Präsidentschaftswahl 2020: Wie Swing States US-Wahlen entscheiden
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Ohio ist einer der wichtigsten Staaten bei der US-Präsidentschaftswahl. Konnte US-Präsident Donald Trump bei der Wahl 2016 noch Anhänger in den Vorstädten akquirieren, sieht das vier Jahre später ganz anders aus.
© Quelle: imago images/Panthermedia/MediaPunch/RND Montage Behrens
Washington. Wenn in dieser Nacht der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, können einige der 50 US-Bundesstaaten wie alle vier Jahre mit besonderer Aufmerksamkeit rechnen: die sogenannten Swing States. In diesen Staaten entscheidet sich möglicherweise die gesamte Wahl. Wie kommt es dazu?
Die Eigenheiten des US-amerikanischen Wahlsystems führen dazu, dass im Regelfall alle Wahlmännerstimmen aus einem Bundesstaat – ihre Zahl variiert nach Einwohnerzahl – an den Kandidaten mit den meisten Stimmen gehen. Alle Stimmen für andere Kandidaten verfallen.
Warum sind die “Swing States” so wichtig?
Was aus deutscher Perspektive demokratisch fragwürdig erscheint, ist in den Swing States von besonderer Bedeutung. Gewinnt Kandidat A in einem Bundesstaat die Mehrheit der Stimmen, verfallen alle Stimmen von Kandidat B. Geht die Wahl mit 51 zu 49 Prozent aus, verfällt fast die Hälfte aller abgegebenen Stimmen. Kandidat A erhält alle Wahlmännerstimmen aus dem Bundesstaat.
In vielen US-Bundesstaaten kann entweder Donald Trump oder Joe Biden fest mit einem Sieg rechnen: Staaten wie Kalifornien sind Hochburgen der Demokraten, Staaten wie Oklahoma gehen normalerweise an die Republikaner.
Das US-Wahlsystem und seine Tücken
Am 3. November wird der nächste US-Präsident gewählt - aber das Wahlsystem bringt einige Schlupflöcher mit sich.
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Welche Bundesstaaten gelten als “Swing States”?
Florida gilt als der Jackpot: Mit 29 Wahlleuten ist es einer der wichtigsten umkämpften Staaten. Dahinter folgen die traditionellen “Battleground States” oder “Swing States”, also jene Bundesstaaten, die mal für einen Republikaner und mal für einen Demokraten stimmen. Dazu gehören Pennsylvania (20 Stimmen) und Ohio (18), genauso wie Michigan, Wisconsin und Minnesota (zusammen 36 Stimmen). Aktuelle Umfragen deuten auch in Georgia (16), North Carolina (15) und Arizona (11) auf einen offenen Stimmausgang hin.
Swing States können Wahlen entscheiden
Wie folgenreich die Ergebnisse in den Swing States sein können, zeigt ein Beispiel aus der Präsidentschaftswahl von 2000: Der Republikaner George W. Bush lag in der ersten Auszählung der Stimmen in Florida so knapp vor seinem Kontrahenten Al Gore, dass die Stimmen neu ausgezählt wurden. Die Ergebnisse aus den 49 anderen Bundesstaaten zeigten: Die Wahlmännerstimmen aus Florida würden die gesamte Präsidentschaftswahl entscheiden.
Obwohl das Ergebnis durch die Neuauszählung noch enger wurde, lehnte das oberste Gericht Floridas, der Supreme Court, die Forderung des Demokraten Gore nach einer weiteren Auszählung ab. Bush gewann Florida – und deshalb die Präsidentschaftswahl.
Ist Joe Biden in den Swing States im Vorteil?
Konstellationen wie diese erklären, warum die Nachricht “Biden in Florida in Umfrage knapp vor Trump” hohe Wellen schlägt. Denn auch 2020 könnten die Swing States die Präsidentschaftswahl entscheiden.
Aktuelle Umfragen sehen dabei Joe Biden im Vorteil: Einige der klassischen Swing States, darunter neben Florida weitere bevölkerungsreiche Bundesstaaten wie Pennsylvania und Michigan, zeigen eine leichte Tendenz zu Biden. Bemerkenswert ist, dass auch republikanische Hochburgen wie Texas 2020 zu Swing States werden könnten – ein schlechtes Zeichen für Amtsinhaber Trump.
Dennoch: Das Rennen in den Swing States bleibt wahrscheinlich eng. In welche Richtung das Pendel ausschlägt, wird sich wohl erst in der Nacht vom 3. auf den 4. November zeigen.