Bevölkerung klar eingestellt

Bedingungslos und unerschütterlich: Großbritanniens große Unterstützung der Ukraine

Wolodymyr Selenskyj (links), Präsident der Ukraine, und Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, geben sich vor Beginn eines bilateralen Treffens in der 10 Downing Street die Hand.

Wolodymyr Selenskyj (links), Präsident der Ukraine, und Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, geben sich vor Beginn eines bilateralen Treffens in der 10 Downing Street die Hand.

London. Briten verhalfen zahlreichen Traditionen zum internationalen Durchbruch; eine davon ist die Schweigeminute. Ursprung ist der Moment der Stille anlässlich des ersten Jahrestages des Waffenstillstandsvertrages von Compiègne am 11. November 1919 um 11 Uhr. In Großbritannien ist am kommenden Freitag anlässlich des Jahrestages der russischen Invasion in die Ukraine eine nationale Schweigeminute geplant. Der britische Premierminister Rishi Sunak erklärte im Vorfeld nicht ohne Pathos, dass die Nation damit „der unglaublichen Tapferkeit und Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes“ Tribut zollen wolle.

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Während sich die Tory-Partei seit dem Brexit tief gespalten präsentiert, gilt dies nicht für ihre Haltung im Ukraine-Krieg. Schon am Tag des Angriffs vor einem Jahr sicherte der britische Ex-Premier Boris Johnson dem ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj die „unerschütterliche“ Unterstützung des Vereinigten Königreichs zu. Johnson war zudem der erste G7-Regierungschef, der im Frühjahr 2022 nach Kiew reiste. Großbritannien wurde zu einem der wichtigsten Verbündeten des Landes in Europa, vor allem hinsichtlich der militärischen Unterstützung. Sein Nachnachfolger Rishi Sunak setzt diese Linie überwiegend fort.

Die Briten sind russlandskeptischer als die Deutschen

Die proukrainische Haltung ist auch in der Bevölkerung spürbar. Laut einer Umfrage des Institutes Ipsos befürworten 81 Prozent die Aufnahme der Menschen aus dem kriegsgebeutelten Land. In Deutschland teilen nur 68 Prozent diese Meinung, was vermutlich aber auch an den massiven Auswirkungen für die Bundesrepublik liegt. Schließlich nahm diese über eine Million Geflüchtete aus der Ukraine auf, Großbritannien nur rund 160.000. 85 Prozent der Briten sind überdies davon überzeugt, dass Russland weiterhin von internationalen Sportveranstaltungen ausgeschlossen werden sollte. Wie lässt sich diese Haltung erklären?

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„Für das Vereinigte Königreich stand nach der Invasion Russlands in die Ukraine anders als beispielsweise für Deutschland schlicht nicht so viel auf dem Spiel“, erklärte Anand Menon von der Denkfabrik UK in a Changing Europe gegenüber dieser Zeitung. Schließlich war Großbritannien deutlich weniger abhängig von russischem Öl und Gas als andere europäische Länder. Auch die größere geografische Distanz zu Russland habe dazu geführt, dass Briten weniger ängstlich auf den Angriff reagierten als beispielsweise Deutschland.

Darüber hinaus stünden in Großbritannien Politik und Medien der russischen Regierung schon seit Jahren skeptisch gegenüber, betonte Menon weiter. Gründe dafür seien unter anderem die Nähe der Briten zu den USA sowie die Giftanschläge auf die russischen Ex-Agenten Alexander Litwinenko sowie Sergej Skripal auf britischem Boden, die mutmaßlich durch den Kreml verübt wurden. Boris Johnson, damals Außenminister, nannte Russland nach dem Tod Skripals im Jahr 2018 eine „in vielerlei Hinsicht bösartige und zerstörerische Kraft“ und drohte mit Konsequenzen.

Was Großbritannien mit Russland verbindet: 2006 ist ein ehemaliger russischer Geheimagent, Alexander Litwinenko, nach einem Giftanschlag in London gestorben. 2018 wurden der russische Agent Sergej Skripal und seine Tochter vergiftet auf einer Parkbank gefunden.

Was Großbritannien mit Russland verbindet: 2006 ist ein ehemaliger russischer Geheimagent, Alexander Litwinenko, nach einem Giftanschlag in London gestorben. 2018 wurden der russische Agent Sergej Skripal und seine Tochter vergiftet auf einer Parkbank gefunden.

Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs prägen Großbritannien

Wenn Briten die Unterstützung der Ukraine überzeugt verfolgen, liegt dies laut David Landsman von der „British Foreign Policy Group“ auch daran, dass das Land in dieser Sache nicht nur von Interessen, sondern auch von geteilten Werten angetrieben wird. Dies habe viele Gründe: die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges zum Beispiel, die Geschichte des britischen Empire und die privilegierte Stellung des Landes im UN-Sicherheitsrat. Nicht zufällig hat Selenskyj bei seinem Besuch in London Anfang Februar an den aus seiner Sicht eigentlichen Sinn des Abwehrkampfes erinnert: den Aufbau einer gerechteren Weltordnung. „Es liegt in unserer Macht, mit Rat und Tat dafür zu sorgen, dass sich die gute Seite der menschlichen Natur durchsetzt“, sagte dieser im Rahmen seiner Rede im Parlament.

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Das Vereinigte Königreich lieferte dieser Überzeugung folgend früher als andere Länder militärisches Equipment. Schon seit 2015 bildet das britische Militär Streitkräfte aus. Großbritannien hatte überdies als erstes Land die Lieferung moderner Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 in Aussicht gestellt – kommenden Monat sollen sie in der Ukraine eintreffen. Das Training von ukrainischen Soldaten an dem Panzer hat bereits begonnen. Im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz hat Sunak vor einigen Tagen überdies weitere Waffenhilfe für die Ukraine im Krieg gegen Russland angekündigt.

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