Vater von Assange fürchtet: Julian könnte im Gefängnis sterben

Demonstranten in London fordern die Freilassung von Julian Assange.

Demonstranten in London fordern die Freilassung von Julian Assange.

London. Frisch rasiert erschien Julian Assange, im weißen Hemd, dessen Kragen aus dem Pullover hervorlugte, darüber trug er einen Pullover und ein blaues Jackett. Äußerlich machte der Wikileaks-Gründer einen gepflegten Eindruck, als er sich vor einigen Wochen zur Anhörung am Westminster Magistrates’ Court in London einfand.

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Doch sein Aussehen täuschte Zeugen zufolge über seinen wahren Zustand hinweg. Vielmehr habe der 48-Jährige verwirrt gewirkt. So nuschelte und stockte Assange, als er seinen Namen angab und als die Richterin nach seinem Geburtsdatum fragte, schien es, als könnte er sich nicht erinnern. Nach der Anhörung sagte er, er habe nicht genau verstanden, was im Gerichtssaal passiert sei, sondern habe es mit einer „Supermacht“ USA zu tun, der „unbegrenzte Mittel“ zur Verfügung stünden, während er keinen Zugang zu seinen Aufzeichnungen habe.

Nun tourt sein Vater John Shipton durch Europa und versucht, für die Freilassung seines Sohnes zu kämpfen. Dieser sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten Londons eine 50-wöchige Haftstrafe ab, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Nach einem Besuch sagte Shipton, er stehe „der bitteren Wahrheit“ gegenüber, dass sein Sohn dort sterben könnte – und das „nach neun Jahren Verfolgung“, weil er es gewagt habe, „Kriegsverbrechen“ der USA zu enthüllen. „Das ist nicht die herbe Enttäuschung eines Vaters, dies ist einfach eine Tatsache.“

Assange drohen 175 Jahre Haft

Julian Assange wurde vor sieben Monaten in der ecuadorianischen Botschaft in London verhaftet, nachdem er sich dort sieben Jahre lang verschanzt hatte, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen, wo er wegen Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen befragt werden sollte. Der Australier aber zeigte sich stets überzeugt, dass er dann in die USA ausgewiesen würde, wo er eine Strafverfolgung befürchtete.

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Wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak sowie Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz ist er in den USA angeklagt. Ihm drohen 175 Jahre Gefängnis und damit lebenslange Haft, sollte er in allen 18 Anklagepunkten schuldig gesprochen werden.

Assange hatte deshalb in London eine Verschiebung der Hauptanhörung beantragt, doch den Wunsch wies die Richterin zurück. Und so ist das Verfahren über den Auslieferungsantrag weiterhin auf Anfang nächsten Jahres angesetzt, die fünftägige Anhörung soll am 25. Februar in London beginnen.

Derweil betonte der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, dass die Behandlung von Assange das Leben des Wikileaks-Gründers in Gefahr bringe. Der Experte, der laut Vereinten Nationen nicht im Namen der Organisation sprach, hatte ihn kurze Zeit nach seiner Inhaftierung besucht und verlangt, dass Maßnahmen getroffen würden, um die Gesundheit des Australiers zu schützen. Jedoch sei von der Regierung des Königreichs „reine Verachtung“ gegenüber Assanges Rechten und Unversehrtheit zu vernehmen.

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