Wird Helge Braun der neue CDU-Vorsitzende?

Wer übernimmt den Vorsitz der Christdemokraten? Auch Kanzleramtschef Helge Braun ist nun ein möglicher Kandidat. Nebst Friedrich Merz, der ein drittes Mal antritt, und Norbert Röttgen.

Wer übernimmt den Vorsitz der Christdemokraten? Auch Kanzleramtschef Helge Braun ist nun ein möglicher Kandidat. Nebst Friedrich Merz, der ein drittes Mal antritt, und Norbert Röttgen.

Berlin. Vor ein paar Tagen hat Helge Braun einen Satz gesagt, der so gar nicht passen wollte zur aktuellen Angespanntheit in der CDU. „Selbstverständlich kann man Spaß mit Friedrich Merz haben“, verkündete der scheidende Kanzleramts­minister in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Braun lacht häufig, auch in schwierigen Lagen. Er wirkt dann ehrlich vergnügt.

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Nun könnte ein besonderer Spaß auf ihn warten: Nach Angaben eines Sprechers der hessischen CDU soll der 49-jährige Mediziner von seinem Heimatverband Gießen als Kandidat für den Bundesvorsitz der Partei nominiert werden. Auf einer virtuellen Landes­vorstandssitzung der Partei am Freitag werde der 49-Jährige die Gründe für seine Bewerbung vorstellen, sagte der Sprecher am Mittwochabend. Die Nominierung durch den Kreisverband Gießen solle ebenfalls am Freitag erfolgen.

Von einer Unterstützung für Braun sei auszugehen, heißt es in der Landes-CDU. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus CDU-Kreisen soll er etwa auf den Rückhalt des hessischen CDU-Vorsitzenden Volker Bouffier zählen können. Bildungs­staatssekretär Michael Meister sagte dem RND: „Helge Braun ist ein kluger Kopf mit Ideen für die Zukunft. Er kann präzise Botschaften formulieren und durchdringt komplexe Sachverhalte.“

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Stellungsspiel hinter den Kulissen

Mit dem neuen Namen kommt eine neue Dynamik in den Wettbewerb, der bislang ein Stellungsspiel hinter den Kulissen ist: Der Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen, beide aus NRW, haben ihr Interesse bekundet, ihre Kandidatur erklärt haben sie allerdings bislang noch nicht. Zeit bleibt dafür noch bis zum kommenden Mittwoch.

Noch versuchen die möglichen Kandidaten offenbar, Unterstützer zu sammeln – und vor allem den mitgliederstarken Landesverband NRW hinter sich zu scharen. Bemühen dürfte es von ihrer Seite auch geben, Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus von einer eigenen Kandidatur abzuhalten. Ein NRWler fällt schon mal weg als Konkurrent: Bundes­gesundheitsminister Jens Spahn, dem allerdings auch die geringsten Chancen aller möglichen Kandidaten eingeräumt wurden, kündigte am Dienstag an, sich nicht erneut um den Parteivorsitz zu bewerben.

Für Entspannung sorgt das in der CDU nicht. „Viele sagen: Hoffentlich gibt es noch einen anderen Kandidaten aus der Mitte der Partei“, beschrieb ein führendes CDU-Mitglied die Lage, bevor Brauns Name öffentlich wurde.

Ob der bedächtige bisherige Krisenmanager Merkels Chancen hat, ist offen. Absolut, sagen manche. Andere verweisen darauf, dass Braun möglicherweise als zu merkel-nahe wahrgenommen werde und auch nicht bekannt genug sei.

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Merz’ Beschwerde über das Parteiestablishment

In Merz’ Umfeld gibt man sich gelassen: Merz habe bei der nun geplanten Mitgliederbefragung weiterhin die besten Chancen, heißt es dort. Brauns Kandidatur sei „ein letzter verzweifelter Versuch des Parteiestablishments, etwas zu reißen“.

Auch in seinem letzten Anlauf auf den Parteivorsitz vor einem Jahr hatte Merz sich beschwert, aus den Reihen der CDU-Funktionsträger werde versucht, seine Kandidatur zu behindern. Unterstützung hat Merz unter anderem in Ostdeutschland: Braun sei eine gute Führungspersönlichkeit, er gehe aber davon aus, dass in Thüringen überwiegend Merz unterstützt werde, sagte Landeschef Christian Hirte dem RND.

Schwierig werden könnte es für Merz, wenn sich andere große CDU-Landesverbände hinter Braun stellen und die NRW-CDU uneinig bleibt. Meister apostrophierte Braun ausdrücklich als Alternative zu den „Bewerbungen aus NRW“.

Allerdings gibt es auch Spitzenpolitiker der CDU, die darauf hinweisen, dass Braun und Röttgen sich Stimmen streitig machen könnten.

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Kandidieren mehr als drei Personen und bekommt keiner von ihnen bei der Auszählung Ende Dezember auf Anhieb die absolute Mehrheit in der Mitgliederbefragung, ist eine Stichwahl vorgesehen, deren Ergebnis Mitte Januar vorliegen soll.

Für Braun steht noch mehr auf dem Spiel: Er gilt als möglicher Nachfolger von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Sollte er das Rennen um den CDU-Vorsitz verlieren, könnten seine Konkurrenten profitieren, zum Beispiel Landesinnenminister Peter Beuth.

Braun selber hat in dem FAZ-Interview sibyllinisch erklärt, er hoffe „auf ein Kandidatenfeld mit echten Alternativen“. Wichtig sei es, Parteiführung und -basis wieder miteinander zu versöhnen.

Wie als Beleg für seine Fähigkeit zur Zuspitzung griff er dann noch die Finanzpolitik von Olaf Scholz (SPD) an, der sich anschickt, der nächste Kanzler zu werden.

Und fast nebenbei wies er darauf hin, dass Friedrich Merz sich an der CDU-Spitze vermutlich „nicht als Übergangslösung“ begreifen werde. Es war ein diplomatisch gehaltener Hinweis für all diejenigen in der CDU, die daran zweifeln, dass ein Mitte 60-Jähriger ein Aufbruchssignal für die CDU ist.

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