UN-Klimakonferenz in Glasgow: Ärmere Staaten fordern mehr Geld - „es ist zu wenig und zu spät“

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung, insbesondere die Zunahme von Wirbelstürmen, Küsten- und Überschwemmungen, die das Salzwasser weiter ins Landesinnere bringen, zerstören die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen.

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung, insbesondere die Zunahme von Wirbelstürmen, Küsten- und Überschwemmungen, die das Salzwasser weiter ins Landesinnere bringen, zerstören die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen.

Glasgow. Ohne finanzielle Zusagen kein wirksamer Klimaschutz: Diese Formel dürfte den Verhandlern im schottischen Glasgow mittlerweile bekannt sein. Das Geld ist auch bei der diesjährigen Weltklimakonferenz einer der Knackpunkte. Mit eindringlichen Appellen erinnerten die Vertreter ärmerer Staaten die Industrienationen am Mittwoch an ihre Finanz-Versprechen - und daran, was es für sie bedeutet, wenn nicht genug getan wird, um die Erderhitzung zu stoppen.

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„Wir können nicht länger warten“, sagte Sonam Phuntsho Wangdi aus dem südasiatischen Staat Bhutan als Sprecher einer Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder. „Wir haben am wenigsten zu dieser Klimakrise beigetragen.“ Die 46 Länder der Gruppe, in denen etwa eine Milliarde Menschen leben, seien für nur ein Prozent der globalen klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Zugleich litten sie heute schon tagtäglich unter dem Klimawandel. „Wir sind abhängig von den Entscheidungen, die hier getroffen werden.“

Mehr Geld für Kilmaschutz: „Es ist zu wenig und zu spät“

Der Vertreter der Entwicklungsländer äußerte sich enttäuscht darüber, dass die Industriestaaten ihr im Pariser Klimaabkommen von 2015 bekräftigtes Versprechen, jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar zur Bewältigung der Klimakrise zur Verfügung zu stellen, erst mit Verspätung erreichen. „Es ist zu wenig und zu spät“, sagte Wangdi. Eigentlich sollte die Summe seit 2020 in die stark betroffenen Länder fließen. Nun wird sie voraussichtlich 2023 erstmals erreicht.

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Das Treffen der Staats- und Regierungschefs brachte schon neue Verpflichtungen: Großbritannien, Spanien, Japan, Australien, Norwegen, Irland und Luxemburg versprachen, ihre Klimafinanzierung aufzustocken. Wichtig zu wissen: Die Mittel aus dem Topf der Klimafinanzierung bestehen zu 70 Prozent etwa aus Krediten, nur 30 Prozent sind Zuschüsse.

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Weil es seit Jahren nicht mehr geregnet hat und extreme Dürreperioden und Sandstürme das Land heimgesucht haben, sind Millionen von Menschen akut mangelernährt.

Umweltverbände: Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen

Umweltverbände und die Entwicklungsländer selbst fordern von den Industriestaaten, noch stärker als bisher für die Verluste und Schäden aufzukommen, die der Klimawandel verursacht. Klimagerechtigkeit müsse im Mittelpunkt der Konferenz stehen, bekräftigte Harjeet Singh vom Climate Action Network, zu dem mehr als 1500 Organisationen aus aller Welt gehören. „Die Menschen, die heute schon leiden, brauchen auch heute Unterstützung.“

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In den globalen Bemühungen geht es auch darum, mehr private Finanzmittel zu mobilisieren. „Es ist eine Tatsache, dass wir den privaten Sektor brauchen, um diese große Transformation zu schaffen“, sagte UN-Klimachefin Patricia Espinosa. Die Finanzbranche setzte hier ein Zeichen: Mehr als 450 Finanzunternehmen aus 45 Ländern kündigten an, 130 Billionen Dollar an privatem Kapital mobilisieren zu wollen, um die Welt bis 2050 klimaneutral zu machen.

Umdenken in der Finanzbranche

Der kanadische Bankmanager Mark Carney in Glasgow, der an der Spitze der sogenannten Glasgow Financial Alliance for Net Zero steht, erinnerte daran, dass das besagte Kapital vor zwei Jahren noch bei fünf Billionen Dollar gelegen habe. Als „potenziell transformativ“ bezeichnete Klima-Experte David Ryfisch von Germanwatch den Vorstoß im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Ryfisch sieht Indizien dafür, dass ein grundlegendes Umdenken in der Finanzbranche eingesetzt habe. Die Finanzwelt sei mittlerweile zu einer „treibenden Kraft zur Umsetzung des Pariser Abkommens“ geworden. Die „Wirkkraft“ der Zusagen müsse sich aber noch zeigen.

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Ähnlich äußerte sich Laurent Babikian von der Organisation Carbon Disclosure Project. Sie untersucht Ankündigungen von Banken, Fonds und Unternehmen daraufhin, ob sie im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen. „Es ist großartig zu sehen, dass die finanziellen Netto-Null-Ankündigungen schnell zunehmen. Aber wir müssen sie noch als das sehen, was sie sind: Ankündigungen“, sagte Babikian der dpa. Die Wirklichkeit sehe bislang noch anders aus: Eine neue Analyse zeigt, dass weniger als 0,5 Prozent der weltweiten Investmentfonds mit dem Pariser Klimaziel in Einklang stehen.

dpa

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