Sie will Trump verhindern

Trump-Kritikerin Liz Cheney könnte bei Vorwahl scheitern

12.07.2022, USA, Washington: Liz Cheney (M), stellvertretende Vorsitzende und Mitglied des US-Repräsentantenhauses für Wyoming, spricht während einer Anhörung des Sonderausschusses des Repräsentantenhauses, der den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021 untersucht.

12.07.2022, USA, Washington: Liz Cheney (M), stellvertretende Vorsitzende und Mitglied des US-Repräsentantenhauses für Wyoming, spricht während einer Anhörung des Sonderausschusses des Repräsentantenhauses, der den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021 untersucht.

Cheyenne. Drei Wochen vor der wohl wichtigsten Wahl in ihrer politischen Karriere war Liz Cheney nirgendwo zu sehen, als sich Tausende Wähler zu einem Riesen-Rodeo und Cowboy-Festival in Wyomings größer Stadt Cheyenne versammelten. Stattdessen hielt sich die Republikanerin über 2500 Kilometer entfernt in Washington auf und führte den Vorsitz über einen Ausschuss des Repräsentantenhauses, der weitgehend aus Demokraten besteht – und bei dieser Sitzung am vergangenen Donnerstag das Ziel hatte, Donald Trumps unrühmliches Verhalten in den Stunden des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 offenzulegen.

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„Donald Trump entschied sich zielgerichtet dafür, seinen Amtseid zu verletzen“, sagte Cheney, während in ihrem Heimatstaat das Cowboy-Festival in Schwung kam. Dean Finnerty, ein Rancher und Teilnehmer an einem Wettbewerb im Stierringen, machte klar, was er davon hielt. „Ich verrate Dir was: Ich habe beim letzten Mal für Cheney gestimmt, und ich werde nie wieder für sie stimmen“, sagte er. „Ich weiß nicht, ob sie die konservativen Amerikaner vertritt, die sie gewählt haben.“

Untersuchungsausschuss fordert Konsequenzen für Trump

Trump soll am 6. Januar 2021 von allen Seiten aufgefordert worden sein, die Gewalt am US-Kapitol zu stoppen.

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Er steht anscheinend bei weitem nicht alleine da. Es könnte sehr wohl sein, dass die dreimalige Abgeordnete ihre unablässige Kritik an Trump zumindest vorläufig mit dem Ende ihrer politischen Karriere bezahlen wird. Bei der republikanischen Vorwahl zum Kongress am 16. August könnte sie gegen die von Trump unterstützte Harriet Hageman verlieren.

„Die wichtigste Sache ist, die Nation vor Donald Trump zu schützen“

Aber es hält sich im Cheney-Lager auch verbreitet der Glaube, dass ihr unorthodoxes Verhalten 2022 sie im Präsidentschaftsrennen 2024 in eine bessere Position bringen könnte – sollte sie sich dazu entschließen, in den Ring zu steigen. Cheneys erbitterte Anti-Trump-Botschaft als Vizevorsitzende des Untersuchungsausschusses zum 6. Januar 2021 hat ihr Profil US-weit gestärkt und zur Ausweitung eines nationalen Netzwerkes von Spendern und Trump-Kritikern beigetragen, die eine mögliche Kandidatur 2024 stützen könnten.

Cheney hat nicht ausgeschlossen, dass sie antreten wird, als Republikanerin oder als Unabhängige. „Die wichtigste Sache ist, die Nation vor Donald Trump zu schützen“, sagte sie kürzlich in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Sie werde später über eine Kandidatur entscheiden.

Die 55-jährige Tochter des einstigen US-Vizepräsidenten Dick Cheney kommt aus einem Staat, den Trump 2020 mit einem Vorsprung von 43 Prozentpunkten – sein höchster bei dieser Wahl – gewonnen hatte. „Sie wusste, dass sie sich politisch (in Wyoming) selbst ins Knie schießen und für den Rest ihres Lebens hinken würde“, sagt Landon Brown, ein Abgeordneter im Staatskongress und Cheney-Verbündeter über ihre unerschütterliche Kritik an Trump. „Aber ich könnte mir vorstellen, dass das zu etwas Größerem erwächst.“

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Cheney ist vielleicht am bekanntesten in der Gruppe von sogenannten „Never (niemals) Trump“-Republikanern, die eine Bewerbung um die Präsidentschaft 2024 erwägen. Dazu zählen der derzeitige Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, und Cheneys einziger republikanischer Kollege im 6. Januar-Ausschuss, der Abgeordnete Adam Kinzinger, der sich nicht um eine Wiederwahl im November bewirbt.

Morddrohungen, Parteirügen und Beschwichtigungen

Trump hätte gute Chancen, ein großes Feld von republikanischen Vorwahl-Herausfordern zu dominieren, sollte er ein weiteres Mal antreten – was er tun will, wie er angekündigt hat. Aber es gibt auch eine beachtliche Gruppe von republikanischen Wählern, die Trump und dessen anhaltenden Kampf für eine Aufhebung des Wahlergebnisses 2020 hinter sich lassen möchten. Dennoch glauben wenige, dass eine ausgesprochene Trump-Kritikerin oder ein Kritiker am Ende die Vorwahlen und damit die republikanische Spitzenkandidatur gewinnen könnte.

Und mögen Unterstützer auch optimistisch über ihre langfristige politische Zukunft sein, würde Cheney natürlich gern eine Niederlage am 16. August – erst recht eine überwältigende – vermeiden.

Leicht wird es nicht. Angesichts anhaltender und glaubhafter Todesdrohungen war sie gezwungen, auf traditionellen Wahlkampf zu verzichten. Statt öffentlicher Kundgebungen und Townhall-Diskussionen mit Wählern hält sie private Veranstaltungen ab, wobei ihre Anwesenheit erst oft nach Abschluss bekannt gegeben wird – wenn überhaupt.

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Die Republikanische Partei in Wyoming hat sie praktisch exkommuniziert, sie im letzten Jahr offiziell gerügt und dann beschlossen, sie gänzlich als Republikanerin zu ignorieren. Örtliche Parteibüros bieten Vorgärten-Plakate für Hageman an, aber nicht für Cheney. Angesichts weniger anderer Optionen hat sie sich hilfesuchend an die Demokraten gewandt. Ihre Wahlkampf-Webseite weist jetzt einen Link zu einem Formblatt auf, mit dessen Hilfe Wähler ihre Parteizugehörigkeit zu den Republikanern hin ändern können. Das macht es ihnen dann möglich, an den republikanischen Vorwahlen teilzunehmen.

Manche von Cheneys Verbündeten haben privat versucht, sie zum Abrücken von ihrer Anti-Trump-Botschaft zu bewegen. Viele andere Republikaner, die im November für Ämter auf verschiedenen Ebenen kandidieren und Trump nach dem Angriff auf das Kapitol kritisiert haben, sind inzwischen stiller geworden, haben versucht, sich verstärkt auf lokale Themen in ihrem Wahlbezirk, auf Präsident Joe Biden und die hohe Inflation zu konzentrieren. Aber Cheney ist standfest geblieben. „Ich werde niemals meine Partei über meine Pflicht gegenüber dem Land stellen“, sagte sie in der republikanischen Vorwahl-Debatte mit Hageman, einer konservativen Rechtsanwältin.

Trump macht Cheney zu Feindin

Trump hat derweil eine Niederlage Cheneys zu einer seiner Topprioritäten gemacht. Sie sei ein „abscheulicher Mensch“, schrieb er unlängst auf seiner Social-Media-Seite, und im Mai hielt er in Wyoming eine Kundgebung zur Unterstützung von Hageman ab. Diese ist kreuz und quer durchs Land gereist, führt genau jenen traditionellen Wahlkampf, der ihrer Gegnerin drei Mal zum Erfolg verholfen hatte.

27.03.2017, Washington, USA: Liz Cheney und Ex-US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus.

27.03.2017, Washington, USA: Liz Cheney und Ex-US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus.

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Angesichts der wenig rosigen Aussichten versucht denn Cheney-Anhängerin Marilyn Kobe schon jetzt, auch in einer Niederlage etwas Gutes zu sehen. „Ich habe die verdammte Hoffnung, dass sie erfolgreich ist“, so die ehemalige Richterin an Wyomings höchsten Gericht. „Aber wenn nicht, ist es längerfristig vielleicht wichtiger, dass sie ihrem Eid treu geblieben ist. “

RND/AP

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