Vertrauter von Kremlgegner: Nawalny könnte „bald sterben“

Auf diesem Foto, das vom Bezirksgericht Babuskinsky zur Verfügung gestellt wurde, steht der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinter einer Glasscheibe während einer Anhörung vor dem Bezirksgericht (Archivbild).

Auf diesem Foto, das vom Bezirksgericht Babuskinsky zur Verfügung gestellt wurde, steht der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinter einer Glasscheibe während einer Anhörung vor dem Bezirksgericht (Archivbild).

Brüssel. Die Europa-Grünen haben die Bundesregierung und die EU aufgefordert, sich sofort beim russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Transport des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny in die EU einzusetzen. „Nawalny ist in unmittelbarer Lebensgefahr“, sagte der Grünen-Europapa­abgeordnete Sergey Lagodinsky dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). „Die Lage ist nach Erkenntnissen seines Umfeld dermaßen ernst, dass er ohne ärztliche Betreuung bald sterben könnte“, sagte Lagodinsky, der Nawalny seit vielen Jahren persönlich kennt.

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In dieser Situation könnten „wir uns in der Europäischen Union und in Deutschland nicht mehr damit begnügen“, die russische Regierung aufzufordern, einen Arzt zu Nawalny ins Gefängnis zu schicken, sagte Ladoginsky. „Meines Erachtens müssen wir gegenüber dem Kreml auf einen sofortigen Transport Nawalnys in die EU bestehen.“ Ähnlich wie im August vergangenen Jahres, als Nawalny nach Berlin ausgeflogen wurde, „geht es hier um das nackte Überleben des wichtigsten Oppositions­politikers“, appelliert Lagodinsky. Und weiter: „Ihm zu helfen ist unsere menschliche Pflicht.“

Zuvor machten sich bereits mehr als 70 Prominente aus aller Welt in einem offenen Brief an Russlands Staatspräsidenten Wladimir Putin für eine medizinische Behandlung stark. Darin heißt es mit Blick auf Nawalnys Erkrankung: „Als russischer Staatsbürger hat er das Recht, von einem Arzt seiner Wahl untersucht und behandelt zu werden.“ Der Appell wurde am Samstag in mehreren europäischen Tageszeitungen wie „Le Monde“ abgedruckt.

USA: Konsequenzen für Russland, wenn Nawalny stirbt

Die US-Regierung hat Russland mit Konsequenzen gedroht, sollte der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny im Gefängnis sterben.

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Nawalny-Vertraute: „Alexej stirbt“

Nawalny befindet sich seit Tagen im Hungerstreik, um so einen Arztbesuch durchzusetzen. Ihm droht nun eine Zwangs­ernährung. Der 44-Jährige klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungs­erscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Seine Ärzte forderten in einem Schreiben an die Gefängnisführung am Samstag erneut Zugang zu ihrem Patienten. Darin heißt es, Nawalny drohe ein „Herzstillstand“. Es sei „eine Frage von Tagen“, bis „Alexej stirbt“, schreibt zudem die Nawalny-Vertraute Kira Jarmysch bei Facebook.

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Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er wurde am 17. Januar nach seiner Rückkehr aus Deutschland verhaftet. Dort war er fünf Monate wegen eines Anschlags mit einem Nervengift behandelt worden, für den er den Kreml verantwortlich machte. Der Kreml hat das zurückgewiesen.

Seine Festnahme bei der Rückkehr wurde offiziell damit begründet, dass er mit seinem Aufenthalt in Deutschland gegen Bewährungs­auflagen verstoßen habe. Diese stammten von einer Verurteilung wegen Veruntreuung aus dem Jahr 2014, die Nawalny als erfunden und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als rechtswidrig eingestuft hatte. Nawalny wurde nach seiner Rückkehr zu zweieinhalb Jahren Gefängnis wegen des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen verurteilt.

mit dpa

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