Vom einen Schurken zum nächsten?
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Durchschnaufen in Katar: Robert Habeck (Grüne), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Claudius Fischbach, Botschafter Deutschlands in Katar, suchen nach einer Lösung in der Energiefrage.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
der Himmel in Deutschland zeigt sich pünktlich zum Frühlingsanfang von seiner besten Seite. Im Schatten ist es aber trotz der ersten Sonnenstrahlen noch ziemlich kühl. Und auch der frische Wind lässt die Menschen hierzulande den Reißverschluss der Jacke nach ganz oben ziehen oder einen weiteren Pullover anziehen.
Was im Freien zu dieser Jahreszeit völlig normal ist, könnte uns bald auch in den heimischen vier Wänden erwarten. Das fordern derzeit zumindest einige Politikerinnen und Politiker von den Bürgerinnen und Bürgern, um ein Zeichen gegen Russlands Krieg gegen die Ukraine und die steigenden Strom- und Gaspreise zu setzen. „Frieren für den Frieden“, so das Motto.
Dazu zählt unter anderem der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, der als Sanktion gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Stopp der russischen Energieimporte für sinnvoll hält. „Eine generelle Delle in unserem Wohlstandsleben ist etwas, was Menschen ertragen können“, meinte Gauck vor einigen Tagen in der ARD-Talkshow „Maischberger“. „Ich halte es auch für berechtigt zu sagen: Zieht einen Pulli mehr an“, sagte Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) unter der Woche bei „Maybritt Illner“.
Mit mehreren Schichten Kleidung, Decke, Wärmflasche und einer Tasse Tee auf dem Sofa sitzen – das soll also diese Freiheit sein? Gibt es denn keine adäquate Alternative zum russischen Gas?
Auf der Suche nach ebendieser ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Katar gereist, um bei den Scheichs für eine Energiepartnerschaft mit Deutschland zu werben. Denn der Wüstenstaat verfügt weltweit über die drittgrößten Erdgasreserven, was in die Karten des deutschen Strategiewandels spielt. Um sich nach und nach unabhängig vom russischen Gas zu machen, sollen in Brunsbüttel und Wilhelmshaven zwei Flüssiggasterminals entstehen. RND-Hauptstadtkorrespondent Andreas Niesmann hat den Minister auf seiner Reise begleitet und schreibt in seinem Feature, was Habeck erreicht hat.
Ganz ohne ist aber auch das nicht. Das Emirat steht in scharfer Kritik wegen seines Umgangs mit Menschenrechten – vor allem in Bezug auf Arbeitsmigrantinnen und ‑migranten aus dem Ausland –, von einer Demokratie ist Katar weit entfernt. Auf den Baustellen für die Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Dezember sollen 15.000 Menschen gestorben sein. Um aber den Exit aus der russischen Energieabhängigkeit einzuleiten, scheint auch dieser Fakt nicht sonderlich schwer zu wiegen. „Wir können nicht alle Länder von Lieferungen ausschließen“, sagte Habeck vor seinem Abflug der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Es ist verzwickt. Egal, welche Option – Norwegen, USA, Australien – man in den Fokus nimmt, jede bringt mindestens einen fetten Minuspunkt mit sich. „Die bittere Wahrheit ist, dass es beim Gas keine unproblematische Entscheidung mehr gibt“, schreibt Niesmann in seinem Kommentar.
Wie es scheint, bleibt mittelfristig nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Zitat des Tages
Das, was in den letzten Wochen passiert ist, ist natürlich auch ein politischer Bruch zwischen Schröder und mir.
Lars Klingbeil,
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© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
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