„Dark Brandon rises“

Wie Anhänger der Demokraten ein Anti-Biden-Meme einfach umdrehen

Der Spieß wird umgedreht: Als Joe Biden am 1. September auf die Gefahr durch Donald Trump und die Maga-Republikaner für die amerikanische Demokratie hinwies, war der rote Hintergrund ein Verweis auf die „Dark Brandon“-Memes, mit denen republikanisch gesinnte Twitternde den Präsidenten verspottet hatten.

Der Spieß wird umgedreht: Als Joe Biden am 1. September auf die Gefahr durch Donald Trump und die Maga-Republikaner für die amerikanische Demokratie hinwies, war der rote Hintergrund ein Verweis auf die „Dark Brandon“-Memes, mit denen republikanisch gesinnte Twitternde den Präsidenten verspottet hatten.

Joe Biden hat zu Hause in den USA einen Spitznamen. Der lautet „Dark Brandon“ („Dunkler Brandon“) und war zunächst ein Schimpfwort von Republikanern für den amtierenden First Man der Vereinigten Staaten von Amerika. In Internet­memes unter dem Titel „Dark Brandon“ war Biden von Twitternden des politischen Gegenlagers durch den Kakao gezogen worden – gern vor schwarzem oder rotem Hintergrund, zum Beispiel mit Terminator-Glühen in den Augen.

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Bidens Anti-Trump-Rede erinnerte an ein Internetmeme

Als Biden jüngst bei seiner Rede gegen den republikanischen Ex‑Präsidenten Donald Trump austeilte, der im Falle einer neuen Präsidentschaft die Teilnehmenden seines Fast-Staatsstreichs vom 6. Januar 2021 begnadigen will, erinnerte die Inszenierung des Präsidenten selbst an ebendiese Memes. Biden sprach vor einem ungewöhnlichen Hintergrund – tiefrot gefärbt, „Dark Brandon“-like.

Und er gab sich dabei ungewohnt energisch. Mit Lügen und Gewalt wollten Trump und seine Magas (Make-America-great-again-Republikaner) den Willen der Mehrheit des amerikanischen Volks unterdrücken, sagte er. Nichts weniger als die Demokratie stünde auf dem Spiel. Und dann der verbale Faustschlag gegen den unpräsidialen Vorgänger: „Donald Trump und die Maga-Republikaner stehen für einen Extremismus, der die Grundlagen unserer Republik bedroht.“

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Die „Brandon“-Geschichte begann auf einem Speedway in Alabama

Die „Brandon“-Geschichte hatte im Herbst des Vorjahres begonnen. Bei einem Autorennen auf dem Talladega Superspeedway in Alabama am 2. Oktober 2021 war der Rennfahrer Brandon Brown nach seinem ersten Nascar-Sieg von einer Reporterin interviewt worden. Die Journalistin befragte den Sieger, während die Motorsportfans auf den Rängen zeitgleich in rhythmischen Abständen den Schmähruf „Fuck Joe Biden“ erklingen ließen.

Die Interviewerin gab vor, etwas anderes vernommen zu haben. „Wie Sie hören können, bricht die Menge in Rufe aus – ‚Let’s go, Brandon!‘“, wandte sie sich an Brown und an ihr TV‑Publikum.

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Damit war eine böse Redensart der Republikaner geboren. Schilder, Fahnen, Poster, T‑Shirts, Auto­aufkleber der Rechten tauchten plötzlich überall im Land auf, auf die „Let’s go, Brandon!“ gedruckt war – stellvertretend für „Fuck Joe Biden“. Im Repräsentanten­haus rief ein Kongress­abgeordneter aus Florida lauthals: „Let’s go, Brandon!“. Wann immer ein Make-America-great-again-Republikaner den Präsidenten grob angehen wollte, erlaubte ihm der Satz „Let’s go, Brandon!“ eine Beschimpfung aus der Deckung eines deplatziert wirkenden Anfeuerungs­rufs.

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Bei Twitter wurde Joe Biden zu „Dark Brandon“

Und bei Twitter wurde Biden Anfang 2022 dann zum „Dark Brandon“. Dort tauchten Bilder Bidens auf, die düster und bedrohlich wirkten. Dazu wurden lapidare Biden-Sätze und ‑Slogans wie „No malarkey“ („Kein Geschwätz“) gestellt, der 2020 auf den Bus seiner Wahl­kampf­tour in Iowa geklebt war und für den Biden in den Medien verspottet worden war. Die Wortwahl galt als so altmodisch, dass kaum jemand wusste, was gemeint war.

Die „Dark Brandon“-Memes machten sich über Bidens vermeintliche Senilität lustig. Sie waren dabei im selben Stil erbracht wie die ernst gemeinten „Dark Maga“-Trump-Memes der Rechten, die gepostet wurden, um eine zweite Präsidentschaft Donald Trumps zu propagieren, der nach einem Sieg an all seinen politischen Gegnern Rache nehmen würde.

Und „Let’s go, Brandon!“ wurde auch zu einer Stell­vertreter­botschaft der Anhänger Trumps, dass der Ex‑Präsident und sein immer demokratie­abholderer Republikaner­flügel ebendieses Schreckens­comeback vorbereiteten.

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Spieß umgedreht: Biden als Jedi oder auf dem Eisernen Thron

Jetzt aber wird der Spieß umgedreht. Mit seinen Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt (niedrigster Arbeitslosen­stand seit 50 Jahren) und in der Gesetz­gebung (unter anderem das Chips-Gesetz, mit dem Anreize für Unternehmen geschaffen wurden, Halbleiter zu Hause in den USA zu produzieren) und seinem gewachsenen Ruf als starker Führer der westlichen Welt und Verteidiger der Heimat (der Tod des für den Angriff vom 11. September 2001 mitverantwortlichen Al‑Kaida-Chefs Ayman al‑Zawahri), übernahmen demokratische Twitternde das Ruder bei „Dark Brandon“.

Und verwandeln „Dark Brandon“ seither in „Dark Brandon rises“, in ein Instrument zur Unterstützung Bidens – aktuell im Hinblick auf die Midterm Elections am 8. November. Der Präsident sitzt dabei beispiels­weise auf dem Eisernen Thron der Serie „Game of Thrones“ oder ist auf „Star Wars“-Postern zu sehen – mit oder ohne das grüne Lichtschwert der guten Jedi-Ritter. „Vote blue“ – „Wähle blau“ – ist die zugehörige Botschaft.

Trump-Anhänger unterbricht Rede von US‑Präsident Biden

US-Präsident Joe Biden ist während seiner Rede auf einer Veranstaltung der Demokraten im US‑Bundesstaat Maryland brüsk unterbrochen worden.

„Let’s go, Brandon!“ steht also ab sofort für „Let’s go, Joe!“ Der Präsident, so wurde bekannt, habe einige der „Dark Brandon“-Memes gesehen und finde sie lustig.

Dem echten Brandon Brown gingen Slogan und Meme, nachdem er diese zunächst mit amüsierten Tweets kommentiert hatte, bald schon auf die Nerven. Er sah seinen überraschenden sportlichen Erfolg diskreditiert und versuchte, aus der Witzecke zu kommen. Der Selfmade-Rennfahrer, der aus keiner bekannten Renn­fahrer­familie stammt und seinen Sieg rein seiner Leidenschaft verdankt, äußerte sich bereits im Dezember 2021 gegenüber der „New York Times“: „Ich habe null Interesse daran, in Politisches verwickelt zu werden.“

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