Vor Tribunal: Uiguren sprechen über Folter in chinesischen Lagern

Eine Uigurin versucht während einer Demonstration in Ürümqi in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina einen Polizisten zu packen. (Archivbild)

Eine Uigurin versucht während einer Demonstration in Ürümqi in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina einen Polizisten zu packen. (Archivbild)

Istanbul. Vor Beginn eines Tribunals zur Untersuchung möglicher Menschenrechtsverletzungen in China haben drei Angehörige der uigurischen Minderheit von Zwangsabtreibungen und Folter in der Region Xinjiang berichtet. Die Zeugen wollten am Freitag per Videoschalte vor einem unabhängigen Tribunal aussagen, das von der britischen Regierung nicht unterstützt wird und rechtlich nicht bindend ist.

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Eine Zeugin sagte der Nachrichtenagentur AP, sie sei im siebten Schwangerschaftsmonat zur Abtreibung gezwungen worden. Sie sei gemeinsam mit acht anderen schwangeren Frauen von der Polizei abgeholt worden.

„Sie haben mir erst eine Tablette gegeben und mir gesagt, ich soll sie nehmen“, erklärte Bumeryem Rozi. „Eine halbe Stunde später haben sie eine Nadel in meinen Bauch gesteckt. Und irgendwann danach habe ich mein Kind verloren.“

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Eine ehemalige Ärztin sagte, sie sei mit Kolleginnen in den 90er Jahren in Xinjiang von Tür zu Tür gegangen und habe mit einem Ultraschallgerät geprüft, ob Frauen schwanger gewesen seien. „Wenn ein Haushalt mehr Geburten hatte als erlaubt, haben sie das Haus abgerissen“, erklärte Semsinur Gafur. „Das war erschütternd.“

Organisatoren wollen internationale Gemeinschaft zum Handeln bringen

Ein dritter Zeuge, Mahmut Tevekkul, berichtete von Folter durch die chinesischen Behörden. Er sei verhört worden, weil die Polizei seinen Bruder gesucht habe, der ein religiöses Buch auf Arabisch herausgegeben habe. Den drei Uiguren gelang die Flucht von China in die Türkei.

Das Tribunal wird geführt von dem Menschenrechtsanwalt Geoffrey Nice, der schon die strafrechtliche Verfolgung des ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic leitete. Sein Urteil ist nicht bindend, aber die Organisatoren hoffen, mit dem Verfahren international auf Menschenrechtsverstöße gegen die Uiguren in Xinjiang aufmerksam zu machen und die internationale Gemeinschaft zum Handeln zu bewegen.

Schätzungen zufolge werden in Xinjiang rund eine Million Menschen, die meisten von ihnen Uiguren, in Umerziehungslagern festgehalten. Den chinesischen Behörden werden Zwangsarbeit, erzwungene Geburtenkontrolle und Folter sowie die Trennung von inhaftierten Eltern von ihren Kindern vorgeworfen. Peking weist die Anschuldigen zurück.

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RND/AP

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