Was steckt hinter dem Sinneswandel?

Aufkündigung einer Freundschaft: Gérard Depardieu distanziert sich von Putin

Gérard Depardieu und Wladimir Putin im Jahr 2013.

Gérard Depardieu und Wladimir Putin im Jahr 2013.

Paris. Der russische Dirigent Valery Gergiev – abgetaucht in der Versenkung, als hätte er einen Vasalleneid geleistet. Die Sängerin Anna Netrebko – geht langsam auf vorsichtige Distanz zu Wladimir Putin, weil sie Ende Mai wieder auf internationalen Bühnen auftreten will. Aber da gibt es doch noch einen anderen berühmten Russen, der sich in den vergangenen Jahren als Fan des Kremlmachthabers hervorgetan hatte. Was ist mit dem?

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Allerdings dürften bei diesem Putin-Anhänger nicht alle sofort an einen russischen Staatsbürger denken. Und doch hat Depardieu einen russischen Pass, seit der Schauspieler („Cyrano von Bergerac“) 2013 in Clinch mit dem französischen Staat geriet. Damals wollte er einer „Reichensteuer“ entkommen, die am Ende nie eingeführt wurde.

+++ Alle Entwicklungen zu Putins Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Wohnungen für Depardieu

Putin nahm Depardieu geradezu begeistert in seinem Reich auf. Er umgibt sich gern mit Prominenz aus dem Westen. US-Actionstar Steven Seagal ist noch so ein Fall. Seagal feierte Putin als „eine der größten lebenden Führungspersönlichkeiten der Welt“ – und ließ sich ebenso mit der Staatsbürgerschaft beglücken. Die beiden verbindet noch etwas: Sie können Judo.

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Der französische Russe Depardieu ließ sich zwei Wohnungen in Saransk und Grosny schenken. Es gab zwischenzeitlich wohl sogar Überlegungen, ihn als eine Art Weinbotschafter für die Krim auftreten zu lassen. Alles sah nach einer ziemlich besten Freundschaft aus.

Doch nun ist es zum Bruch gekommen. Der 73-jährige Depardieu spricht in einer Erklärung vom „verrückten, inakzeptablen Exzessen“ seines einstigen Gönners. Der Kreml nimmt ihm diese Äußerung übel. Man sei bereit, den Schauspieler über die politische Situation aufzuklären – aus russischer Sicht, versteht sich.

Depardieus Revanche

Bis zu dieser Trennung hat es allerdings ein wenig gedauert. Zunächst einmal hatte sich Depardieu für die russische Gastfreundschaft ausgiebig revanchiert. 2014 verkündete er bei einem lettischen Filmfestival, die Ukraine sei ein Teil Russlands. Die ukrainische Regierung verbannte ihn für fünf Jahre.

Gérard Depardieu mit seinem russischen Pass.

Gérard Depardieu mit seinem russischen Pass.

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Noch im Februar verbreitete Depardieu eine inzwischen wieder gelöschte Botschaft auf Instagram. Darauf war ein Foto von Putin und ihm zu sehen. Darunter stand: „L‘amitié“, Freundschaft. In einer Fernsehsendung verkündete Depardieu: „Die Ukraine hatte immer schon ein Problem mit Russland.“

Anfang März ruderte er ein wenig zurück: Die Ukraine und Russland seien Bruderländer, zitierte ihn die Nachrichtenagentur AFP. Er sei gegen diesen Bruderkrieg. „Lasst die Waffen ruhen und verhandelt.“

Benefizkonzerte für die Ukrainer

Und nun die offene Aufkündigung der Gefolgschaft, der Depardieu Taten folgen lässt: Er will drei Benefizkonzerte im Champs-Élysées-Theater in Paris geben. Der Erlös soll ukrainischen Kriegsopfern zugute kommen.

Zugleich betont Depardieu, dass die russische Bevölkerung für das Verhalten des Kremlchefs nicht verantwortlich sei. Er habe schon immer eine „einzigartige Vorliebe für das russische Volk“ gehabt, das so gut beschrieben worden sei von Dostojewski, Tolstoi, Gogol, Pasternak und so vielen anderen Künstlern.

Der Kreml zeigt sich wenig amüsiert. Auf Depardieu als schwergewichtiges Aushängeschild verzichtet man offenbar nur ungern.

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Kremlsprecher Dmitri Peskow bekundete verschnupft: „Ich gehe davon aus, dass Depardieu höchstwahrscheinlich nicht vollständig versteht, was passiert, da er nicht in die politische Agenda eingetaucht ist.“ Gern wolle der Kreml das übernehmen. Darüber hinaus wurden offenbar auch schon Forderungen von russischen Politikern laut, Depardieu die Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen und in seine Wohnungen Waisenkinder einzuquartieren.

Die Frage ist, woher Depardieus später Mut zum Abrücken vom Tyrannen kommt. Aus Frankreich war kein Wutaufschrei gegen ihn zu vernehmen. Viele Kunstschaffende mussten viel mehr einstecken, ohne sich zuvor als Putin-Freunde geoutet zu haben. Von dem „Obelix“-Darsteller ist man in Frankreich einiges gewohnt. Das „Enfant terrible“ des französischen Films schlägt verbal schon seit Jahren um sich, wenn es gegen seine Heimat geht.

Könnte es sein, dass Depardieu erkannt hat, dass er noch genug andere Scherereien hat und Freunde in Frankreich gut brauchen kann? Dort läuft ein Prozess wegen Vergewaltigung gegen ihn. Zwischenzeitlich waren die Ermittlungen unterbrochen worden. Nun nahm ein Gericht diese wieder auf. Es gebe schwerwiegende Indizien für die Tat. Depardieu beteuert seine Unschuld.

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