Die Nähe von #allesdichtmachen zum „Querdenker“-Milieu
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Gereon Rath dachte quer, wäre aber sicher kein "Querdenker" geworden. Volker Bruch, der den Krimikommissar in "Babylon Berlin" spielt, ist da anders.
© Quelle: ARD Degeto/X-Filme/Beta Film/Sky
Berlin. Die aufsehenerregende Schauspieler-Protestaktion #allesdichtmachen hat zumindest teilweise ihre Wurzeln im „Querdenker“-Milieu.
Wie jetzt durch Recherchen von netzpolitik.org bekannt wurde, hat der Schauspieler und Mitinitiator Volker Bruch einen Aufnahmeantrag für die Partei „Die Basis“ gestellt.
Bruch gehörte mit dem Regisseur Dietrich Brüggemann und dem „Tatort“-Star Jan Josef Liefers zum Kernteam der Aktion, zu der 53 Schauspielerinnen und Schauspieler Videos beisteuerten.
Liefers schrieb gleich nach Veröffentlichung der Videos auf Facebook: „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u. ä. weise ich glasklar zurück“, ebenso jegliche Nähe zur AfD.
Doch Bruch und Brüggemann sind deutlich näher mit der Szene verbandelt. Beide sind Unterstützer der maßnahmenkritischen Initiative „1 bis 19″, deren Begründer Paul Brandenburg in Interviews von einer „Art Kulturkampf des Rechtes auf physisches Leben gegen Menschenwürde und Lebensqualität“ spricht. Die Corona-Maßnahmen seien„medizinischer und juristischer Unsinn“.
Aktion #allesdichtmachen: Erste Teilnehmende ziehen zurück
Nach massiver Kritik an der Internetaktion haben sich nun erste teilnehmende Schauspieler*innen von der Kampagne distanziert.
© Quelle: Reuters
Bruch trägt bei Dreharbeiten zur Fortsetzung von „Babylon Berlin“ keine Maske, nach Auskunft seiner Produktionsfirma hat er ein ärztliches Attest, das ihn von der Maskenpflicht befreie.
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Brüggemann unterstützt die „Freie Linke“, eine der vielen Gruppen, die in Berlin zu Corona-Demonstrationen aufrufen. Und er hat unter dem Namen „Noisy Nancy“ zu Beginn des Lockdowns elektronische Musik gemacht, darunter auch einen Track mit obszönen Zeilen, die er von einer Corona-Demo mitnahm: „Schiebt euch eure Maskenpflicht in den Ar***“ heißt es dort unter anderem.
In seinem Blog schreibt Brüggemann dazu: „Als unser Shitstorm losging, wollte ich den Song in diesem Kontext nicht unbedingt um die Ohren gehauen bekommen und habe ihn daher vorübergehend entfernt. Ich kann ihn aber durchaus vertreten und werde ihn irgendwann wieder einstellen, wenn wir alle etwas friedlicher auf diese Zeit zurückschauen können.“ Mit dem Shitstorm meint er die Kritik an #allesdichtmachen.
Ob neben Volker Bruch noch andere Akteure von #allesdichtmachen der Partei „Die Basis“ beitreten wollen, konnte deren Vertreter David Claudio Siber im Gespräch mit dem RND nicht sagen. Die Partei sammelt gerade die bekanntesten Köpfe der „Querdenker“-Szene.
Zu den Mitgliedern der Partei „Die Basis“ gehört der emeritierte Professor für Mikrobiologie Sucharit Bhakdi, der laut Parteiangaben bei der nächsten Bundestagswahl im Herbst kandidieren wird. Der Ex-SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg, der „Querdenken“-nahe Berliner Geistliche Christian Stockmann und der Ulmer Anwalt Markus Haintz gehören ebenfalls zu den Parteipromis.
Laut Siber sei die Partei „eher im linken als im rechten Spektrum zu Hause, viele unserer Mitglieder reagieren allergisch auf Rechte und die AfD“. Esoterisch denkende Menschen werden stark angesprochen, antidemokratische Tendenzen und Äußerungen finden sich in der Partei ebenfalls wieder.