Wehrbericht: Die Architektur der Bundeswehr wackelt
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Wer entscheidet was? Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mit Soldaten der Bundeswehr im Nordirak.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Der Bericht des Wehrbeauftragten ist stets ein Dokument des Versagens und Verzögerns. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich fasst er zusammen, worüber Soldaten sich beschweren.
Aus dem aktuellen Bericht ragt nun etwas besonders hervor: Hans-Peter Bartels kritisiert nicht nur fehlende Panzer, das jahrelange Warten auf neue Schuhe und Personalprobleme. Er lenkt den Blick auf etwas Grundsätzlicheres, auf die Architektur der Bundeswehr. Die scheint in hohem Maße durchstrukturiert, mit Dienstgraden, Hierarchieebenen und beeindruckenden Abkürzungen.
Bartels aber diagnostiziert eine Kultur der Entscheidungsunfähigkeit, letztlich auch der Verantwortungslosigkeit – weil Verantwortung immer weiter und immer weiter nach oben verwiesen werde, bis keiner mehr so genau weiß, wo sie eigentlich gelandet ist.
Dadurch kann das stabilste Gebilde ins Wanken geraten. Es lässt sich damit erklären, warum manche simple Entscheidung in der Truppe so lange dauert, warum Probleme manchmal zu spät auffallen. Die Affäre um die Kostenexplosion bei der Instandsetzung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ ist dafür ein gutes Beispiel.
Die Analyse der Bundeswehr
Der Wehrbeauftragte ist mit seiner Analyse nicht allein. Die Bundeswehr selbst hat in einer internen Untersuchung festgestellt, dass ihr die „notwendige Robustheit, Klarheit in den Zuständigkeiten und Durchhaltefähigkeit für eine militärische Großorganisation“ fehle. Die Erkenntnis wäre also da.
Diese auch umzusetzen geht in einem riesigen Apparat wie der Bundeswehr zwar nicht mit einem Fingerschnipsen. Es gilt ja, keine neuen Unübersichtlichkeiten zu schaffen. Aber ein solch zentrales Problem muss angegangen werden. Denn mit einer wackeligen Struktur kann der geplante Um- und Ausbau der Bundeswehr nicht gelingen. Da helfen dann auch zusätzliche Milliarden nichts.