Familienpolitiker erwarten Stärkung der Kinder von neuer Ministerin Lisa Paus
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Lisa Paus (Grüne) blickt auf ihr künftiges Amt: Am Montag ernennt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sie als Nachfolgerin von Anne Spiegel (Grüne) zur neuen Familienministerin.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa Pool/dpa
Berlin. Als Finanzpolitikerin ins Familienministerium – diesen Weg beschreitet Lisa Paus (Grüne) am Montag bei ihrer offiziellen Amtseinführung im Schloss Bellevue. Mitte April gab der Bundesvorstand der Grünen seine Entscheidung bekannt, Lisa Paus als Nachfolgerin von Parteikollegin Anne Spiegel als neue Bundesfamilienministerin zu benennen. Eine Frau vom linken Flügel, das war die Vorgabe bei der Kandidatinnensuche. Die 53-Jährige trifft auf hohe Erwartungen.
Volle Unterstützung der Ampel
„Als Ampelkoalition haben wir uns in der Familienpolitik viel vorgenommen“, sagt Matthias Seestern-Pauly, familienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Besonders die Stärkung der Bildungs- und Chancengerechtigkeit sei „unglaublich wichtig“ und zentral für den Kampf gegen Kinderarmut. „Kinder und Jugendliche sollen ihre Talente frei entfalten können – unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Hintergrund.“ Unabdingbar sei „die Stärkung der frühkindlichen Bildung, unter anderem durch die Weiterentwicklung des Gute-Kita-Gesetzes hin zu einem Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards“, so Seestern-Pauly.
Leni Breymaier, familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, freut sich auf die Zusammenarbeit mit Paus. „Ich bin sicher, sie wird die existierende Vorhabenplanung von Frau Spiegel und auf die Strecke der Legislaturperiode auch den Koalitionsvertrag umsetzen“, sagt sie. Paus’ finanzpolitischen Hintergrund sieht sie eher positiv denn als Hindernis. „Dass sie aus dem Finanzbereich kommt, kann für die Pläne zur Stärkung der Kinder und Jugendlichen und bei unseren ehrgeizigen Vorhaben zum Schutz vor und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen ein Vorteil sein.“
Paus’ eigene Partei betont die Expertise der bisherigen Finanzexpertin. „Sie hat die Kindergrundsicherung als eines der wichtigsten familienpolitischen Vorhaben dieser Koalition bereits in der letzten Legislatur maßgeblich vorangetrieben. Sie setzt sich schon lange ein gegen Kinderarmut und für die Stärkung Alleinerziehender“, sagt Nina Stahr (Grüne), Mitglied im Familienausschuss des Deutschen Bundestages, über die alleinerziehende Paus. Diese stehe für feministische Politik. „Als Bundesfamilienministerin kann sie nun ganz maßgeblich gestalten.“
Die Forderungen der Opposition
Die Opposition formuliert eigene Forderungen an die neue Ministerin: Sylvia Breher (CDU), familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, erwartet, dass „wichtige und bedarfsorientierte Maßnahmen zügig und unbürokratisch gemeinsam auf den Weg“ gebracht werden. Gökay Akbulut, familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion, präsentiert einen langen Anforderungskatalog: Ein höherer Sofortzuschlag für Kinder aus einkommensschwachen Familien müsse her, ein besserer Unterhaltsvorschuss statt Steuergutschriften für Alleinerziehende, der Bund solle sich an der Kita-Finanzierung beteiligen. Auch das Elterngeld müsse weiterentwickelt werden.
Auf die vergangene Arbeit des Familienministeriums blickt Akbulut kritisch. „Leider hat die Ampelkoalition in den vergangen Wochen auf dem Gebiet der Familienpolitik viel Zeit verschenkt“, sagt die Linke. „Ein geschwächtes Bundesfamilienministerium können wir uns nicht leisten.“
Lisa Paus als neue Familienministerin ist eine Überraschung
Die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus wird im Bundesfamilienministerium die Nachfolgerin von Anne Spiegel. Schon seit 1995 ist Paus Grünen-Parteimitglied.
© Quelle: Reuters / RND
Paus hat angekündigt, die Kindergrundsicherung schnell auf den Weg bringen zu wollen. In einem Interview der Funke-Mediengruppe ergänzte sie, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern zu wollen, unter anderem durch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit
Mitte April war Anne Spiegel als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zurückgetreten. Grund dafür war die anhaltende Kritik an ihrem vierwöchigen Urlaub nach der Flutkatastrophe im Ahrtal. Damals war sie noch Umweltministerin von Rheinland-Pfalz.