Armenien und Aserbaidschan einigen sich nach zweitägigen Kämpfen auf Waffenruhe
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Ein Blick auf die armenische Stadt Vardenis, nachdem der Ort unter aserbaidschanischen Beschuss gekommen ist. Nach zweitägigen Kämpfen haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
Eriwan. Nach zweitägigen Kämpfen haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt. Diese sei am Mittwochabend um 20 Uhr in Kraft getreten, teilte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrats, Armen Grigorjan, in der Nacht zum Donnerstag im armenischen Fernsehen mit.
Armenien meldete 105 tote Soldaten in seinen Reihen, Aserbaidschan 50, seit der schwelende Konflikt zwischen den beiden Staaten Anfang der Woche wieder ausgebrochen war. Die beiden Staaten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantworlich und dafür, dass die Kämpfe am Dienstag und am Mittwoch zunächst noch weitergingen. Ein erster Versuch Russlands, bereits am Dienstag eine Feuerpause zu vermitteln, war gescheitert. Unklar war, ob sie diesmal halten würde.
Armenien und Aserbaidschan einigen sich nach Kämpfen auf Waffenruhe
Die Waffenruhe sei seit mehreren Stunden in Kraft, dank des Engagements der internationalen Gemeinschaft, hieß es am Donnerstag im armenischen Fernsehen.
© Quelle: Reuters
Proteste gegen den armenischen Präsidenten
In der armenischen Hauptstadt Eriwan hatten nur wenige Stunden vor der Ankündigung der Waffenruhe Tausende Menschen gegen Regierungschef Nikol Paschinjan demonstriert und ihm Landesverrat vorgeworfen. Auslöser waren Aussagen des Ministerpräsidenten, seine Regierung sei bereit, in einem möglichen künftigen Friedensabkommen mit Aserbaidschan die territoriale Integrität des Nachbarlandes anzuerkennen, sofern die Regierung in Baku wiederum die Kontrolle über eroberte Gebiete in Armenien aufgebe. Einige oppositionelle Abgeordnete werteten Paschinjans Aussagen vor dem Parlament am Mittwoch als Zeichen, dass der Regierungschef im wieder aufgeflammten Konflikt mit Aserbaidschan zu allzu großen Zugeständnissen bereit sei.
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Innerhalb kürzester Zeit strömten Tausende zum Regierungssitz und forderten Paschinjans Rücktritt. Bereits nach dem sechswöchigen Krieg 2020, als er durch den Kampfverlauf gezwungen war, ein nachteiliges Friedensabkommen mit Aserbaidschan zu unterzeichnen, war es zu massiven Protesten gegen Paschinjan gekommen.
Konflikt um Berg-Karabach: Allein 2020 kamen 6600 Menschen ums Leben
Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg-Karabach hält seit Jahrzehnten an. Die Region gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber seit dem Ende eines Separatistenkriegs im Jahr 1994 von armenischen Kräften kontrolliert, die von Armenien unterstützt werden.
Während eines sechswöchigen Krieges im Jahr 2020, in dem mehr als 6600 Menschen getötet wurden, eroberte Aserbaidschan weite Teile der Region und umliegende Gebiete zurück, die seit Jahrzehnten von den von Armenien unterstützten Separatisten kontrolliert worden waren. Der Krieg endete mit einem von Russland vermittelten Waffenstillstand. Moskau entsandte im Rahmen des Abkommens 2020 etwa 2000 Soldaten als Friedenstruppe in die Region.
Waffenruhe zwischen Armenien und Aserbaidschan hält vorerst
Nach den heftigen Kämpfen Anfang der Woche scheint eine von Armenien verkündete Waffenruhe mit dem Nachbarland Aserbaidschan vorerst zu halten. Seit Beginn der Feuerpause am Mittwochabend seien keine neue Gefechte gemeldet worden, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. Von aserbaidschanischer Seite gab es zunächst keinen Kommentar. Das Verteidigungsministerium in Baku gab aber eine neue Opferzahl bekannt. 71 aserbaidschanische Soldaten seien seit Montag getötet worden. Die armenische Regierung meldete 105 tote Soldaten.
In der Nacht hatte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrates, Armen Grigorjan, die Waffenruhe mit dem Nachbarland verkündet. Zuvor hatten sich die beiden Staaten gegenseitig beschuldigt, für die Eskalation verantwortlich gewesen zu sein.
Die autoritär geführte Südkaukasus-Republik Aserbaidschan hatte Armenien in der Nacht zum Dienstag angegriffen und das mit einem angeblich vorausgegangenen armenischen Sabotageversuch begründet. Viele internationale Beobachter hingegen gehen davon aus, dass Baku die Situation ausnutzte, dass Armeniens Schutzmacht Russland derzeit mit dem Krieg gegen die Ukraine beschäftigt ist.
RND/AP/dpa