Material für den Krieg

Schwere Waffen für die Ukraine: Nach dem Marder ist vor dem Leopard

Ein Kampfpanzer der Bundeswehr vom Typ Leopard 2.

Ein Kampfpanzer der Bundeswehr vom Typ Leopard 2.

Berlin. Die Vorsitzende der Linken fasste ihren Eindruck der aktuellen Diskussion am Montag bündig zusammen. „Nach dem Marder ist vor dem Leopard, so scheint es“, sagte Janine Wissler vor Journalisten in Berlin. Würde man bei den anderen Parteien nachfragen, was sie von diesem Satz halten, würden viele hinter vorgehaltener Hand wohl sagen: Ganz falsch ist das nicht.

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Am Donnerstagabend hatten Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der amerikanische Präsident Joe Biden in einer gemeinsamen Erklärung bekannt gemacht, dass Deutschland Schützenpanzer vom Typ Marder und die USA Schützenpanzer vom Typ Bradley an die von Russland angegriffene Ukraine liefern werden. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Ähnliches in Aussicht gestellt. Regierungssprecher Steffen Hebestreit betonte, dass diese Kehrtwende abgestimmt sei und Scholz den derzeit geltenden deutschen Prinzipien folge, nämlich: die Ukraine zu unterstützen, dabei aber nicht zur Kriegspartei zu werden und bei Waffenlieferungen Alleingänge zu vermeiden.

Bundeswehr in Materialnot

Ob die Marder aus Beständen der Industrie oder der Bundeswehr kommen, blieb bis Freitag unklar. Am Wochenende meldete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ dann, was sich vorher bereits abzeichnete: dass die 40 Schützenpanzer wohl den deutschen Streitkräften entnommen und später von der Industrie ersetzt werden sollen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums hatte dies längst angedeutet – und zwar mit der Bemerkung, dass die Marder-Entscheidung für die Truppe ein Kraftakt und eine besondere Herausforderung sei.

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Schon im September hatte der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärt: „Wir verstehen den Wunsch der Ukraine nach schweren Waffen nur zu gut. Wir können uns vorstellen, beispielsweise Schützenpanzer aus den Beständen der Industrie abzugeben. Was aus unserer Sicht als Berufsverband allerdings nicht mehr geht, ist die Abgabe von Waffen und Munition der Bundeswehr.“ Jede einzelne Lieferung führe zu einer Schwächung. Wüstner warnte also vor einem halben Jahr vor jenem Szenario, das jetzt eintritt, und sprach bei der Gelegenheit von einer „Kannibalisierung der Truppe“.

Verschärfend kommt hinzu, dass 18 für die Nato-Eingreiftruppe VJTF vorgesehene Schützenpanzer des Typs Puma kürzlich bei einer Übung komplett ausfielen – sodass sie vorerst durch die älteren Marder ersetzt werden müssen. Mit anderen Worten: Die vom Bundeswehr-Verbandschef beschworene Materialnot ist eher noch etwas größer als kleiner geworden.

Trotzdem werden die Rufe nach Lieferung von Leopard-Panzern lauter, so unter anderem vonseiten der Grünen. Allen voran Vizekanzler Robert Habeck schloss diesen Schritt nicht mehr aus.

+++Alle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Liveblog+++

Reservistenverband für Leos

Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, warb klar dafür. „Als Schützenpanzer bietet der Marder die Möglichkeit, Soldaten schnell von einem zum anderen Ort zu verlegen“, sagte er dem RND. „Seine Wendigkeit, trotz der Panzerung und der Bewaffnung, machen ihn zum idealen Waffensystem für den Kampf der Ukrainer.“ Sensburg fügte hinzu: „Die Ukrainer können den Marder auch im Verbund mit Kampfpanzern anderer Nationen einsetzen. Im Verbund entfaltet er seine größte Wirksamkeit – idealerweise natürlich mit dem Kampfpanzer Leopard. Darum ist die Unterstützung mit Kampfpanzern der nächste logische Schritt.“ Denkbar sei neben dem Leopard aber auch die Lieferung von Kampfpanzern eines anderen Typs aus einem anderen Land.

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Deutsche sehen Panzerlieferungen an die Ukraine mehrheitlich skeptisch

Deutschland und weitere westliche Staaten liefern Panzer an die Ukraine. In einer Umfrage spricht sich eine Mehrheit der Befragten aber dagegen aus.

International geht die Debatte in eine ähnliche Richtung. Warschau animiere andere Länder, eine breite Koalition zur Übergabe modernerer Panzer wie etwa des Leopard-Panzers zu bilden, sagte Vizeaußenminister Pawel Jablonski am Montag. Medienberichten zufolge erwägt Großbritannien, zehn Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 an die Ukraine abzugeben. Ein solcher Schritt würde andere Staaten ebenfalls ermutigen, Kampfpanzer zu liefern, zitierte der TV-Sender Sky News eine „ukrainische Quelle“. Damit dürfte nicht zuletzt Deutschland gemeint sein.

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