Institut für Arbeitsmarktforschung schätzt Beschäftigungsquote von Ukrainern bis Juli auf etwa 15 Prozent
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Bis zu 15 Prozent der Ukrainer in Deutschland waren bis Juli bereits in Arbeit.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Berlin. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass bereits im Sommer 2022 bis zu 15 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in den deutschen Arbeitsmarkt integriert waren. „Bis Juli ist die Beschäftigung der Ukrainer um knapp 60.000 Personen gestiegen, das entspricht einem Anteil von rund 10 Prozent an dem Zuwachs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter“, sagte der Leiter des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“, Herbert Brücker, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Aufgrund der Rückzüge dürfte die tatsächliche Beschäftigungsquote bei 12 bis 15 Prozent gelegen haben.“
Unterschiedliche Ausgangslage von Kriegsgeflüchteten
So erläuterte der Forscher, dass dem Ausländerzentralregister zufolge rund eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer seit Kriegsbeginn nach Deutschland gezogen seien. „Eine unbekannte Zahl ist wieder zurückgezogen“, sagte er. Demnach steigt also die Beschäftigungsquote prozentual, weil auch einige Menschen wieder in die Ukraine gezogen sind. Die 60.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit dürften „im Wesentlichen Personen sein, die neu zugezogen sind“, so der Wirtschaftswissenschaftler.
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Das Leben mit Geflüchteten: Das Miteinander ist eine Bereicherung
Der Überfall Russlands auf die Ukraine erschütterte auch die Berliner Familie Voigt. Als die Eltern versuchten, ihren Kindern zu erklären, was Krieg bedeutet, kam der Anstoß zur Hilfeleistung von dem fünfjährigen Theo. Das Leben mit drei jungen ukrainischen Frauen sehen die Voigts als Bereicherung.
Brücker wies auf die unterschiedlichen Ausgangslagen von Kriegsgeflüchteten im Vergleich zu Arbeitsmigrantinnen und ‑migranten hin. „Bei Geflüchteten dauert die Integration in den Arbeitsmarkt in der Regel etwas länger als bei Arbeitsmigranten, weil sie ja vor der Flucht nicht bereits einen Arbeitsvertrag in Deutschland hatten. Bei Ukrainern kommt hinzu, dass viele Frauen alleine mit minderjährigen Kinder kommen, die Betreuung benötigen“, ergänzte der Forscher. „Dennoch ist die Arbeitsmarktintegration bei Ukrainern leicht erhöht: Ein Faktor ist, dass sie direkt nach Ankunft in Deutschland arbeiten dürfen, anders als Geflüchtete im Asylsystem.“ Brücker geht von einem hohen Akademisierungsgrad aus: „Wir schätzen, dass mehr als die Hälfte einen akademischen Abschluss haben.“
Ukrainerinnen und Ukrainer müssen in Deutschland kein Asyl beantragen, sondern erhalten über eine durch die EU-Mitgliedstaaten aktivierte Richtlinie ein Aufenthaltsrecht für bis zu drei Jahre. In Deutschland haben die ukrainischen Geflüchteten seit Juni Anspruch auf Hartz IV. Über die Jobcenter können sie auch Angebote für Sprach- und Integrationskurse wahrnehmen. Sie dürfen arbeiten, anders als Menschen, die aus sicheren Drittstaaten kommen und lediglich eine Duldung haben. Aufgrund des Ausreiseverbotes für Männer in der Ukraine sind vor allem Frauen mit Kindern aus dem Land geflohen.