Warum Wasserstoff der neue Strom werden soll

Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister, spricht während einer Pressekonferenz zum Thema "Reallabore der Energiewende" und zeigt eine Karte mit den geplanten Standorten.

Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister, spricht während einer Pressekonferenz zum Thema "Reallabore der Energiewende" und zeigt eine Karte mit den geplanten Standorten.

Berlin. Es ist wie immer bei Peter Altmaier – an hehren Zielen mangelt es ihm nicht. Der Bundeswirtschaftsminister, dem bis vor Kurzem Ambitionen auf ein Spitzenamt in Brüssel nachgesagt wurden, sitzt am Donnerstag auf einem Podium in seinem Ministerium, um die Gewinner eines Ideenwettbewerbs für Zukunftstechnologien rund um die Energiewende vorzustellen.

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Grauer Regierungsalltag, eigentlich. Doch Altmaier greift im rhetorische Regal ganz weit nach oben. „Wir starten jetzt die nächste Stufe der Energiewende“, sagt er. Die Resonanz auf den Ideenwettbewerb habe seine Erwartungen „bei weitem“ übertroffen. Und: „Wir wollen bei Wasserstofftechnologien die Nummer eins in der Welt werden.“

Dafür hatte der CDU-Politiker einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem er deutsche Unternehmen aufgeforderte, Vorschläge zu präsentieren, die die Energiewende langfristig effizienter und damit preiswerter machen sollen. 90 Konsortien bestehend aus 500 Unternehmen haben solche Vorschläge eingereicht.

Wasserstoff soll der neue Strom werden

Wasserstofftechnologien und Speichermöglichkeiten standen im Mittelpunkt des Wettbewerbs, der sich ausdrücklich nicht an Forschungsprojekte im Labormaßstab, sondern an industrielle Großanwendungen richtete. „Reallabore“ nennt Altmaier diese und spricht von einem „völlig neuartigen“ Konzept. Gerade im Energiebereich habe man die Erfahrung gemacht, dass technologische Sprünge vor allem bei Anwendungen im industriellen Maßstab entstanden seien. Bei reinen Forschungsvorhaben seien die Fortschritte dagegen eher bescheiden gewesen. Darauf habe sein Haus nun reagiert.

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Die 20 Gewinnerkonsortien des Ideenwettbewerbs sollen nun die Möglichkeit bekommen, sich um finanzielle Fördermittel zu bewerben. 100 Millionen Euro will Altmaier dafür jährlich aus seinem Haushalt zur Verfügung stellen. Weitere 200 Millionen Euro sollen aus dem „Strukturstärkungsgesetz“ kommen, mit dem die Bundesregierung den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren abfedern will. Diese 200 Millionen Euro sind zwar nur in einem Eckpunktebeschluss und noch nicht im Haushalt abgebildet, aber mit diesem Schönheitsfehler will sich der Minister an diesem Tag nicht aufhalten.

Probleme wischt der Minister beiseite

Auch nicht damit, dass die aktuellen Förderrichtlinien der EU die finanzielle Unterstützung vieler Gewinnerunternehmen gar nicht erlauben. Das Finanzielle will Altmaier mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verhandeln, das Rechtliche mit der EU-Kommission in Brüssel. Er sei in beiden Fällen optimistisch, erklärt der Saarländer. Und er freut sich darüber, dass unter den 20 Gewinnerprojekten jedes der 16 deutschen Bundesländer vertreten ist. „Das hat einfach gut gepasst“, behauptet er.

Die meisten Projekte konzentrieren sich auf die Herstellung von Wasserstoff aus überschüssigem Windstrom. Dieser Wasserstoff kann entweder unterirdisch gespeichert und bei Bedarf wieder in Elektrizität umgewandelt werden, er kann als Rohstoff für die chemische Industrie dienen, er kann aber auch zu einem gewissen Prozentsatz in das bestehende Gasnetz eingeleitet werden.

Ein Konsortium aus Niedersachsen will noch einen anderen Weg gehen und den Wasserstoff zusammen mit dem CO2 aus den Abgasen eines Gaskraftwerks zu Methanol umwandeln. Der flüssige Alkohol wäre in diesem Fall ein nachhaltig und komplett synthetisch hergestellt Kraftstoff.

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„In all diesen Technologien steckt ein ungeheures Potenzial“, sagt Altmaier – und kündigt an, bis Ende des Jahres einen „Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung vorzulegen. An Zielen mangelt es ihm wirklich nicht.

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Von Andreas Niesmann/RND

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