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Wie kommen wir in Putins Kopf?

Der Westen steht zusammen: Der von Wladimir Putin initiierten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird von der Nato und der EU nicht geduldet.

Der Westen steht zusammen: Der von Wladimir Putin initiierten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird von der Nato und der EU nicht geduldet.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

die entscheidende Frage bei der Macht ist wohl: Beeinflusse ich – oder werde ich beeinflusst? Kann man jemanden dazu bewegen, etwas zu tun, ist man mächtig. Wird man bewegt, ist man es nicht.

Russlands Präsident Wladimir Putin ist sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Nicht umsonst hat er in den vergangenen Jahren alles dafür getan, um sich selbst und sein Land in eine möglichst einflussreiche Position zu bringen: Wie sonst war es möglich, dass seine Truppen durch Belarus in die Ukraine gelangen konnten? Oder dass China keine Bemühungen gegen seine Kriegshandlungen unternimmt? Gern beruft er sich auf die Abhängigkeit des Westens von seinem Öl und Gas – und war stets daran interessiert, diese Abhängigkeit weiter auszubauen.

Doch sitzt Putin wirklich am längeren Hebel, nur weil er zu einem Krieg bereit ist, den sonst niemand wollte? Der Westen macht sich auf eigene Kosten nun Stück für Stück frei von den Energielieferungen aus dem Osten. Und gestern gab es zumindest bei den Unterhändlern Anzeichen dafür, dass eine Friedensfindung nicht ausgeschlossen ist. Beide Seiten ließen erkennen, dass man Fortschritte bei den Gesprächen erziele. Ob Putin diese Einschätzung teilt, ist ungewiss.

Gespräche im belarussischen Brest: Links sitzt die Delegation der Ukraine, rechts die russische.

Gespräche im belarussischen Brest: Links sitzt die Delegation der Ukraine, rechts die russische.

Dass der Besuch des ehemaligen Bundeskanzlers und Putin-Freunds Gerhard Schröder zur Befriedung beigetragen hat, ist ebenso wenig bekannt wie wahrscheinlich. Gut möglich, dass der Altkanzler eine gute Beziehung zu Putin hat – das aber mit Einfluss auf den russischen Präsidenten zu verwechseln, wäre naiv. Wäre Putin ein Günstling von Schröder, stünden die Chancen da deutlich besser. Augenscheinlich ist es jedoch eher andersherum.

Komplizierte Gespräche in Ankara

Für den amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz wird der Krieg in der Ukraine heute der wichtigste Punkt auf der Agenda sein, wenn er in Ankara den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan trifft. Es wird ein „Besuch bei einem schwierigen Partner“, beschreibt es unser Korrespondent Gerd Höhler, denn zu den vielen ungelösten Problemen aus der Kanzlerschaft von Angela Merkel ist nun mit Putins Krieg ein gravierendes hinzugekommen.

Der Türkei fällt es bislang schwer, sich im Konflikt zwischen Russland gegen den Westen zu positionieren. Allerdings hat sich das Land als Vermittler angeboten, in der vergangenen Woche hatte es Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland in Antalya gegeben. Gelingt es Scholz, in der Türkei einen Verbündeten zu finden? Anzeichen für eine Wiederannäherung mit Deutschland gebe es durchaus, beobachtet Höhler. Der Einfluss von Putin würde damit weiter schwinden.

Währenddessen dauern die Muskelspiele zwischen Moskau und dem Westen an, doch die Einschläge kommen näher – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Raketenangriffe auf die Stadt Lwiw an der polnischen Grenze zeigen die Richtung der russischen Provokation: Sie nähern sich der roten Linie, die die Nato-Staaten vom Osten trennt. Doch während der Westen alles tut, damit diese Linie nicht überschritten wird, was die Nato-Staaten mit in den Krieg hineinziehen würde, unternehmen die russischen Truppen weitere Schritte in diese Richtung.

Vielleicht ist es am Ende doch die auf lange Sicht angelegte Isolierung Russlands, die bei Putin ein Umdenken erreicht. Es wäre allen zu Wünschen, dass diese Erkenntnis nicht zu lange auf sich warten lässt.

 

Zitat des Tages

Ungeimpfte sollten sich dringend impfen lassen. Geimpfte sind jetzt oft unvorsichtig. Sie wissen, dass sie sich infizieren können, aber meist nicht schwer erkranken.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

warnt vor den Folgen der erneut stark steigenden Corona-Zahlen.

 

Leseempfehlungen

­Ankläger, kein Vermittler: Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, verzichtet auf die übliche Zurückhaltung von Diplomaten. Er agiert als Ankläger, nicht als Vermittler. In der deutschen Politik sorgt das auch für Irritationen, berichtet unsere Hauptstadt­korrespondentin Daniela Vates.

Rückzug in der zweiten Reihe: Chinas Premierminister Li Keqiang hat beim Nationalen Volkskongress seinen turnusmäßigen Abschied aus der Regierung bestätigt. Er hat in vielen Belangen anders gehandelt als Machthaber Xi Jinping. Im letzten Jahr steht der Premier vor der größten Herausforderung seiner Karriere, schreibt China-Korrespondent Fabian Kretschmer.

 

Aus unserem Netzwerk

Dieses Geschenk kam nicht so gut an wie erhofft: Am Weltfrauentag verteilte die IG Metall Wolfsburg pinkfarbene Putztücher an ihre weiblichen Mitglieder. Zur Überwindung von überholten Geschlechterbildern habe das nicht beitragen, wie die „Wolfsburger Allgemeine“ berichtet – ganz im Gegenteil.

 

Termine des Tages

  • 11 Uhr: Der Gesundheitsausschuss des Bundestags spricht heute mit Fachleuten über die neue Rechtsgrundlage für die Corona-Schutzmaßnahmen ab dem 20. März.
  • Frauenquote: Die Arbeits- und Sozialminister und ‑ministerinnen der EU treffen sich, um über eine verbindliche Frauenquote in Aufsichtsräten zu diskutieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.
 

Was heute wichtig wird

Heute streikt das Sicherheitspersonal an mehreren Flughäfen. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft Verdi. So rechnen etwa die Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn mit etlichen Flugausfällen. Grund für die Warnstreiks ist ein Tarifkonflikt mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen.

Heute streikt das Sicherheitspersonal an mehreren Flughäfen. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft Verdi. So rechnen etwa die Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn mit etlichen Flugausfällen. Grund für die Warnstreiks ist ein Tarifkonflikt mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen.

 

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihr Nils Thorausch

 

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