Carsten Maschmeyer: “Es war alles schon sehr befremdlich”
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Seit der dritten Staffel von “Die Höhle der Löwen” (Vox) dabei: Investor Carsten Maschmeyer.
© Quelle: Getty Images
Am heutigen Montag läuft die achte Staffel der Gründershow “Die Höhle der Löwen” (Vox) an. Investor Carsten Maschmeyer ist seit der dritten Staffel dabei. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) verrät er, was er von Neulöwe Nico Rosberg hält, was Gründer in der Krise beachten müssen und ob er Lust auf eine neunte Staffel hat.
Kannten Sie Nico Rosberg schon vorher?
Ja. Wir kannten uns schon von einem gemeinsamen Auftritt im “Frühstücksfernsehen”. Hinzu kommt, dass Nico Rosberg in Monaco lebt und ich sehr viel in Südfrankreich bin. Mein ältester Sohn und Nico sind übrigens zusammen in dieselbe Schule gegangen.
Sie sind seit der dritten Staffel dabei. Warum sind Sie erst jetzt auf Nico Rosberg gekommen? Wollten Sie sich vorher nicht die Konkurrenz ins Haus holen?
Nein. (lacht) Es war eine Idee der Sony-Chefin Astrid Quentell, Nico als Löwen zu engagieren. Sie hat mich dann gebeten, den Kontakt zu Nico herzustellen. Das habe ich gern gemacht, und freue mich riesig für Sony, Vox, die Zuschauer und uns Löwen, dass wir unseren neuen Superlöwen Nico dabeihaben.
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Sie loben Nico als sehr reaktionsschnell. Musste man aufpassen, dass er einem die Gründer nicht vor der Nase wegschnappt?
Nico ist ein Einzelsportler. Formel-1-Fahrer sind Einzelkämpfer. Die wollen gewinnen, und er hat gezeigt, dass er ein Siegergen hat. Er geht sehr frisch, frech und schnell an die Sache ran. Manchmal ist man bei den einzelnen Pitches Konkurrent, wenn die Beute so attraktiv ist, dass man die allein will. Und manchmal passt es als Co-Deal sehr gut zusammen. Wir sind sieben Löwen, das heißt, es gibt 21 Möglichkeiten, in welcher Kombination wir zusammensitzen. Es kommt also immer darauf an, wer gerade in der Sendung dabei ist. Manchmal denke ich, wenn die Gründer präsentieren: “Das wäre ein toller Deal. Den mache ich mit dem Löwen oder der Löwin zusammen!” Und dann fällt mir gleichzeitig auf, dass die Person gar nicht da ist. (lacht) Wir haben in dieser Staffel sehr viele Gründer mit echten Innovationen. Es geht um wichtige Themen wie künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. Da lohnt es sich, um die Beute zu streiten.
Stimmt es, dass Sie in dieser achten Staffel so oft wie noch nie investiert haben?
Das ist richtig. Wir hatten ganz tolle Gründer mit nachhaltigen Lösungen, die mich sehr überzeugt haben. Themen wie künstliche Intelligenz sind für mich besonders interessant. Judith Williams zum Beispiel freut sich über Kosmetikprodukte, aber bei künstlicher Intelligenz sagt sie: “Das passt nicht in mein Portfolio.” Das ist ja das Schöne, dass die Gründer einem Löwenrudel gegenübersitzen, wo das Produkt immer unterschiedlich gut zu einem Löwen oder einer Löwin passt. Das ist natürlich eine Chance, die Gründer im normalen Leben nie haben, weil sie da meist auf nur eine Investorin oder einen Investor treffen. Da sitzen ja nie gleichzeitig fünf Kapitalgeber mit unterschiedlichen Ausrichtungen wie bei uns in der Sendung.
Carsten Maschmeyer: “Wir hatten wegen Corona eine mehrwöchige Unterbrechung”
Während der Dreharbeiten brach die Corona-Pandemie aus. Wie ging es dann weiter?
Wir hatten wegen Corona eine mehrwöchige Unterbrechung. Das war während des Höhepunkts der Pandemie, wo viele Gründer gar nicht reisen konnten. Man durfte nur zu zweit im Auto sitzen. Wie sollten denn dann drei Gründer reisen? Wir konnten außerdem auch keine Gründer aus Österreich und der Schweiz kommen lassen. Und wir hatten immer die Sorge, dass jemand am Set Corona bekommt. Wir haben dann mit großer Disziplin und Abstandsregeln weitergedreht. Alle, die uns betreut haben, trugen Handschuhe und Masken. Uns allen war klar: Sobald ein einziger Corona-Fall im Studio ist, ist Schluss. Wir sind natürlich sehr froh, dass das nicht passiert ist. Rückblickend ist es fast unglaublich, dass so die längste Staffel mit 20 Folgen produziert wurde – trotz dieser besonderen Bedingungen, die auch emotional nicht schön waren. Wenn man einen Deal macht und sich freut, dass man von einem Gründer ausgewählt wurde, dann läuft man automatisch auf den zu. Da habe ich dann über Lautsprecher von der Regie gehört: “Carsten, denk an Corona!” Dann habe ich mich entschuldigt, wieder hingesetzt und gesagt: “Am liebsten würde ich euch jetzt drücken oder wenigstens die Hand schütteln, aber so telefonieren wir einfach nachher und machen morgen eine Zoom-Konferenz.”
Wie sehr konnte man während der Dreharbeiten die Corona-Pandemie ausblenden?
Gar nicht. Auch wir Investoren untereinander konnten uns nicht – wie sonst – herzlich begrüßen oder abklatschen. Es war alles schon sehr befremdlich, und in jeder Pause guckte man aufs Handy: Welche Neuigkeiten zu Corona gibt es? Welche weiteren Einschränkungen kommen? Wie tief geht die Börse noch weiter runter? Wie entwickeln sich die Infektionszahlen? Wie viele Tote gibt es? Verbunden mit dieser Angst: Was kommt noch alles auf uns zu?
Was rät man Gründern in Zeiten von Corona?
Ich möchte unterscheiden in Start-ups, in die ich schon investiert habe, und in die, die neu hinzugekommen sind. Es gibt natürlich Gewinner und Verlierer. Für die Verlierer war ich ab Mitte März Krisenmanager. Die Fragen waren: Wie geht das mit Kurzarbeit? Kann ich mit dem Vermieter reden? Kriege ich Fördergelder? Kann ich auch anders Umsätze erzielen? Kann man den Stammkunden Sonderaktionen geben? Als Krisenmanager muss man eher restrukturieren. Das ist aber nicht die eigentliche Aufgabe eines Investors. Wir wollen ja mit Wachstumskapital die Zukunft gestalten, die Expansion fördern und die Internationalisierung unserer Start-ups ermöglichen. Bei den neuen Investments zur Corona-Zeit hat man nicht nur geschaut, ob die Gründer als Unternehmer geeignet sind und ob das Produkt gut ist, sondern es kam ein neues Kriterium hinzu: Übersteht das Produkt auch Corona, wenn es länger bleibt oder schlimmer wiederkommt? Ist die Idee also postcoronatauglich? Natürlich hat man jetzt einen Reflex, bei Themen wie Hotellerie, Gastronomie, Touristik und Messebau die Finger davon zu lassen. Das ist vergleichbar mit Aktienkäufern, die ihre Lufthansa-Aktien verkauft und sich stattdessen lieber Zoom-Aktien gesichert haben.
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Kuchentratsch, eines Ihrer Investments, hat sich in der Krise zum Beispiel komplett neu aufgestellt.
Kuchentratsch ist ein Super-Beispiel. Die waren von Corona sehr betroffen, weil dort Senioren Kuchen backen. Diese Altersgruppe ist ja die Hauptrisikogruppe von Corona. Aber die haben sich gesagt, dass die Rezepte doch genauso gut sind, wenn man eine Kuchenbackmischung macht. Dann haben sie umgestellt von “selber backen” auf “backen lassen” und sind jetzt mit ihren Backmischungen sehr erfolgreich in den Verkaufsregalen.
Sie haben also nach wie vor noch große Lust auf die Sendung und werden auch bei der neunten Staffel wieder dabei sein?
Auf jeden Fall. Solange ich so tolle Innovationen sehe, die ich sonst wahrscheinlich gar nicht kennengelernt hätte, bin ich dabei. Ich liebe Erfindungen, die das Leben für Menschen schneller, einfacher, bequemer, günstiger oder gesünder machen.