Der harte, rechte Kern der Republikaner-Revolte: Wer sind McCarthys Gegner?
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Kevin McCarthy (r.) und sein innerparteilicher Gegner Matt Gaetz.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Washington. Eine Reihe radikaler Parteigegner hat Kevin McCarthy bei der Wahl zum Vorsitz des US-Repräsentantenhauses tagelang die Gefolgschaft verwehrt - und den Republikaner so nicht nur vor sich hergetrieben, sondern ihn öffentlich bloßgestellt. In mehreren Wahlgängen stimmten 20 Abweichler immer wieder für andere Kandidaten. Nach und nach schaffte es McCarthy aber, Rebellen auf seine Seite zu ziehen. Am Ende verweigerten dem Republikaner aber immer noch sechs Abgeordnete die Stimme. Einziges Entgegenkommen: Sie verzichteten im finalen 15. Wahlgang auf Stimmen für alternative Kandidaten und verhalfen dem 57-Jährigen so noch zu einer Mehrheit.
Kevin McCarthy übersteht erste Bewährungsprobe im Kongress
Zuvor war unklar gewesen, ob eine Mehrheit für das Regelwerk zustande kommen würde, denn es enthält massive Zugeständnisse an McCarthys parteiinterne Gegner.
© Quelle: Reuters
McCarthys Gegner sind glühende Anhänger des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Neben ihrer Abneigung für McCarthy vereinen sie Verschwörungserzählungen, diskriminierende Kommentare über Minderheiten und eine Verachtung des politischen Systems. Ein Überblick über den harten Kern der McCarthy-Gegner:
Lauren Boebert
Die 36-jährige Abgeordnete aus Colorado nutzte die Bühne, die ihr das Chaos um die Wahl des Vorsitzenden der Kammer bot. Sie ist Mitglied der ultrakonservativen Vereinigung Freedom Caucus. Sowohl im Parlament als auch in Talkshows versuchte sie, mit provokanten Kommentaren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie machte deutlich, dass sie kein Problem damit habe, die Arbeit des Kongresses durch die hinausgezögerte Wahl zu blockieren. „Das ist in Ordnung“, befand Boebert, dann könne die Regierung wenigstens kein Geld ausgeben und es in die Ukraine schicken. Sie selbst kann von Glück reden, dass sie überhaupt wieder im Kongress sitzt. Ihre Wiederwahl gewann Boebert, die in der Vergangenheit auch mit rassistischen Kommentaren von sich reden machte oder mit Handfeuerwaffen in Wahlwerbespots herumfuchtelte, mit einer hauchdünnen Mehrheit von rund 550 Stimmen.
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Lauren Boebert.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Matt Gaetz
Er nominiere „Präsident Trump“, tönte der Abgeordnete aus Florida in einem der vielen Wahlgänge im Repräsentantenhaus. Gaetz ist einer der prominentesten Gesichter der Anti-McCarthy-Bewegung. Der Sumpf müsse endlich trockengelegt werden, fordert Gaetz gebetsmühlenartig und greift damit eine Parole Trumps auf, mit der der Ex-Präsident routinemäßig gegen das „politische Establishment“ in Washington wettert. Gaetz hat auch schon früher für Schlagzeilen gesorgt. Gegen den 40-Jährigen wurden Ermittlungen wegen Sex mit einer Minderjährigen eingeleitet - eine Anklage wurde bisher nicht erhoben. Gaetz streitet jegliches Fehlverhalten vehement ab.
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Matt Gaetz.
© Quelle: IMAGO/USA TODAY Network
Andy Biggs
Schon vor Wochen hatte sich der rechte Hardliner Biggs aus dem Bundesstaat Arizona als Gegenkandidat McCarthys in Stellung gebracht. Auch er wolle das „Establishment“ brechen, begründete Biggs dies. Im ersten Wahlgang luchste Biggs McCarthy zehn Stimmen ab, bevor er selbst im zweiten Wahlgang für den Trump-Loyalisten Jim Jordan stimmte.
Biggs ist ein harter Rechtsaußen, der von 2019 bis 2021 den Vorsitz des radikalen Freedom Caucus innehatte. Es war von Anfang an unwahrscheinlich, dass er mit seiner Kandidatur Erfolg haben würde.
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Andy Biggs.
© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
Eli Crane
Auch Crane kommt aus Arizona. Mit Trumps Unterstützung ist der 43-jährige Ex-Soldat der Navy-Seals, einer Elite-Truppe der US-Marine, zum ersten Mal ins Repräsentantenhaus gewählt worden. Auf seiner Wahlkampfwebseite beschreibt er sich als gläubigen Familienvater, der sich für das Waffenrecht einsetze und keine Angst habe, seine Stimme gegen die „radikale Linke“ zu erheben. Im Machtpoker um den Vorsitz im Repräsentantenhaus gab er sich, ganz der Soldat, als Widerstandskämpfer. Er sei nach Washington gekommen, um die Menschen zu vertreten, die ihn gewählt haben. Die wollten nicht, dass er für das Establishment und den Status quo stimme, sagte er.
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Eli Crane.
© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
Bob Good
Der 57-jährige Abgeordnete aus Virginia nannte McCarthy im US-Fernsehen Teil des „Sumpf-Kartells“. Er werde niemals für ihn stimmen, hatte Good gesagt. Seine Feindschaft mit McCarthy geht über die Ablehnung der eingefleischten Washingtoner Politik-Elite hinaus, zu der einige eben auch McCarthy zählen. Die Rivalität zwischen den beiden Männern ist persönlich.
Im Wahlkampf 2020 habe McCarthy Goods Gegenkandidaten, den Amtsinhaber Denver Riggleman unterstützt, bemängelte Good. Als Good in der republikanischen Vorwahl triumphierte, habe McCarthy ihm noch nicht einmal gratuliert, sagte er „Politico“.
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Bob Good.
© Quelle: Andrew Harnik/AP/dpa
Matt Rosendale
Wie die anderen Rebellen verbreitet der Abgeordnete Trumps Lüge von der gestohlenen Präsidentschaftswahl 2020. Der 62-jährige Vater dreier Söhne lebt mit seiner Frau Angaben auf seiner Webseite zufolge auf einer Ranch im Osten Montanas. Wie vielen seiner Mitstreiter lastet Rosendale McCarthy die hohen Staatsausgaben der vergangenen Jahre an, für die er McCarthy als ranghohes Mitglied der Republikaner im Kongress maßgeblich mitverantwortlich macht.
Im Podcast „The War Room“ des ehemaligen Chef-Strategen Trumps, Steve Bannon, sagte er über McCarthy, dieser habe über die vergangenen zehn Jahre hinweg dem „Niedergang unseres Landes“ vorgesessen.
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Matt Rosendale.
© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
RND/dpa