Unterrichtsbeginn im Mai: Den Schulen läuft die Zeit davon

Schüler sollen in kleinen Gruppen organisiert werden.

Schüler sollen in kleinen Gruppen organisiert werden.

Berlin. Trotz der prinzipiellen Übereinkunft von Bund und Ländern über eine behutsame Wiederöffnung der Schulen geht die SPD-Vorsitzende Saskia Esken von einem langen coronabedingten Notbetrieb aus.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

“Es wird auf lange Sicht keine Rückkehr zum gewohnten Unterrichtsgeschehen geben”, sagte die frühere baden-württembergische Landeselternvertreterin dem “Handelsblatt”. “Das Gebot der Stunde heißt also weiterhin digital gestütztes Lernen.”

An diesem Donnerstag befassen sich mehrere Landeskabinette mit der praktischen Umsetzung der Beschlüsse.

+++Immer aktuell: Hier geht’s zum Corona-Liveblog+++

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für die Wiederöffnung der Schulen sind nach Einschätzung der Lehrer-Gewerkschaft GEW zwei Wochen Vorlauf nötig. “Dafür braucht es eine sorgfältige Vorbereitung”, erklärte die Vorsitzende Marlis Tepe in der “Passauer Neuen Presse”.

Organisation in Kleingruppen

Die Schulen müssten Unterricht in Kleingruppen organisieren, damit der Abstand eingehalten werden könne. Die Gesundheitsämter müssten Gesundheitschecks vornehmen: “Es braucht ausreichend Seife und Einmalhandtücher. Die Toiletten müssen mehrmals am Tag gereinigt, Türgriffe desinfiziert werden.”

Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, zweifelt an der Umsetzbarkeit in so kurzer Zeit. “Es ist ausgeschlossen, dass die Schulen ihre oft maroden sanitären Einrichtungen bis zum 4. Mai so in Ordnung bringen, wie es in dieser Pandemie-Situation nötig wäre”, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Es fehlt oft schon an warmem Wasser in den Toilettenräumen - von Waschbecken in den Klassenräumen möchte ich gar nicht sprechen.”

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte dem RND: “Es sind viele komplexe Fragen zu lösen, ohne eine Erhöhung der Infektionsrate zu riskieren.”

GEW empfahl umgekehrtes Konzept

Pädagogisch hätte GEW-Chefin Tepe ein altersmäßig umgekehrtes Vorgehen als nun geplant empfohlen: “Wir sollten eher mit dem Unterricht der Kleinen in Teilgruppen beginnen und mit den Grundschulen und den Klassen fünf und sechs starten. Die älteren Schüler können schon mehr im Fernunterricht daheim leisten.”

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vorgesehen ist jedoch etwas anderes.

Die Beschlüsse von Bund und Ländern

Die am Mittwoch von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder gefassten Beschlüsse:

  • Der Schulbetrieb soll ab dem 4. Mai schrittweise beginnen.
  • Zuerst sollen Abschlussklassen, die Jahrgänge davor und die obersten Grundschulklassen wieder in die Schulen kommen.
  • Prüfungen und Prüfungsvorbereitungen der Abschlussklassen können schon vorher stattfinden. So will Nordrhein-Westfalen damit bereits nach einer kurzen Vorbereitungszeit nach dem 20. April beginnen, also wohl nächste Woche; andere Länder planen das in der Woche darauf.
  • Andere beginnen später: Das von der Pandemie besonders betroffene Bayern will den Schulbetrieb erst ab 11. Mai schrittweise wieder aufnehmen. Allerdings dauert dort wegen des späten Sommerferienbeginns das Schuljahr auch noch länger, so dass der Zeitdruck weniger groß ist.
  • Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) soll bis 29. April ein Konzept vorlegen, “wie der Unterricht unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, insbesondere unter Berücksichtigung des Abstandsgebots durch reduzierte Lerngruppengrößen, insgesamt wieder aufgenommen werden kann”.

Einheitliches Vorgehen

Die Bildungsminister einigten sich am Abend auf ein prinzipiell einheitliches Vorgehen. "Es gibt ein großes Bestreben, dass wir gleiche Rahmenbedingungen schaffen", sagte Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) nach einer Telefonkonferenz der Ressortchefs der Deutschen Presse-Agentur. "Dafür haben wir jetzt zwei Wochen Zeit".

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Kanzleramtschef Helge Braun erhofft sich von der schrittweisen Wiederaufnahme des Schulbetriebs Erkenntnisse für das weitere Vorgehen. Wenn ab Anfang Mai Schüler der höheren Jahrgänge in ihre Klassenräume zurückkehrten, “dann lernen wir auch aus dem Praxisbetrieb”, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag am ARD-"Morgenmagazin".

Geduld sei nun sehr wichtig, “weil wir von den Großen lernen müssen, damit wir dann auch genau wissen, wie wir das mit den Kleinen hinbekommen”, sagte Braun. “Und sowas wie Pausenbetrieb in einer Grundschule ist natürlich eine Aufgabe - das spürt jeder -, die kann man gar nicht richtig lösen.” Deshalb müsse man dort noch “eine Weile” vorsichtig sein.

RND-Videoschalte: „Noch keine Rückkehr in die Normalität“

Die RND-Hauptstadtkorrespondentinnen Daniela Vates und Marina Kormbaki analysieren die Lockerungen der Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern.

RND/cle/dpa

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Deutschland
 
Sonstiges

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken