Wohnungsmarkt: Zahl der Sozialwohnungen 2020 bundesweit gesunken
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Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent gesunken.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Essen, Berlin. Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent gesunken. Unter dem Strich habe es 2020 insgesamt 26.339 Wohnungen mit Sozialbindung weniger gegeben als 2019, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des wohnungspolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Christian Kühn, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Damit fielen im Durchschnitt pro Tag bundesweit 72 Wohnungen aus der Sozialbindung. Über die Zahlen hatten zunächst die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag) berichtet.
Größter Rückgang in Niedersachsen
Insgesamt wurden den Angaben zufolge im Jahr 2020 bundesweit knapp 1,13 Millionen Sozialwohnungen verzeichnet. Für die Bundesländer ergibt sich dabei ein unterschiedliches Bild. So wuchs in Baden-Württemberg, Hamburg, dem Saarland, Sachsen und Thüringen der Bestand an Sozialwohnungen. Den höchsten Zuwachs gab es in Hamburg mit einem Plus von 830 Sozialwohnungen.
Der größte Rückgang an Sozialwohnungen wurde in Niedersachsen mit 7.070 verzeichnet. Auch in Nordrhein-Westfalen sank der Bestand um 5.121 auf 451.662 Sozialwohnungen - das entspricht einem Rückgang um 1,1 Prozent. Damit würden in NRW pro Tag 14 Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen, erklärten die Grünen.
Im Vorjahr seien es lediglich zwei Wohnungen pro Tag gewesen. Der Bundestagsabgeordnete Kühn sprach von einer „wohnungspolitischen Bankrotterklärung“ von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
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© Quelle: Reuters
Experte Kühn kritisiert Unterfinanzierung
Starke Rückgänge der Zahl an Sozialwohnungen gab es auch in Brandenburg (minus 4.959) und Rheinland-Pfalz (minus 6.180). Leicht negativ war die Entwicklung in Bayern (minus 309 Sozialwohnungen), Bremen (minus 573), Hessen (minus 8), Sachsen-Anhalt (minus 137) und Schleswig-Holstein (minus 283).
Kühn warf Union und SPD eine Unterfinanzierung des sozialen Wohnungsbaus vor und forderte mehr Bundesmittel sowie eine neue „Wohnungsgemeinnützigkeit“. Das „System der nur kurzfristigen Bindung“ müsse durchbrochen werden.
Die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) verwies darauf, dass das Land NRW die Sozialbindung im öffentlich geförderten Wohnungsbau im vergangenen Jahr auf 30 Jahre verlängert habe. Eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft sei hingegen nicht notwendig, sagte sie der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). „Eine solche Gesellschaft wäre nur nötig, wenn es keine Investoren gäbe. In NRW wird aber gebaut.“
RND/epd