Umfrage: Mehrheit der Deutschen spricht sich für AKW-Laufzeitverlängerung aus
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Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk Isar 2 (Symbolbild).
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Wie sollte Deutschland auf die Drosselung von Gaslieferungen aus Russland reagieren? Dem „Deutschlandtrend“ der ARD zufolge spricht sich in dieser Frage eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger für eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke (AKW) in Deutschland aus.
61 Prozent der Befragten unterstützen demnach einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke über das Jahresende hinaus, 31 Prozent hingegen sind dagegen. Ähnlich sieht die Situation bei einem möglichen Umschwung auf mehr Kohleverstromung aus. 56 Prozent sprechen sich laut der Umfrage für eine verstärkte Nutzung von Kohlekraftwerken aus. Bei 36 Prozent der Befragten stößt diese Maßnahme auf Ablehnung.
Habeck ruft Alarmstufe aus: Dazu dient der Notfallplan Gas
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die zweite der drei Stufen des Notfallplans Gas aktiviert. Was bedeutet das?
© Quelle: RND
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will angesichts gedrosselter russischer Lieferungen den Einsatz von Gas für die Stromerzeugung und die Industrie senken. Dafür sollen mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen. Sie sollen die Stromerzeugung durch mit Erdgas befeuerte Kraftwerke so weit wie möglich ersetzen. Die Befüllung der Gasspeicher soll vorangetrieben werden.
Debatte um AKW-Laufzeitverlängerung
Gleichzeitig ist eine Diskussion um die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken aufgeflammt. So hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) eine „offene Debatte“ über längere Laufzeiten der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland gefordert. Auch Oppositionsführer und CDU-Chef Friedrich Merz hat sich für längere Laufzeiten jener Atomkraftwerke ausgesprochen. Dies sei technisch möglich und juristisch vertretbar, sagte Merz.
Unterstützende einer längeren AKW-Laufzeit finden sich vor allem unter Anhängerinnen und Anhängern der AfD (88 Prozent), aber auch bei FDP (84 Prozent) und Union (77 Prozent). Ebenfalls heißen mehrheitlich SPD-Anhängerinnen und ‑Anhänger eine mögliche Verlängerung gut (54 Prozent). Ähnlich sieht die Lage bei den Kohlekraftwerken aus: Hier gibt es ebenfalls vor allem in den Reihen der AfD Zuspruch (66 Prozent). Auch SPD-Fürsprechende würden diese Maßnahme unterstützen (65 Prozent), dicht gefolgt von CDU/CSU (64 Prozent). FDP-Anhängerinnen und ‑Anhänger sprechen sich zu 52 Prozent für mehr Kohleverstromung aus.
Die größte Ablehnung gibt es laut dem „Deutschlandtrend“ in der Partei von Vizekanzler Habeck. Unterstützende der Grünen lehnen sowohl die längere Nutzung von AKW (57 Prozent) als auch den verstärkten Einsatz von Kohle zur Stromgewinnung (54 Prozent) mehrheitlich ab.
Welche Partei liegt derzeit in der Wählergunst vorn?
In der Sonntagsfrage liegt die Union aus CDU und CSU derzeit vorn. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden laut der Umfrage 26 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Unionsparteien stimmen. Dahinter liegen die Grünen mit 23 Prozent. Mit 20 Prozent würde die SPD als drittstärkste Kraft abschneiden. 12 Prozent der Wahlberechtigten gaben an, ihr Kreuz bei der AfD zu machen. Die Liberalen der FDP kämen auf 8 Prozent der Stimmen. Dennoch behielte die Ampelkoalition noch eine Mehrheit von insgesamt 51 Prozent. Die Linke würde ihr Ergebnis der Bundestagswahl des vergangenen Jahres leicht verbessern, aber unter der Fünfprozenthürde bleiben (4 Prozent).
Im „Deutschlandtrend“ vom 2. Juni 2022 lagen sowohl die Union als auch die SPD um einen Prozentpunkt besser. Diese gehen offenbar an die Grünen, die zwei Prozentpunkte hinzugewinnen konnten. Auch die AfD kann sich leicht verbessern (plus 1 Prozentpunkt), während die Werte für FDP und der Linken unverändert bleiben.
Für den ARD-„Deutschlandtrend“ wurden 1248 Personen in Telefon- und Onlineinterviews befragt. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap durchgeführt. Die Fehlertoleranz der Befragung liegt zwischen 2 und 3 Prozent. Die Ergebnisse wurden auf ganze Prozentzahlen gerundet.
RND/sic/dpa
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