Konsumstudie: Zwei von drei Frauen verzichten in Corona-Krise auf Shoppingtouren
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Frau trägt Mundschutzmaske beim Shopping – vielen verleidet das die Lust am Einkauf.
© Quelle: imago images/Michael Weber
Die Frauen drohen dem Verbrauchermarkt als Konsumpioniere verloren zu gehen. Zu diesem Ergebnis kommt der Gesellschafts- und Zukunftsforscher Horst Opaschowski (79) in einer aktuellen Studie, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt.
Dazu hat das Opaschowski-Institut für Zukunftsforschung in Hamburg bundesweit 1000 Menschen ab 14 Jahren befragt, inwieweit die Corona-Krise deren Lebenseinstellung nachhaltig verändert hat.
Bescheidener werden sei demnach die neue Glücksformel der Verbraucher in Deutschland.
Etwa drei von fünf Befragten gaben an, beim Konsumieren und Geldausgeben maßvoller und bescheidener geworden zu sein und trotzdem nichts zu vermissen. Zwei von drei Frauen verzichten bewusst auf Shoppingtouren, bei den Männern nur jeder zweite. “Die Frauen müssen als Zielgruppe für den Erlebniskonsum zurückerobert werden”, fordert Horst Opaschowski.
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Prof. Horst Opaschowski ist seit 2014 Direktor des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung (O.I.Z) in Hamburg
Lust am Einkaufen geht verloren
Von Konsumlust und Kaufrausch sei bei den meisten Frauen keine Spur mehr. “Sie kaufen Lebensmittel und Waren, die zum Leben notwendig sind, aber nicht das Leben schöner machen.” Eher stelle sich das Gefühl ein: “Dann habe ich es hinter mir und das möglichst schnell und auf kurzem Weg.” Die Lust am Einkaufen gehe dabei zwangsläufig verloren. “Öfter mal was Neues” findet in ihren Wünschen kaum noch statt. Shopping als Glücksgefühl bekommt laut der Studie einen Seltenheitswert.
“Wenn Flanieren und Shoppinglust in Abstands- und Maskenzeiten verloren zu gehen drohen, dann wird das Leben langweiliger”, glaubt Horst Opaschowski. Der Reizgenuss beim Konsumieren müsse neu entdeckt und stimuliert werden. Der Dreiklang mit Shopping, Kino und Essengehen, der jetzt auf der Strecke bleibt, “ist in den letzten 30 Jahren nicht nur eine willkommene Abwechslung gewesen, sondern für viele Menschen das Leben selbst, wofür es sich zu arbeiten lohnt.”
Steuersenkung regt nicht zum Einkaufen an
Die Mehrwertsteuersenkung im Rahmen der Corona-Krise löst bei den deutschen Verbrauchern nicht die von Wirtschaft und Einzelhandel erwünschte Neubelebung des Kaufverhaltens aus, so die Einschätzung von Opaschowski. Steuersenkungen hätten nicht automatisch eine gesteigerte Konsumfreudigkeit zur Folge, solange die Verbraucher Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes haben müssen.
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“Konsumlust verliert in Krisenzeiten an Bedeutung, weil die Erhaltung der Lebensqualität wichtiger als die Steigerung des Lebensstandards wird”, sagt Horst Opaschowski. Statt “immer mehr” heiße es eher, die Konsumwünsche auf ein realistisches und erreichbares Maß zu reduzieren. Dabei würden auch Einstellungen aus den Nachkriegs- und Vor-Wohlstands-Zeiten wiederentdeckt werden: “Was ich brauche, das habe ich. Was ich nicht habe, brauche ich nicht.”
Konsum soll kultiviert werden
Um dem entgegenzusteuern, wird aus Sicht von Horst Opaschowski eine “Feminisierung des Konsumstils”, der mehr Gefühlvolles, Romantisches und Verträumtes anregt und mehr empathisch als egoistisch ist, erforderlich. Gemeint ist eine Kultivierung des Konsums, bei dem Sinnliches und Sinnhaftes eine zentrale Rolle spielen.
Der individualisierte Verbraucher soll den Massenkonsumenten ablösen.
Auch in schwierigen Zeiten wolle aber niemand gänzlich auf den Konsum verzichten. “Wohl aber verstärkt sich das Nachdenken darüber, ob mancher Konsum wirklich ein Lebensgewinn ist.” Das zumindest ist ein erstes Umfrageergebnis von Horst Opaschowski.
Seit Anfang dieses Jahres geht der Gesellschafts- und Zukunftsforscher der Frage nach, wie sich das Leben der Deutschen in Krisenzeiten verändert – davor, mittendrin und nach den ersten Lockerungen.