Wie ein dichtes Bewerberfeld Trump helfen könnte
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07.12.2020, USA, Washington: Donald Trump, damals Präsident der USA, steht bei der Verleihung der «Presidential Medal of Freedom» im Oval Office des Weißen Hauses.
© Quelle: Patrick Semansky/AP/dpa
New York. Donald Trump erwägt eine erneute Bewerbung um das Weiße Haus, und Umfragen deuten darauf hin, dass er die populärste Persönlichkeit in der Republikanischen Partei ist. Bleibt das so und tritt er an, wäre das ein Vorteil bei den parteiinternen Vorwahlen. Aber noch entscheidender könnte sich ein anderer Faktor zu seinen Gunsten auswirken – wenn sich die Vorgänge von 2016 wiederholen.
Da hatte es Trump zu einem Zeitpunkt bei der Kandidatenkür mit einem Dutzend Konkurrenten zu tun, gewann in wichtigen Bundesstaaten mit frühzeitigen Vorwahlen nur etwa ein Drittel der Stimmen. In Iowa, das stets den Reigen eröffnet, verlor er sogar. Und doch setzte sich Trump am Ende durch – weil jene in der Partei, die seine spalterische Politik ablehnten, es niemals schafften, sich um einen einzelnen seiner Rivalen oder Rivalinnen zu scharen.
Sturm aufs Kapitol: Trump soll von Waffen und möglicher Gewalt gewusst haben
Der damalige US-Präsident Donald Trump soll sich nach Angaben einer Zeugin über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 am Kapitol bewusst gewesen sein.
© Quelle: Reuters
Genau so könnte es auch 2024 kommen, sollte Trump erneut in den Ring steigen, nach manchen Spekulationen vielleicht sogar schon diesen Sommer. Denn es gibt eine wachsende Liste von Kandidaten, die sich für das Rennen warm zu laufen scheinen, und damit zeichnet sich erneut ein zersplittertes Bewerberfeld ab.
„Es könnte enden wie 2016″
„Ich fürchte, es könnte enden wie 2016, als praktisch jeder dachte, dass jeder andere (aus dem Rennen) aussteigen sollte“, sagt der republikanische Stratege Mike DuHaime, seinerzeit Wahlkampfberater des ehemaligen Gouverneurs von New Jersey, Chris Christie. „Ich glaube, jeder gewichtigere Kandidat erkannte, dass er oder sie in einem Zweikampf mit Trump eine bessere Chance haben würde. Aber natürlich dachte jeder, dass er oder sie die Person sein sollte, die diese Chance erhält, und keiner trat beiseite. Und dann war es zu spät.“
Floridas Gouverneur Ron DeSantis wird zunehmend als Trumps Thronfolger angesehen, sogar auch von Trumps loyalsten Anhängern, und Verbündete des Ex-Präsidenten sehen in ihm den gefährlichsten potenziellen Herausforderer. Stellt sich DeSantis im kommenden November erst einmal zur Wiederwahl auf seinem derzeitigen Posten, lassen andere bereits ihre Ambitionen für 2024 durchblicken, veröffentlichen Werbespots, buhlen um Spender und besuchen US-Staaten mit frühzeitigen Vorwahlen.
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30. Juni 2022, Florida, USA: Ron DeSantis bei einer Pressekonferenz.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Die Gruppe umfasst derzeit mindestens ein Dutzend mögliche Bewerber. Dazu zählen Trumps seinerzeitiger Vize Mike Pence, Ex-Außenminister Mike Pompeo sowie die Senatoren Ted Cruz (Texas), Tom Cotton (Arkansas), Rick Scott (Florida) und Tim Scott (South Carolina). Sie alle könnten mit ähnlichen Plattformen aufwarten wie der Ex-Präsident. Auf der Anti-Trump-Schiene gewinnen unter anderem die Abgeordnete Liz Cheney (Wyoming) und Marylands Gouverneur Larry Hogan zunehmend an Profil.
Die Ex-Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, und andere haben erklärt, dass sie nicht antreten werden, sollte Trump ins Rennen gehen. Wiederum andere, etwa Chris Christie, würden sich nicht scheuen, ihn herauszufordern. „Ich denke sehr ernsthaft darüber (eine Kandidatur) nach“, sagte er kürzlich in einem Interview. „Ich werde mich wahrscheinlich bis Ende des Jahres entscheiden.“ Die Partei müsse eine neue Richtung einschlagen, weiterhin jemanden mit „starker Führungskraft“ haben, aber ohne „all das andere Drama“, sagte Christie offensichtlich mit Blick auf Trump.
Trumps rechtliche Krisen: „Trump-Müdigkeit könnte eine reale Sache sein“
Pompeo, der viel im Land herumreist, kündigte an, dass er und seine Frau sich nach den Kongress- und Gouverneurswahlen am 8. November zusammensetzen und darüber entscheiden würden, was der beste Weg sei „zu dienen“. Der Ex-Minister skizzierte einen möglichen Ansatz weitgehend nach der Gussform von Trump. „Er war ein Störer, was 2016 nötig war. Jetzt ist es die Aufgabe, diese Reihe von Einsichten, die Reihe von Prinzipien zu verteidigen und darauf aufzubauen.“
Manche meinen, dass Trumps eskalierende potenzielle rechtlichen Probleme mögliche Bewerber ermutigen könnten, ins Rennen einzusteigen. „Trump-Müdigkeit könnte eine reale Sache sein“, sagt etwa Mick Mulvaney, amtierender Stabschef im Weißen Haus unter Trump. Wähler würden sich fragen, ob sie, wenn sie für einen anderen Kandidaten stimmten, „die gleiche Politik ohne all den Ballast haben können“.
Er meint damit unter anderem die Untersuchungen eines Kongressausschusses zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, die zunehmend schädliche Informationen über Trumps letzte Wochen im Amt zutage gefördert haben. Auch das Justizministerium ermittelt, und in Georgia geht eine Staatsanwältin Vorwürfen potenziell illegaler Wahleinmischung Trumps in diesem Staat nach. In New York wiederum laufen zivilrechtliche Ermittlungen über Geschäftspraktiken des Trump-Imperiums.
Möglicherweise vor all diesem Hintergrund waren auch bei parteiinternen Vorwahlen zu den Kongress- und Gouverneurswahlen nicht alle Bewerber erfolgreich, für die sich Trump öffentlich stark gemacht hatte. Und jene, die sich durchsetzten, taten das angesichts eines zersplitterten Bewerberfeldes mit einer relativ geringen Stimmenzahl. Niemand solle Trump unterschätzen, sagt der republikanische Stratege Alex Conant. Dennoch, so glaube er, sei da „eine Erkenntnis, dass viele republikanische Wähler in die Zukunft blicken und bereit für das sind, was als Nächstes kommt.“
Aber auch wenn es einen „Appetit auf etwas Anderes“ gebe, so schränkt der Experte ein, „muss sich die Alternative zu Trump um einen Kandidaten bewegen. Das ist 2016 niemals geschehen. Und es könnte 2024 nicht geschehen.“
Trump hält derweil seine eigenen Veranstaltungen ab. Freitagabend hielt er in Las Vegas eine Rede, an der Seite eines von ihm unterstützten Kandidaten für den Senat in Nevada. Einen Tag später trat er in Anchorage (Alaska) unter anderem mit der Ex-Gouverneurin Sarah Palin auf, die sich um einen Sitz im Washingtoner Abgeordnetenhaus bewirbt – und feierte sich bei dieser Gelegenheit kräftig selbst.
RND/AP