Wo Annegret Kramp-Karrenbauer die Front abschreitet

Beim Gelöbnis vor dem Reichstagsgebäude.

Beim Gelöbnis vor dem Reichstagsgebäude.

Berlin. Das Gelöbnis der Bundeswehr beginnt mit einer hingebungsvollen Schwärmerei: „Hören Sie die liebliche Melodie“, sagt ein Bundeswehroffizier. Es sei ganz wunderbar, wie die Trompeten und die Holzbläser diese umspielten, in diesem besinnlichen Stück, einem Präsentiermarsch, der beruhige, so wie sich ja im Herbst gerade auch die Natur beruhige.

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Der Offizier hat einen weißen Taktstock in der Hand, er wendet sich den Soldaten in grauen Mänteln zu, die heben ihre Instrumente. Das Musikkorps der Bundeswehr ist so eine Art Vorprogramm, noch nesteln zwei Arbeiter an den Blumengestecken am Rednerpult. Alles soll passen bei diesem Termin auf der Wiese vor dem Reichstag. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt.

Das erste Mal seit sechs Jahren sprechen neue Bundeswehrsoldaten ihren Eid nun wieder hier statt in ihren Kasernen. Die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat das bei ihrem Amtsantritt als einen ihrer zentralen Wünsche platziert, eigentlich sollte es in allen Bundesländern stattfinden. Sie will es als Zeichen verstanden wissen für die Anerkennung der Soldaten und der Bundeswehr, an deren 64. Gründungstag.

Preußens Gloria und eine leise Nationalhymne

Das mit allen Bundesländern hat nicht ganz geklappt. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern ziehen mit an diesem Tag. In Hessen hat man nicht genug neue Soldaten zusammenbekommen, da lohnt es sich nicht. In Bremen, Bayern und Thüringen hat man immerhin andere Termine gefunden.

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Nach Berlin vor den Reichstag sind junge Soldaten aus Berlin, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Baden-Württemberg dabei, 400 insgesamt, mit Baretts in Grün, Rot oder Blau.

Als sie einmarschieren, lange Reihen, spielt das Musikkorps Johann Gottfried Piefkes „Preußens Gloria“.

Dann ist Kramp-Karrenbauer an der Reihe. Sie läuft an den Soldaten vorbei, an der rein männlichen Ehrenformation zunächst, die im Laufe des Gelöbnisses mehrfach ihre Gewehre hochnimmt und laut auf den Boden knallen lässt. Dann geht es vorbei an den neuen Soldaten und Soldatinnen, die später ihren Diensteid schreien und die Deutschland-Hymne ziemlich leise singen werden.

Ein sanfter Gruß

„Abschreiten der Front“, nennt die Bundeswehr den Ministergang ein wenig martialisch und immerhin gelingt es Kramp-Karrenbauer im Gleichschritt mit den zwei Soldaten zu schreiten und zum Takt der Musik. Aber vielleicht gelingt das ja auch den Soldaten.

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„Meine lieben Rekrutinnen und Rekruten“, beginnt die Ministerin dann ihre Rede mit sanfter Stimme. „Soldatinnen und Soldaten!“, so wird nach ihr Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble anfangen.

Kramp-Karrenbauer verweist auf den Gründungstag der Bundeswehr, der auf den Geburtstag des Militärreformers Gerhard von Scharnhorst gelegt wurde. Der habe „den Militärdienst als Ehrendienst an der Nation“ definiert, sagt die Ministerin. „Die Bundeswehr ist unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft, sie kommt aus der Mitte der Gesellschaft, und da gehört sie hin.“ Und es fällt auch wieder der Satz von der Anerkennung.

Ein Schriftzug am Giebel

Schäuble betont, die neuen Soldaten hätten einen herausfordernden Beruf gewählt und zeigten, dass sie bereit seien, für andere einzutreten und für ihr Land. Dies sei nicht selbstverständlich „in Zeiten, in denen viele sich angewöhnt haben, erst auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein“. Öffentliche Gelöbnisse seien nötig, um zu unterstreichen, dass „die Bundeswehr einen festen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft“ habe. Der Platz vor dem Reichstag sei dafür genau richtig.

Auch der Grünen-Politiker Tobias Lindner kann da beipflichten: „Wenn von der Truppe erwartet wird, fest auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen und sich klar gegen rechts abzugrenzen, ist der Platz vor dem Reichstag ein passender Ort für das Gelöbnis“, sagte er dem RND. Klar sei aber auch: „Ein Gelöbnis ist vor allem ein Symbol, damit ist noch keines der Probleme der Bundeswehr gelöst.“

„Schauen Sie, was im Giebel steht“, ruft Schäuble dann noch den Rekruten zu und verweist auf den Schriftzug hoch über den Eingangssäulen: „Dem deutschen Volke“. Die Soldaten drehen dem Reichstag den Rücken zu und verharren reglos.

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