US-Teilrückzug in Afghanistan: Nato will Einsatz fortsetzen
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Afghanistan, Bagram Air Field: Donald Trump (Mitte l) bei einem Besuch im August 2020: Trumps Ankündigung der drastischen Reduzierung der US-Truppen in Afghanistan besorgt die Nato.
© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
Brüssel. Der von US-Präsident Donald Trump angeordnete Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan bedeutet nach Angaben der Nato nicht das Aus für den Bündniseinsatz in dem Land. „Auch mit den angekündigten weiteren US-Reduzierungen wird die Nato ihren Einsatz zur Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte fortsetzen“, bekräftigte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Mittwoch in Brüssel.
Es gelte, die Errungenschaften zu bewahren, die man im Kampf gegen den internationalen Terrorismus erzielt habe. Die Nato solle Afghanistan erst dann verlasse, wenn die Zeit dafür reif sei.
Maas besorgt um Friedensgespräche
Bundesaußenminister Heiko Maas warnte die USA vor einem überstürzten Truppenabzug. Der SPD-Politiker zeigte sich am Mittwoch besorgt, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigte drastische Reduzierung der US-Soldaten die Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den aufständischen Taliban gefährden könnte.
Trump will US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak abziehen
Die Ankündigung stieß auf scharfe Kritik, auch vonseiten der Republikaner. Es wird befürchtet, dass Islamisten wieder erstarken.
© Quelle: Reuters
“Ohne Not sollten wir nicht noch zusätzliche Hürden aufbauen, die ein überstürzter Abzug aus Afghanistan ganz sicherlich zur Folge haben würde.”
“Für uns bleibt politisch ganz besonders wichtig, dass wir das, was wir bisher erreicht haben, nicht durch überstürzte Handlungen gefährden dürfen”, betonte Maas. Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan dauert schon 19 Jahre und ist der verlustreichste in der Geschichte der Truppe. 59 deutsche Soldaten kamen in Afghanistan ums Leben, der größte Teil davon wurde bei Anschlagen oder in Gefechten getötet.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Dienstag vor den möglichen Folgen eines überhasteten Abzugs von Truppen aus Afghanistan gewarnt. Der Preis für ein zu schnelles oder unkoordiniertes Verlassen des Landes könne sehr hoch sein, sagte der Norweger. Afghanistan drohe wieder ein Rückzugsort für internationale Terroristen zu werden, die Angriffe auf Nato-Länder planten.
Ohne die Amerikaner wird es schwierig
Trump zeigte sich von dieser Warnung allerdings unbeeindruckt und ordnete wenig später den Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan an. Bis zum 15. Januar soll die Truppenstärke auf rund 2500 reduziert werden. Die entspricht in etwa einer Halbierung zum Stand in den vergangenen Wochen. Nur fünf Tage später, am 20. Januar, soll Trump vom Wahlsieger Joe Biden abgelöst werden. Derzeit sind es in Afghanistan nach US-Medienberichten etwa 4500.
Die USA stellen mit Abstand den größten Teil der Nato-Truppe in Afghanistan, die vor allem die afghanischen Streitkräfte ausbildet. Die Bundeswehr ist mit gut 1200 Soldaten beteiligt und hat im Norden des Landes die Führungsrolle. Ohne die Amerikaner gilt eine Fortsetzung des Einsatzes als schwierig bis unmöglich.
RND/dpa