Zwei Mutmacher am Morgen
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Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot» des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr steht auf dem Flugfeld des Militärflughafens Schwesing. Deutschland und die USA wollen der Ukraine erstmals Schützenpanzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer liefern.
© Quelle: Axel Heimken/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
Die Zeitenwende in Berlin, sie macht ein bisschen Mut in diesen trüben Januartagen. Nachdem zunächst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Aggressor „leichte Kampfpanzer“ westlicher Bauart versprochen hatte, konnte Bundeskanzler Olaf Scholz offenbar nicht mehr anders. Denn: „Mit der französischen Ankündigung bricht die Hauptausrede des Bundeskanzlers weg, keine schweren gepanzerten Fahrzeuge zu liefern.“
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Der Schützenpanzer Marder während einer Gefechtsübung.
© Quelle: imago images / Sven Eckelkamp
So formulierte es gestern der Unionspolitiker und Leiter der deutschen Nato-Delegation, Johann Wadephul, gegenüber meinem Kollegen Sven Christian Schulz. Bisher hatte Scholz die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern stets vehement abgelehnt. Doch nachdem auch US-Präsident Joe Biden der Regierung in Kiew Schützenpanzer in Aussicht gestellt hatte, bröckelte die scholzsche Argumentation, man werde nicht im Alleingang handeln.
Und so ging all das, womit sich Deutschland bislang so schwertat, gestern plötzlich dann doch recht schnell. Am Nachmittag kündigte Vizekanzler Robert Habeck an, die Bundesregierung werde zügig über die Panzerfrage beraten. Wenig später konnten meine Kolleginnen und Kollegen aus unserem Berliner Büro bestätigen, dass am Abend noch eine Entscheidung anstehen solle. Gegen 20 Uhr war dann klar: Deutschland zieht mit und will gemeinsam mit den USA der Ukraine erstmals Schützenpanzer vom Typ Marder für den Kampf gegen die russischen Angreifer liefern. Zudem stellt Berlin noch eine Patriot-Flugabwehrbatterie zur Verfügung. Scholz habe sich darauf in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden verständigt.
Erst Frankreich, dann die USA. Der Druck in Berlin, er muss geradezu spürbar gewesen sein – offenbar braucht Olaf Scholz den Druck. Mein Kollege Can Merey aus unserem Berliner Büro kommentiert dazu: „Statt sich aber als Vorreiter zu profilieren, wirkt Deutschland wie ein Partner, der ständig auf der Bremse steht. Ein Bremser, der am Ende unter wachsendem Druck dann doch nachgibt wie nun im Fall der Marder – und in nicht allzu ferner Zukunft womöglich auch beim Leopard 2.“
Darf man nun also hoffen, dass bald alles besser wird? Auch angesichts der von Wladimir Putin angeordneten zweitägigen Feuerpause, die von heute Mittag an gelten soll? So schnell wohl leider nicht. Kiew jedenfalls hat die Aufforderung des Kremls, ebenfalls die Waffen ruhen zu lassen, bereits als „zynische Falle“ abgelehnt.
Die Pandemie als Chance?
Der zweite Mutmacher heißt mRNA. Denn manchmal muss man nur ein altes Sprichwort bemühen, um die Dinge ein bisschen zurechtzurücken. So heißt es beispielsweise, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Nach fast drei quälenden Corona-Jahren fragen Sie sich nun wahrscheinlich zu Recht, welche positive Seite man dem eigentlich noch abgewinnen kann. Immerhin geht aktuell schon wieder die Angst vor einer neuen Variante um.
Karl Lauterbach verkündete gestern, dass jetzt auch Deutschland die Testpflicht für Einreisende aus China einführt und man stichprobenartig an Flughäfen auf die Suche nach neuen Mutanten gehen will. Und dann ist da auch noch XBB.1.5, das unserem Gesundheitsminister Sorgenfalten auf die Stirn treibt und im Nordosten der USA offenbar die Zahlen der Krankenhauseinweisungen in die Höhe. Dabei hieß es doch erst vor einer Woche noch, die Pandemie sei vorbei. Das klingt alles erst mal wenig optimistisch.
Doch für die mRNA-Visionärinnen und ‑Visionäre in den Laboren dieser Welt brachte die Pandemie die Wende. Mittlerweile hat die Mehrheit von uns bis zu vier mRNA-Dosen intus, wir wissen, dass Biontech in Mainz und Curevac in Tübingen sitzen und dass der Botenstoff auch ein Stoff ist, der uns hoffen lässt. Nämlich darauf, dass künftig mithilfe von mRNA nicht nur das individuelle Corona-Risiko gesenkt, sondern möglicherweise irgendwann sogar Krebs geheilt werden kann. Und damit wären wir wieder bei der Sache mit der Chance, die jede Krise bieten kann.
Meine Kollegin Laura Beigel, RND-Wissenschaftsredakteurin, erläutert in unserem heutigen Schwerpunktthema (+), welche Möglichkeiten das mRNA-Verfahren Forschenden bietet – und wie weit dieser Weg war. Immerhin hatte bereits 1960 Sydney Brenner mit seinen Kollegen am King’s College in Cambridge seinen persönlichen Heureka-Moment. Mittlerweile hat Biontech 14 verschiedene mRNA-Krebsimpfstoffe entwickelt, die bereits klinische Studien durchlaufen. Möglicherweise könnte das erste dieser Vakzine bereits 2030 auf den Markt gebracht werden. Und nicht nur Krebs, auch Malaria, einer der größten Killer weltweit, Gürtelrose, HIV und noch viele andere Krankheiten könnten in Zukunft durch einen kleinen Piks besiegt werden. Das lässt doch hoffen!
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Der Tag
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Zitat des Tages
Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!
Papst Franziskus
in seiner Totenmesse für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI.
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Termine des Tages
- Vor der erwarteten Räumung des Braunkohledorfes Lützerath demonstriert Fridays for Future in Berlin und in Hannover, am Vormittag gibt es eine Onlinepressekonferenz verschiedener Umweltbündnisse zu einer geplanten Großdemonstration am 14. Januar und in Dortmund wird am Platz der Deutschen Einheit für den Erhalt von Lützerath protestiert.
- Der Termin hat Tradition: Wie in jedem Jahr am 6. Januar startet die FDP mit dem Dreikönigstreffen in das politische Jahr.
- Die Statistikbehörde Eurostat veröffentlicht ihre Schnellschätzung Inflation Euroraum im Dezember 2022.
Was heute wichtig wird: der US-Kongress
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Heute vor zwei Jahren stürmten Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump den Parlamentssitz, das Kapitol in Washington. Der Angriff auf das Herz der amerikanischen Demokratie wirkt bis heute nach. Vor allem die Republikaner zeigen sich seit der Präsidentschaft von Donald Trump zerstritten wie nie. Und so macht leider auch das Schauspiel, das sich in den vergangenen Tagen in den USA zugetragen hat, wenig Hoffnung. Der Machtkampf der Partei hat die Wahl ihres Parlamentssprechers, immerhin das dritthöchste Amt im Staat, ins Chaos geführt.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihre Nora Lysk
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