Bericht: Ermittlungsverfahren gegen VW wegen Sklavenarbeit und Menschenhandels
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VW Unternehmenszentrale in Wolfsburg (Symbolbild).
© Quelle: imago images/Schöning
Hamburg. In Brasilien läuft offenbar ein großes Ermittlungsverfahren gegen den Volkswagen-Konzern. Das berichten NDR, SWR und Süddeutsche Zeitung. Demnach werden der VW-Tochter in Brasilien die Ausbeutung von Sklavenarbeit, Menschenhandel und systematische Menschenrechtsverletzungen in Hunderten von Fällen vorgeworfen. Sie sollen zwischen 1974 und 1986 stattgefunden haben. Damals hatte Volkswagen eine Rinderfarm am Rande des Amazonasbeckens aufgebaut. Es sollte der Einstieg des Autobauers in das Fleischgeschäft sein. Auf dieser Farm sollen die mutmaßlichen Verbrechen verübt worden sein. Schon vor Jahrzehnten gab es Kritik.
Die brasilianischen Ermittlungsbehörden sollen nun Volkswagen in Brasilien in einer amtlichen Zustellung vom 19. Mai 2022 offiziell über das Ermittlungsverfahren in Kenntnis gesetzt haben. Eine Anhörung soll am 14. Juni vor dem Arbeitsgericht in der Hauptstadt Brasilia geplant sein, zu dem Vorladungen verschickt wurden. Volkswagen erklärte, man nehme die Vorwürfe sehr ernst, wollte sich aber nicht weiter äußern.
Laut Medienberichten sollen die Verbrechen von Arbeitsvermittlern verübt worden sein, die von der VW-Farmleitung mit den Rodungen beauftragt wurden, sowie ihren bewaffneten Aufpassern. „Bei missglückten Fluchtversuchen sollen Leiharbeiter angeschossen, verprügelt und gefesselt worden sein, andere selbst schwerkrank mit vorgehaltener Waffe zur Arbeit gezwungen und erniedrigt worden sein“, heißt es. Eine Mutter habe zu Protokoll gegeben, wie ihr Sohn den Verletzungen durch die Gewaltausbrüche erlegen sei, andere Arbeiter sollen verschwunden sein. „Das war eine Form moderner Sklaverei“, wird der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia in Rio de Janeiro zitiert.
Die Staatsanwaltschaft spricht von unmenschlichen Arbeitsbedingungen, „in denen die Arbeiter Malaria bekamen, zum Teil starben, auf der Farm begraben wurden, ohne dass ihre Familien informiert wurden.“ In mehreren Fällen soll Kranken oder Verletzten die Behandlung verweigert worden sein. „VW hat diese Form von Versklavung offensichtlich nicht nur akzeptiert, sondern auch befördert - es war schlichtweg billige Arbeitskraft“, so der Staatsanwalt.
Der ehemalige Manager der Farm, der Schweizer Friedrich Brügger, weist in den Medienberichten jede Schuld von sich. Die Verantwortung habe bei den Arbeitsvermittlern gelegen, die mit den Rodungsarbeiten beauftragt wurden. Wenn 1000 Leute auf einem Haufen seien, gehe es nicht immer ganz zart zu, „das liegt ja auf der Hand. Und vor allem mitten im Urwald“. Systematische Gewalt und Sklaverei streitet Brügger jedoch ab, spricht stattdessen von möglichen Einzelfällen „im Rahmen“ des damals Üblichen. Brügger spreche nicht für die Volkswagen AG, heißt es von dem Wolfsburger Konzern, seine Aussagen würden im Widerspruch zu den Werten von VW stehen.
RND/scs