Verteidigungsminister stimmt Israelis auf langen Einsatz ein - schon 50 Tote in Gaza
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Israels Verteidigungsminister Benny Gantz.
© Quelle: Ilia Yefimovich/dpa
Tel Aviv. Israels Verteidigungsminister Benny Gantz hat die Bürger des Landes auf einen längeren Militäreinsatz im Gaza-Konflikt eingestimmt.
Die Streitkräfte würden ihre Angriffe fortsetzen, um vollständige und langfristige Ruhe zu erzielen, schrieb Gantz am Mittwoch nach einem Besuch in der zuletzt stark mit Raketen aus dem Gazastreifen beschossenen Stadt Aschkelon. Es gebe dafür kein Enddatum.
Israel: Tel Aviv unter Raketenbeschuss
Die schwersten Gefechte zwischen Israel und den Palästinensern seit 2019 hatten am Montag begonnen.
© Quelle: Reuters
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben der israelischen Armee seit Montagabend schon mehr als 1050 Raketen auf Israel abgefeuert. Vor allem die Küstenmetropole Tel Aviv erlebte in der Nacht zum Mittwoch die bisher schwersten Raketenangriffe.
Im Gegenzug griff die israelische Luftwaffe wieder massiv Ziele in dem Palästinensergebiet an, wo inzwischen fast 50 Menschen getötet wurden. Dabei sei auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört worden, teilte die Armee mit. Das Gebäude habe auch als Waffenlager gedient.
Mehrere Kinder getötet
Seit Montagabend kurz nach 18 Uhr beschießen militante Palästinenser Israel mit Raketen. Israels Armee reagiert darauf nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza beträgt die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser 48 - darunter 14 Kinder und drei Frauen. 304 Menschen seien verletzt worden.
Nach Berichten örtlicher Medien und Augenzeugen wurden im Gazastreifen mehrere Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, andere durch fehlgeleitete Raketen der Extremisten. Nach Angaben der israelischen Armee wurden mindestens 20 Mitglieder der Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet, darunter hochrangige Vertreter.
Der Konflikt hat sich seit Beginn des Ramadan Mitte April zugespitzt, am diesem Mittwochabend endet der muslimische Fastenmonat. In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Proteste gegen Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen palästinensischer Familien im Viertel Scheich Dscharrah.
Netanjahu verspricht Härte
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, die Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad würden einen hohen Preis für die jüngsten Angriffe bezahlen. „Diese Operation wird Zeit brauchen, aber wir werden den Bürgern Israels die Sicherheit zurückbringen.“ Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, man sei fest entschlossen, den militanten Gruppierungen einen harten Schlag zu versetzen.
Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel scharf. „Dass es jetzt noch eine derartige Eskalation der Gewalt gibt, ist weder zu tolerieren noch zu akzeptieren“, sagte Maas bei einem Besuch in Rom. „Israel hat in dieser Situation das Recht auf Selbstverteidigung.“
Russland und die USA riefen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. In New York zeigte sich UN-Generalsekretär António Guterres einem Sprecher zufolge sehr besorgt und „zutiefst traurig über die zunehmende Zahl von Opfern“.
Iran kritisiert Israel
Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif kritisierte Israel bei einem überraschenden Besuch im Bürgerkriegsland Syrien in scharfen Tönen. Die „kriminellen Handlungen“ Israels hätten die Lage in der Region deutlich verschlechtert, sagte Sarif in Damaskus.
Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat China den UN-Sicherheitsrat zum Handeln aufgefordert. China werde weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um den Sicherheitsrat zum Handeln zu bewegen, sagte die Pekinger Außenamtssprecherin Hua Chunying am Mittwoch. Es sei zudem Chinas Überzeugung, dass an einer Zwei-Staaten-Lösung gearbeitet werden muss.
Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt in Nahost soll der UN-Sicherheitsrat am Mittwoch zum zweiten Mal binnen weniger Tage zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.