Wenn die Ministerin nach dem Wunschzettel fragt
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Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) besucht das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam.
© Quelle: Janine Schmitz/imago
Geltow. An Annegret Kramp-Karrenbauer kommt in diesen Tagen niemand vorbei. Ernennung zur Verteidigungsministerin, Amtsübernahme, Vereidigung, Truppenbesuche. Die Frau aus dem Saarland hat in diesem Jahr keine Sommerpause, sie produziert Bilder und Berichte in Serie. So wie an diesem Donnerstag in Geltow bei Potsdam.
Es ist brütend heiß, als der Helikopter der Luftwaffe auf dem Landeplatz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr aufsetzt. Aus der Maschine steigt die neue Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt. Helle Bluse, blaues Jackett, entschlossener Blick. „Das ist das Rückgrat der Bundeswehr“, sagt sie in Richtung der angetretenen Soldaten. Es sind jene Männer und Frauen, die von der Potsdamer Zentrale aus die Bundeswehreinsätze in aller Welt koordinieren. Derzeit sind es zwölf Einsätze, womöglich kommt bald ein dreizehnter hinzu.
Kramp-Karrenbauer setzt im Iran-Konflikt auf Diplomatie
Großbritannien wünscht sich eine europäische Schutzmission für Handelsschiffe in der Straße von Hormus am persischen Golf, Kramp-Karrenbauer schließt eine deutsche Beteiligung daran ausdrücklich nicht aus. Entschieden werde aber erst, wenn genaue Pläne vorlägen und konkrete Anfragen nach einer deutschen Beteiligung geäußert würden. „Bislang zeichne sich dieses konkrete Bild nicht ab“, sagt die CDU-Chefin.
Kramp-Karrenbauer betont, dass Deutschland in dieser Frage auf Diplomatie setze. London hatte jene europäische Militärmission angeregt, nachdem ein Tanker in der strategisch wichtigen Meerenge von iranischen Revolutionsgarden festgesetzt wurde. Die britische Marine wird Frachtschiffe unter britischer Flagge künftig begleiten.
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Kramp-Karrenbauer demonstriert bei ihrem Besuch Nähe zur Truppe. Sie ist aufmerksam, hört zu, fragt nach, interessiert sich erkennbar für die Anliegen und Probleme der Soldaten. Die Botschaft lautet: Ich bin für Euch da, setze mich für Euch ein. Es ist Kramp-Karrenbauers Versuch, einen Rückhalt in der Bundeswehr aufzubauen, den ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen nicht hatte.
Kranzniederlegung in der Gedenkstätte „Wald der Erinnerung“
Höhepunkte des Besuchs sind Videoschalten zu den Einsatzkräften im Ausland: Gao, Erbil, und Masar-i-Scharif. Auch bei dieser Gelegenheit erkundigt sich Kramp-Karrenbauer nach dem Befinden der im Ausland stationierten Bundeswehr-Soldaten. Sie fragt nach Anregungen, die sie mit zurück ins Ministerium nehmen solle, verlangt einen „Wunschzettel“. Die unmissverständliche Antwort aus Erbil in den irakischen Kurdengebieten lautet: „Klarheit über das deutsche Mandat“.
Auch die Kranzniederlegung in der Gedenkstätte „Wald der Erinnerung“ gehört inzwischen zum Besuchsprogramm beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr. 2014 wurde die Gedenkstätte eingerichtet, in der mehrere provisorischer Ehrenhaine aus Einsatzländern wie Afghanistan oder den Balkanstaaten an die ums Leben gekommenen deutschen Soldaten erinnern.
Kramp-Karrenbauer absolviert auch diesen Termin souverän. Bislang hat die Bundeswehr wenig zu klagen. Aber die neue Ministerin ist ja auch erst wenige Tage im Amt.
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