr Appell: „Guckt hin, zeigt Zivilcourage!“ Die Impffrage liege in der Entscheidung „eines jeden in unserem Land. Aber wo kommen wir hin, wenn ich in meinem Land nicht mehr sagen kann, was ich denke, solange ich mich im demokratischen Rahmen bewege? Ich meine: Hackt‘s?“
„Finde es vernünftig, wenn man sich impfen lässt“
Monatelang habe sie „nichts gesagt zu diesem Thema“, jedoch: „Irgendwann ist es einer zu viel.“ Hayali: „Wir müssen aushandeln, wie wir miteinander umgehen wollen. Und es ist kein Umgang, jemandem ins Gesicht zu spucken. Streitkultur? Ich weiß gar nicht, wo die abgeblieben ist.“
Bei allen Abgründen und Problemen, so die „Moma“-Moderatorin weiter, lebten die Deutschen „immer noch in einem sehr privilegierten Land“. Zu diesen Privilegien gehöre der Zugang zu ausreichend Impfstoff. „Ich schwöre: Hätten wir keinen Impfstoff, dann hätten die 15 Millionen Impfverweigerer und -skeptiker wahrscheinlich geschrien: Was ist hier los? Wo ist eigentlich der Impfstoff? Jetzt haben wir den Impfstoff, jetzt beschweren sie sich auch. Sollen sie. Aber sie sollen mich bitte in Ruhe lassen, wenn ich sage: Ich finde es vernünftig, wenn man sich impfen lässt.“
RND/Teleschau