Im Verkehrsministerium staut sich Geld: Scheuer gab rund 12 Milliarden Euro zu wenig aus
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Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister, nimmt ein Statement für Social-Media auf.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Berlin. Regierungsinterner Spitzenreiter bei den Ausgaberesten des Bundeshaushalts 2020 ist das Bundesverkehrsministerium von Andreas Scheuer. Der CSU-Politiker gab im vergangenen Jahr knapp rund 12 Milliarden Euro weniger aus, als er ursprünglich in seinem Etat geplant hatte.
Das geht aus einem Bericht des Bundesfinanzministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestags hervor.
Danach blieb im Bundesverkehrsministerium mit Abstand das meiste geplante Geld liegen. Gefolgt wird es vom Bundesarbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) mit knapp mehr als 5,8 Milliarden Euro Ausgaberesten und dem Bundesinnenministerium von Horst Seehofer (CSU) mit fast 5,7 Milliarden Euro. Die geringste Summe blieb mit knapp 105 Millionen Euro im Etat des Bundesjustizministeriums von Christine Lambrecht (SPD) stehen.
Unterschiedliche Etatumfänge
Insgesamt umfasste der Haushalt 2020 rund 508 Milliarden Euro an Ausgaben, inklusive zweier Nachtragshaushalte. Daraus werden Investitionen, aber auch feste Ausgaben wie Mieten, gesetzliche Leistungen oder Förderungen bestritten.
Allerdings haben die Einzeletats höchst unterschiedliche Ausgabenumfänge: So beanspruchte allein das Bundesarbeitsministerium vom Gesamthaushalt 2020 rund 33,5 Prozent (170 Milliarden Euro), das Bundesverkehrsministerium 7,2 Prozent (37 Milliarden) und das Bundesjustizministerium dagegen nur knapp 0,2 Prozent (920 Millionen) aller Ausgaben.
In der Regel werden die Ausgabereste nach Prüfung ins neue Haushaltsjahr übertragen.
Die Grünen monieren am Haushalt des Bundesverkehrsministeriums, dass sich die Ausgabereste seit 2017 kontinuierlich aufstauen. Nach einer Auflistung des Ministeriums konnten zum Beispiel Baukostenzuschüsse für Investitionen in Schienenwege in Höhe von 839,7 Millionen Euro, Mittel für die Unterstützung des flächendeckenden Breitbandausbaus in Höhe von 931,1 Millionen Euro und Finanzhilfen an die Länder für Großvorhaben der Schieneninfrastruktur des ÖPNV im Umfang von 487,5 Millionen Euro nicht ausgegeben werden.
Ministerium will Reste rasch abbauen
Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler kritisiert diese Praxis: „Jeder achte Euro in Scheuers Etatplanung kam nicht für den vorgesehenen Zweck an, sondern wurde zum Ausgaberest. Während der Minister für neue, überflüssige Autobahnen immer das Geld raushaut, liegen bei der Schiene, dem öffentlichen Nahverkehr und der Digitalisierung Milliarden ungenutzt rum.“
Kindler weist darauf hin, dass dadurch die tatsächliche Investitionsquote der Bundesregierung erheblich sinke. „Gerade bei der Schiene türmen sich die Ausgabereste seit Jahren auf. Zugleich ist hier der Investitions- und Sanierungsbedarf am größten. Bei der Straße bleibt nicht ein Euro ungenutzt, bei der Schiene geht nicht viel voran.“
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Deutschland, Tschechien und Österreich wollen eine Schnellbahnstrecke Berlin–Wien ausbauen, die eine Reise in fünf Stunden möglich machen soll.
© Quelle: Reuters
Die bestehenden Ausgabereste im Investitionsbereich, heißt es dagegen im Bundesverkehrsministerium, seien insbesondere auf Rechtsstreitigkeiten, langwierige Planfeststellungsverfahren und fehlende baureife Planungen zurückzuführen. Man habe das Ziel, vorhandene Reste so weit möglich abzubauen. „Nichts geht verloren“, so ein Sprecher.
Der letztendliche „Mittalabfluss“, also die Überweisung aus der Bundeskasse, sei kein Gradmesser für den Erfolg einer Investition oder eines Förderprogramms. Die Förderzusagen des Bundes wären ohnehin verbindlich. Gerade im Bereich der Schieneninvestitionen, so der Scheuer-Sprecher, sind sie weiter „elementarer Bestandteil der Gesamtfinanzierung von Bedarfsplanmaßnahmen“.
RND