Wie die Ampel die Fachkräfteeinwanderung vorantreiben will
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SDB735TIDXGVJ7KXY2AWMJWDCY.jpg)
Auch im Handwerk fehlen Fachkräfte.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/Symbol
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat mit Blick auf die Zukunft eine Befürchtung, die er schon mehrmals formuliert hat: Dass der Fachkräftemangel in diversen Branchen zur „dauerhaften Wachstumsbremse“ wird.
Mehr als eine halbe Million fehlende Arbeitskräfte
Damit meint der Sozialdemokrat, dass für die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität Hunderttausende Fachkräfte fehlen. Das belegen auch immer wieder Studien, wie zuletzt eine Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), wonach zwischen Juli 2021 und Juli 2022 bereits 537.923 qualifizierte Arbeitskräfte fehlten. Dem IW zufolge ist der Personalmangel bei der Sozialarbeit und der Kinderbetreuung am größten – dicht gefolgt von der Altenpflege und Bauelektrik. Wie aus einer Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages hervorgeht, sieht zudem eine Mehrheit der Unternehmen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko.
Die Ampelkoalition will dem Problem mit einer Fachkräftestrategie entgegentreten, in der die Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland eine der zentralen Säulen ist. In Planung ist unter anderem der Abbau von Hürden für die Einwanderung durch eine Reform des Einwanderungsgesetzes. Das geht aus Eckpunkten des Arbeitsministeriums hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegen. So will die Ampel eine „Chancenkarte“ einführen für Personen, die noch keinen Job in Deutschland haben. Auf „Grundlage eines transparenten unbürokratischen Punktesystems“ könnten dann unter anderem Qualifikation und Sprachkenntnisse darüber entscheiden, ob die Betroffenen einwandern dürfen.
Künftig sollen Fachkräfte unabhängig ihrer Ausbildung arbeiten dürfen: Wer beispielsweise gelernter Mechaniker ist, darf grundsätzlich auch für einen anderen Job einwandern. Zudem sollen Menschen ohne Ausbildung, aber mit zwei Jahren Arbeitserfahrung in nicht-reglementierten Bereichen arbeiten dürfen. Beibehalten werden soll unter anderem die Blaue Karte für Uniabsolventen aus dem Ausland sowie die Aufenthaltserlaubnis für Menschen mit anerkanntem Abschluss.
Wirtschaft drängt auf unkomplizierte Umsetzung
Die Wirtschaft reagierte positiv auf die Eckpunkte, forderte aber eine unkomplizierte Umsetzung. „Die geplante Chancenkarte zur leichteren Arbeitsplatzsuche muss für Betriebe und Fachkräfte einfach und transparent ausgestaltet werden“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Peter Adrian, dem RND. „Sämtliche Erleichterungen bei den Spielregeln für die Zuwanderung können aber nur dann in der Praxis greifen, wenn parallel die Prozesse in den beteiligten Institutionen schneller funktionieren – allen voran bei der Visavergabe.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EZHJQQG67RD4LOGG3ATC7MQUTQ.jpg)
Hauptstadt-Radar
Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Die Fachkräftesicherung sei für die Unternehmen eine der großen Zukunftsaufgaben, betonte Adrian. „Mit der Fachkräftestrategie adressiert die Bundesregierung viele wichtige Themen.“ Aus Sicht der Betriebe sei es erforderlich, das Arbeiten mit beruflicher Qualifikation zu erleichtern, auch wenn ein ausländischer Abschluss nur teilweise gleichwertig sei. Der DIHK-Chef drängte außerdem auf die Sprachförderung. „Zugleich sollte der Spracherwerb schon im Ausland stärker gefördert werden, damit der Start der Fachkräfte in Deutschland gut gelingen kann“, erklärte Adrian.
Die Eckpunkte sollen dieses Jahr durch das Bundeskabinett verabschiedet werden. Das Gesetzgebungsverfahren ist für Anfang 2023 geplant. In einem weiteren Schritt soll die Ausbildungs- und Beschäftigungsduldung federführend vom Bundesinnenministerium reformiert werden. Arbeitsminister Heil sagte dem epd, Deutschland brauche qualifizierte Fachkräfte, um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.