Unabhängig von Getreideimporten: Simbabwe rechnet mit Rekordernte von Weizen
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Eine Frau in Äthiopien teilt gespendeten Weizen in Portionen, die an wartende Familien verteilt werden sollen. Wie Äthiopien war auch Simbabwe lange von Getreideimporten abhängig - doch das hat sich geändert.
© Quelle: Ben Curtis/AP/dpa
Simbabwe steht nach eigenen Angaben vor der größten Weizenernte seiner Geschichte – dank gezielter Bemühungen, Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung aufgrund des Ukraine-Krieges zu überwinden. Aber Buschfeuer und die bevorstehende Regensaison bedrohen das Getreide, das noch nicht eingefahren worden ist.
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Wie andere afrikanische Staaten hat sich Simbabwe seit Jahrzehnten auf Importe gestützt, weil die eigene Produktion zu gering war. Aber nachdem Russlands Invasion in die Ukraine zu globaler Knappheit und Preisanstiegen geführt hat, wollte das Land „Selbstversorgung um jeden Preis“ sicherstellen, wie der stellvertretende Agrarminister Vangelis Haritatos diese Woche der Nachrichtenagentur AP sagte.
Waren im vergangenen Jahr 300.000 Tonnen Weizen produziert worden, erwartet Simbabwe nach seinen Angaben in dieser Saison 380.000 Tonnen, „was 20.000 mehr sind als wir als Land benötigen“, sagt Haritatos. „Wir werden wahrscheinlich die höchste Tonnage seit 1962 erzielen, als Weizen erstmals in Simbabwe eingeführt wurde. Viele Staaten haben es mit Knappheit zu tun, aber in Simbabwe geschieht das Gegenteil.“
Simbabwe will Weizenproduktion noch steigern
Agrarminister Anxious Masuka zufolge will Simbabwe den zu erwartenden Überschuss dazu nutzen, zum ersten Mal in seiner Geschichte eine „kleine strategische Reserve“ anzulegen. Das würde das Land gegen etwaige künftige Versorgungsprobleme abfedern. Für das nächste Jahr strebe Simbabwe eine Steigerung der Weizenproduktion auf 420.000 Tonnen an, was es dem Staat erlauben würde, die Reserve weiter anzuspecken und ein Weizenexporteur zu werden. Diese Getreideart ist Simbabwes wichtigstes landwirtschaftliches Anbauprodukt.
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© Quelle: Reuters
Afrikanische Länder haben den UN zufolge zwischen 2018 und 2020 etwa 44 Prozent ihres Weizens aus Russland und der Ukraine bezogen. Angesichts dieser großen Importabhängigkeit wurden sie hart von Lieferknappheit und Preisanstiegen als Folge des Krieges getroffen. Nach Angaben der Afrikanischen Entwicklungsbank hat sich Weizen auf dem Kontinent um 45 Prozent verteuert.
Große Importabhängigkeit in Afrika
So standen afrikanische Länder denn auch im Mittelpunkt westlicher Bemühungen, Häfen in der Ukraine – einem führenden globalen Weizenexporteur – für Getreidetransporte zu öffnen. Afrikanische Führungspersonen reisten auch eigens nach Russland, um mit Präsident Wladimir Putin über das Problem zu sprechen.
Simbabwes Staatsoberhaupt Emmerson Mnangagwa nannte den Ukraine-Krieg im Frühjahr einen „Weckruf“ für Staaten, ihre eigene Nahrung anzubauen. Und die Antwort im eigenen Land darauf war es, örtliche Landwirte zu mobilisieren, Hunderte von kleinen, ländlichen Betrieben für den Anbau des Getreides zu gewinnen, der zuvor traditionell großen kommerziellen Agrarunternehmen vorbehalten war. Es gab Verbesserungen an der Infrastruktur für die Wasserversorgung, und es wurden Düngemittel an die Kleinbauern verteilt.
Mobilisierung von kleinen Betrieben
Für viele Landwirte war der Weizenanbau eine Premiere, und es gab ihn erstmals in Gebieten, in denen das bislang noch nie vorgekommen war. Insgesamt wurden die dem Weizen gewidmeten Felder von 66.000 Hektar 2021 auf 75.000 Hektar in diesem Jahr ausgedehnt, und in der nächsten Saison sollen sie auf 100.000 Hektar wachsen. „Zahlreiche Länder unterschätzen Kleinbauern, weil sie einzeln nicht viel ändern können“, sagt Haritatos, der Vizeminister. „Aber wir haben sie in Bündeln organisiert und davon überzeugt, dass es möglich ist. Die Qualität der meisten ihrer Anbauprodukte ist spitze.“
Allerdings ist Simbabwes Weizen überwiegend weich, und es müsste mit importierten Hartweizenarten vermischt werden, um qualitativ hochwertiges Mehl für Brot zu haben, wie die einheimische Berufsorganisation Grain Millers Association sagt. Aber die Regierung hat angesichts des erwarteten Überschusses Importe ausgeschlossen.
Feuer und Regen bedrohen die Ernte
Die Weizenernte dauert von Oktober bis Dezember. Aber sowohl Landwirte als auch die Regierung machen sich Sorgen wegen des Wetters. Simbabwe steckt in seiner „Feuersaison“, äußerste Hitze, starker Wind und Trockenheit, die der Regensaison vorausgehen, erhöhen die Gefahr von Buschfeuern – die wegen einer ausgedehnten Dürreperiode wegen des Klimawandels dieses Jahr verheerender sind als früher. So haben die Brände nach offiziellen Angaben Mitte Oktober in einer einzigen Woche Weizen im Wert von umgerechnet einer Million Euro vernichtet.
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Und dann kommt der Regen. „Landwirte sind zunehmend besorgt wegen des Zeitfaktors. Es sieht danach aus, dass die Regenfälle uns bald heimsuchen. Der Weizen sollte dann von den Feldern sein“, sagt Paul Zakariya von der Farmers Union in Simbabwe, die Kleinbauern vertritt. Die Regierung hat nach eigenen Angaben mehr Mähdrescher eingesetzt, um den Bauern zu helfen, ihre Ernte zu beschleunigen. Und sie hat Programme zur Verhinderung von Bränden. Simbabwes Umweltbehörde beschreibt Buschfeuer als „eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“.
RND/AP