Weihnachtslockerungen: die Wahl zwischen Pest und Cholera
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/L5GUFPANNVH3FIX34XFELW5FLU.jpeg)
Viele freuen sich auf Weihnachten. Doch der Preis eines zu lockeren Umgangs mit den Corona-Beschränkungen könnte sich bitter rächen.
© Quelle: Liu Jie/XinHua/dpa
Berlin. Die Wirklichkeit ist hässlich, aber wir müssen ihr ins Auge blicken: Der aktuelle Lockdown hat nicht so funktioniert wie erhofft. Und auch die leichten jüngsten Verschärfungen werden absehbar nur einen minimalen Effekt auf die Entwicklung haben. Zwar ist es bisher gelungen, ein exponentielles Wachstum der Ansteckungen zu stoppen. Aber die Infektions- und Todeszahlen liegen nach wie vor auf hohem Niveau und die Kapazitäten auf den Intensivstationen sind mancherorts bereits ausgeschöpft. Das gesamte Gesundheitssystem und die Menschen, die darin arbeiten, stehen unter Dauerstress und bräuchten eigentlich dringend Entlastung.
Im Januar drohen erneute Schulschließungen
Stattdessen droht spätestens im Januar das glatte Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen durch den vorweihnachtlichen Shoppingrausch, die in Aussicht stehenden Lockerungen über die Feiertage und die Silvesternacht erneut in die Höhe schnellen, liegt nahe 100 Prozent. Und spätestens dann kommen – möglicherweise bereits laufende Impfungen hin oder her – Bund und Länder nicht mehr um noch härtere Maßnahmen herum.
Konkret würde das dann wohl Schulschließungen bedeuten und infolgedessen ein langes Zuhausebleiben für viele Eltern und Arbeitnehmer. Das kostet zwar wirtschaftlichen Wohlstand, Kraft und Nerven, hat sich im Frühjahr aber als effektive Methode erwiesen, das Infektionsgeschehen zu dämpfen.
Corona-Zahlen bleiben hoch - Strengere Regeln zu Silvester?
Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen erwägt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen - auch zu Silvester.
© Quelle: dpa
Der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten droht also eine Wahl zwischen Pest und Cholera, sollten sich die Zahlen in den nächsten Tagen nicht doch noch überraschend verbessern: Entweder sie nehmen sehenden Auges einen höchst unerfreulichen Januar in Kauf, oder sie finden den Mut, zumindest die Lockerungen für die Feiertage wieder vom Tisch zu nehmen. Auch das brächte zwar keine Garantie für einen glimpflichen Jahresbeginn, aber es erhöhte die Chancen darauf.
In Hinblick auf Menschenleben und die langfristigen Folgen der Pandemie wäre es die richtige Entscheidung. Unpopulär, aber richtig.