Wissenschaftler fordern Umdenken

Dieses Mal ist allein der Mensch verantwortlich: neue Welle des Artensterbens droht

Die Prognosen sind alarmierend: Bereits in zehn Jahren könnten 40 Prozent der Insektenarten verschwunden sein.

Die Prognosen sind alarmierend: Bereits in zehn Jahren könnten 40 Prozent der Insektenarten verschwunden sein.

Berlin. Es ist ein kleiner Stein mit großer Symbolkraft – mit einem Stück des Meteoriten, der einst die Dinosaurier auslöschte, versucht der Direktor des Berliner Naturkundemuseums seinen Appell an die Politik plastisch zu verdeutlichen. Es habe in der Erdgeschichte sechs große Wellen des Artensterbens gegeben: Fünf davon seien durch externe Faktoren verursacht worden, für die sechste, gerade laufende Periode des Artensterbens sei allein der Mensch verantwortlich.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Fast auf den Tag genau dreißig Jahre nach der Unterzeichnung der ersten internationalen Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt erneuert Johannes Vogel gemeinsam mit zwei anderen Direktoren der großen Leibniz-Forschungsmuseen seine Forderung an die Weltgemeinschaft. Seit 1992 sei zu wenig passiert, „wir sehen keinen Effekt, der den Verlust der Artenvielfalt aufhält“, sagt Bernhard Misof, Direktor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels.

Die „Zwillingskrisen“

Das Problem sei dabei drängender denn je, Klimawandel und Artensterben müssten als „Zwillingskrisen“ betrachtet werden. So droht in den kommenden Jahren der Verlust von 40 Prozent aller Insektenarten, die nicht zuletzt für die globale Landwirtschaft unerlässlich sind. Auch Moore bieten beispielsweise ein enormes Speicherpotenzial für CO₂.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Nachdem der Weltnaturgipfel seit zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste, soll er nun im August im chinesischen Kunming stattfinden. Deutschland sei in diesem Jahr mit der G7-Präsidentschaft in einer besonders guten Lage, um eine neue Konvention zum Schutz der weltweiten Artenvielfalt herbeizuführen, finden die drei Initiatoren.

Es müssten Vereinbarungen getroffen und auch umgesetzt werden. „Wir können es uns nicht leisten, dass dieser Gipfel noch einmal scheitert“, warnt Klement Tockner, Direktor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung.

Nachhaltige Lieferketten und nasse Moore

Die „Berliner Erklärung“ der drei Leibniz-Direktoren haben knapp 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten unterschrieben. Darin wird unter anderem eine Aufstockung der Mittel für „naturbasierte Maßnahmen“, also beispielsweise der Einrichtung von Schutzgebieten oder der Wiedervernässung von Mooren gefordert. Dazu sollen 30 Prozent der globalen Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden, weitere 20 Prozent sollen renaturiert werden.

Warum Finnlands Grüne entspannt auf die Atomkraft blicken

Weil Finnland in die Nato will, drehte Russland dem Nachbarland zur Strafe alle bisherigen Stromlieferungen ab. Doch Finnlands neuer Atomreaktor wird das Minus wettmachen. Finnlands Grüne tragen Olkiluoto 3 mit: Der nukleare Nothelfer soll auch zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Sogar für die Frage nach der Endlagerung hat Finnland eine Antwort.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch Lieferketten müssten nachhaltiger gestaltet werden, damit das Konsumverhalten des globalen Nordens nicht zur Vernichtung von Naturräumen in anderen Erdteilen führt. Bei der Wirtschaft beginne hier bereits ein Umdenken. „Wir sehen immer mehr, dass Unternehmen sich ihrer Verantwortung bewusst sind“, berichtet Vogel. Die Erhaltung der Ressourcen, mit denen die Unternehmen wirtschaften, sei immerhin ein Eigeninteresse.

Laut den Initiatoren sind die naturbasierten Maßnahmen das entscheidende Instrument, um sowohl Klimawandel als auch Artensterben aufzuhalten. Die dabei entstehenden Interessenskonflikte müsse die Politik durch Prioritätensetzung überwinden. „Ich sehe derzeit kein drängenderes Problem als den Verlust der biologischen Vielfalt“, so Tockner. Schließlich seien einmal ausgestorbene Arten für immer verloren.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Krieg in der Ukraine
 

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken