Globaler Klimastreik heute: „Die Klimakrise macht keine Pause“
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Fridays-for-Future-Sprecherin Carla Reemtsma.
© Quelle: privat
Berlin. Warum ruft Fridays for Future gerade jetzt zum Klimastreik auf, wenn die Pandemie komplett außer Kontrolle gerät?
Die Klimakrise macht keine Pause. Also können wir auch den Protest nicht pausieren lassen. Es werden zurzeit so viele Weichen gestellt für die Zukunft, es werden so viele Milliarden für Konjunkturpakete in die Hand genommen, dass wir darauf dringen müssen, dass diese HiIfen auf eine klimagerechte und zukunftsfähige Wirtschaft ausgerichtet werden. Der Protest wird sehr kreativ und vielfältig sein, einiges wird digital stattfinden, es wird viele Aktionen auf der Straße geben. Natürlich ist es eine Herausforderung, passende Protestformen inmitten dieser Pandemie zu finden. Aber das schaffen unsere Ortsgruppen seit über einem Jahr hervorragend.
Die Rückkehr des globalen Klimastreiks
Weltweit haben am Freitag Menschen für mehr Maßnahmen gegen die Erderwärmung demonstriert.
© Quelle: Reuters
Was kritisiert Fridays for Future genau an den Hilfspaketen?
Statt etwa den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, investiert die Bundesregierung mit den Hilfspaketen für die Industrie in Technologien, die nicht zukunftsfähig sind – eigentlich nicht mal mehr gegenwartsfähig. Die Lufthansa bekommt 9 Milliarden Euro, ohne dass daran Bedingungen geknüpft sind. Beim Corona-Management versagt die Bundesregierung, die Schritte in eine zukunftsfähige Gesellschaft zu gehen.
Wie schwierig ist es gerade, Fridays for Future zusammenzuhalten?
Viele von uns haben sich seit Monaten nicht gesehen, weil natürlich keine physischen Treffen und Plena stattfinden. Aber wir hatten den großen Vorteil, dass wir schon vor der Pandemie sehr digital und dezentral unterwegs waren. Wir kannten alle Zoom schon, bevor Corona kam. Nichtsdestotrotz ist die Herausforderung natürlich enorm, aber gerade in diesen schwierigen Zeiten kann er auch irgendwie Halt geben. Es ist eine Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen und etwas gegen das Gefühl der Ausweglosigkeit in dieser Corona-Zeit zu tun.
Die nächste UN-Klimakonferenz soll im November in Glasgow stattfinden. Ist es unter Pandemiebedingungen überhaupt möglich, dort Protestaktionen zu planen?
Wie genau die Konferenz stattfinden wird, ist noch sehr unklar. Genauso unklar ist, welche Möglichkeiten es für die Zivilgesellschaft gibt, teilzunehmen. Es gab jetzt sehr starke Bestrebungen, den Gipfel zu verkleinern aufgrund der Corona-Pandemie, was dann vor allen Dingen zulasten von Beobachtern aus zivilgesellschaftlichen Organisationen gehen würde. Wir befürchten, dass dann vor allem Politiker und Industrievertreter aus Staaten des globalen Nordens vertreten wären und gleichzeitig Betroffene aus den am meisten von der Klimakrise betroffenen Regionen nicht mehr vertreten sein können, die dort die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einfordern. Das wäre höchst problematisch. Wir müssen verhindern, dass das eine Klimakonferenz hinter verschlossenen Türen und ohne Einbeziehung der Zivilgesellschaft wird.