a-ha-Sänger Morten Harket: „Unsere Band hält schon länger als viele Ehen“

a-ha-Sänger Morten Harket.

a-ha-Sänger Morten Harket.

Das norwegische Pop-Trio a-ha hat seit seiner Gründung im Jahr 1982 weltweit mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft. Zu den größten Hits gehören „Take on Me“, „The Sun Always Shines on T.V.“ und „Crying in the Rain“. Nun hat a-ha-Sänger Morten Harket mit „Heimkehr“ seine zweite Biografie veröffentlicht. Im Interview mit dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) spricht der Musiker über Castingshows, Klimaschutz und die Pläne für ein neues Album.

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Herr Harket, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal jemanden mit Ihrem glasklaren Gesang überrascht haben?

Das muss während einer Autofahrt gewesen sein, als ich etwa fünf Jahre alt war. Ich saß im Auto meiner Eltern auf der Hinterbank und sang das Kinderlied „Komm, lieber Mai, und mache“. Da merkte ich zum ersten Mal, dass meine Stimme Flügel hat. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Vater sich überrascht umdrehte. So, als hätte er mein Talent in diesem Augenblick erkannt.

Wollten Sie denn schon als Kind Sänger werden?

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Ich hatte in jungen Jahren zwar sehr kraftvolle Erfahrungen mit Musik gemacht, aber als Kind denkt man nicht an so was wie eine Gesangskarriere. Allerdings habe ich meine Umgebung sehr genau studiert, und damals wirkte die gesamte Welt auf mich faszinierend. Neben der Leidenschaft für Gesang hatte ich großes Interesse daran, zu zeichnen, Gebäude zu bauen und etwas mit meinen Händen zu machen.

Woran lag es, dass Ihr Interesse an der Musik wieder abebbte?

Als Teenager verlor ich mein Interesse an Musik in dem Augenblick, in dem ich begann, Unterrichts­stunden zu nehmen. Ich hasste den Klavierunterricht, und im Schulorchester für Hornmusik hat es mir auch gar nicht gefallen. Ich wollte die Musik für mich selbst entdecken. Als das nicht möglich war, starb das Interesse daran in mir. Zu dieser Zeit war das Interesse an Zeichnen, Malen und Bildhauerei viel ausgeprägter. Für eine Zeit lang dachte ich, dass diese Tätigkeiten mein Beruf als Erwachsener sein würden.

Dabei wurden Sie Jahrzehnte später als Sänger der Band a-ha zu einem der größten Superstars der Popmusik.

Bis heute wehre ich mich gegen den Begriff „Superstar“. Es ist kein Wort, das ich sonderlich mag. Lieber spiele ich meine Rolle runter. So bin ich schon immer damit umgegangen.

Stimmt dann auch das Gerücht, dass man in Ihrem Zuhause keinen der zahlreichen Preise sehen kann, die Sie in all den Jahren gewonnen haben?

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Das ist richtig. Es gibt nichts in meinem Haus, das Gäste oder mich daran erinnert, was ich beruflich mache. (lacht)

In Ihrer neuen Biografie schreiben Sie, dass Sie 1991 – auf dem Höhepunkt der Karriere von a-ha – wussten, dass sich etwas in Ihrem Leben ändern muss. Woran machten Sie das fest?

Diese Erkenntnis kam mir bei einem Auftritt in Rio. Wir sind dort damals vor fast 200.000 Menschen aufgetreten. Es war ein tolles Konzert, aber ich spürte, dass ich nur machte, was ich immer machte, aber nicht mehr richtig anwesend war. Da wusste ich, dass sich etwas ändern musste. Was sollte nach so einem Auftritt noch kommen? Viel größer konnten die Konzerte nicht mehr werden. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich loslassen musste.

Harket: „Kam sich vor wie ein Tier im Zoo“

Kurze Zeit später kam es zur vorläufigen Trennung der Band. Hatte die mit Ihrer Erkenntnis zu tun, oder was war der Grund?

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Es gab nicht den ein oder anderen Grund. Wir haben eine langjährige Beziehung zueinander, die schon viel länger hält als viele Ehen. Man muss sich die Lebensrealität in unserer Situation mal vorstellen. Der richtige Fokus auf die Band ist die Tatsache, dass wir als Band so viel zusammen gemacht haben. Das wäre nie der Fall gewesen, wenn wir nicht hätten zusammen arbeiten wollen. Das ist die einfache Antwort dazu. Aber es war natürlich eine sehr intensive Zeit. Das persönliche, normale Leben, das die ganze Zeit von Presse und Öffentlichkeit beäugt wurde. Das war ein kolossaler Druck auf jedes menschliche Lebewesen. Da kam man sich schon mal vor wie ein Tier im Zoo. Das ist ein sehr wichtiger Faktor in diesem Ganzen. Auch wenn die Band uns lebenslang aneinander bindet, hat jeder von uns noch ein eigenes Leben. Man kann nicht Tag und Nacht nur für die Band leben, so wie wir das in den ersten Jahren gemacht haben. Wenn man alles, was man will, alles, was man sieht, immer nur die Band ist, kann das nicht gutgehen. Dieser Traum hält keine 30 Jahre. Man will irgendwann sein eigenes, privates Leben haben. Das wird bei anderen, erfolgreichen Bands ganz genau so sein. Man muss einen Weg finden, damit beides funktioniert: die Band und das eigene Leben.

Wird es denn noch ein weiteres a-ha-Album geben?

Ich persönlich glaube, dass man von unserer Band noch hören wird. Aber es könnte auch sein, dass es das war. Beide Optionen sind möglich. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nur, dass Magne wieder an Songs arbeitet, und dass ich an Songs schreibe. Ich bin mir sicher, dass auch Pal gerade Musik macht, aber er steckt wegen der Corona-Pandemie gerade in Kalifornien fest und kommt nirgendwo anders hin.

Aber werden diese Songs auf einem gemeinsamen Album landen?

Am Ende könnte es in etwas münden, das wir zusammen machen. Es könnte aber auch sein, dass die Songs in Solo­arbeiten fließen werden. Ich habe schon ein paar von Magnes neuen Songs gehört, die wirklich gut sind. Daraus könnte tatsächlich a-ha-Material werden, aber wir werden sehen, was daraus wird. Wir waren vor zwei Jahren zuletzt zusammen auf Tour, aber im Studio waren wir tatsächlich schon länger nicht mehr zusammen. Die Zeit rast. Es ist beeindruckend, wenn man auf die Zeit zurückschaut, die wir schon unterwegs sind.

Wussten Sie, dass eine der beliebtesten Serien in Deutschland „Die Bergretter“ heißt und deren Titelsong „Foot of the Mountain“ von a-ha ist?

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Oh, das klingt ganz wunderbar. Das wusste ich noch gar nicht. Aber wenn man sich die Bandgeschichte anguckt, hatte Deutschland schon immer eine starke Bindung zu a-ha.

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Das merkt man auch, wenn man sich deutsche Castingshows anguckt, in denen immer wieder a-ha-Songs auftauchen. In der norwegischen Version von „The Voice“ haben Sie in den letzten beiden Staffeln als Coach teilgenommen.

Es war sehr interessant und gut für mich, das zu machen. Ich konnte mich mit Menschen verbinden, die von der Straße kommen, Träume haben und eines Tages mal von ihrer Musik leben wollen. In diesem Bereich weiß ich einfach sehr viel. Ich glaube, ich kann mich sehr gut mit diesen jungen Menschen austauschen, weil ich verstehe, was sie blockiert oder bremst, um ihrem Traum ein bisschen näher zu kommen. Solche Dinge kann ich ganz gut erkennen. Es war sehr interessant, in so eine Show einbezogen zu werden. Es ist zwar auch sehr fordernd, intensiv und zeitaufwendig. Aber man muss es gründlich machen, wenn man diese Talente repräsentieren will. Ich habe versucht, jedem meinen Zugang, so gut es geht, zur Verfügung zu stellen.

Apropos junge Menschen, Sie engagieren sich bereits seit den Neunziger­jahren sehr in den Bereichen Klimawandel und Menschenrechte. Wie sehr freut es Sie, dass sich heute auch viele jüngere Leute – etwa in der Fridays-for-Future-Bewegung – für diese Themen starkmachen?

Heutzutage interessieren sich viel mehr Menschen für diese Themen, weil ihnen bewusst ist, wie wichtig sie sind. Das Bewusstsein ist geschärft. Wir sehen alle, wohin das Ganze führen wird, wenn wir jetzt nicht handeln. Wir brauchen Raum für die Tierwelt, weil wir komplett von ihr abhängig sind. Ohne eine intakte Umwelt werden wir nicht überleben. Das ist keine These, sondern etwas, das wir wissen. Wir sind ohne Zweifel in einer Zwangslage. Es gibt nicht mehr so viel Wohnraum für die Bewohner auf unserem Planeten. Wir müssen jetzt sehr schnell und konsequent handeln.

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Wird Ihrer Meinung nach noch zu wenig im Bereich Klimaschutz getan?

Auf all diese Sorgen sollten wir reagieren, aber das tun wir nicht in ausreichendem Maße. Wir müssen aber einen Ausweg aus diesem Dilemma finden. Auch wenn wir unsere Gewohnheiten nicht ändern wollen. Noch sind wir in der Lage, das Ruder herumzureißen, aber wir können nicht noch länger warten. Wir müssen alle Prozesse beschleunigen, die in diese Richtung führen.

Soeben ist das Buch von Ørjan Nilsson über Morten Harket erschienen: „Heimkehr. Morten Harkets prägende Phase 1993–1998“ (Hannibal-Verlag, 224 Seiten, 23 Euro).


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