Urheberrechtsreform: Die Profiteure in die Pflicht nehmen

Nach der Zustimmung des EU-Parlaments zur Urheberrechtsreform gab es in verschiedenen Städten Spontandemonstrationen wie hier in Dresden. Aber die Reform könnte auch eine Chance sein.

Nach der Zustimmung des EU-Parlaments zur Urheberrechtsreform gab es in verschiedenen Städten Spontandemonstrationen wie hier in Dresden. Aber die Reform könnte auch eine Chance sein.

Kommentar. Diese Reform wühlte die Öffentlichkeit seit Wochen auf, trieb Tausende zu Straßenprotesten und löste einen wahren Kulturkampf zwischen ihren Gegnern und Befürwortern aus, verbale Tiefschläge inklusive. Nun hat das EU-Parlament sie mit klarer Mehrheit beschlossen: Ein neues Urheberrecht soll helfen, künftig auch geistige und kreative Arbeit noch zu entlohnen, obwohl sie per Klick kopiert werden kann. Das ist gut so.

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Dass es eine gewichtige Frage ist, bestreitet keine Partei. Man muss dazu sagen, dass auch Verlage und Journalisten betroffen sind. Denn selbstverständlich fällt es schwer, kühl zu analysieren, wie um – auch unser – geistiges Eigentum gestritten wird.

Nachdrucken darf man Bestseller auch nicht

Natürlich haben wir argwöhnisch registriert, wie das US-Unternehmen Google 2003 ein eigenes Nachrichtenportal aufbaute und Geld damit verdiente, einen Algorithmus „unsere“ Internet-Angebote durchforsten zu lassen und Textschnipsel einfach umzukopieren. Natürlich nutzen wir dieses „Google News“ heute selbst. Wir freuen uns, wenn sich unsere Texte gut finden lassen. Medienhäuser verdienen, wenn User so auf ihre Websites gelangen.

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Doch das wiegt nicht auf, dass da eine Multi-Milliarden-Dollar-Firma an der Arbeit Dritter verdient, während viele Medienkonzerne, die die Eigentümer dieses geistigen Guts sind, unter Druck geraten. Das neue Urheberrecht will das verbessern und auch im Netz zu Lizenzen verpflichten, wenn man anderer Leute Texte nutzt – so wie ein Verlag nicht jeden beliebigen Bestseller nachdrucken darf.

YouTube verdient kräftig – und filtert bereits

Auch YouTube lebt prächtig davon, dass seine Nutzer Gratis-Videos hochladen. Die Post vom Abmahnanwalt bekam bisher der User. Es ist nur gerecht, künftig die Profiteure in die Pflicht zu nehmen – die über die Furcht, das führe zu „Zensur-Infrastruktur“ durch Vorab-Filter nur lachen können: Würde YouTube solche Filter nicht längst nutzen, wäre es voller Pornografie.

Die Lektion von Napster

Das neue Urheberrecht soll die Egal-Mentalität im Netz einschränken. Wenn die Zeitung in ihrer Informations- und Kontrollfunktion durch Online-Angebote ergänzt oder gar ersetzt wird, müssen diese sich auch finanzieren können. Anarchie macht mehr Spaß als Regeln.

Aber manchmal sind sie nötig – und eine Chance: Als 2001 die Tauschbörse Napster verklagt wurde, weil da Millionen Songs illegal kursierten, sahen viele Onliner schon einmal die Freiheit in Gefahr; mahnten, im Netz gebe es andere Regeln und dass klagewütige Musikkonzerne die Jugend verprellten.

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Tatsächlich löste der Zwang zum Urheberrecht Innovationen aus, die von Apples Musikshop iTunes und seinem iPod über das Smartphone bis zu Streaming-Diensten wie Spotify führten.

Ja, das Internet ist so regulierter geworden. Aber nicht schlechter.

Von Steven Geyer/RND

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